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OB eröffnet den "Kampf" Halle bewirbt sich als Kulturhauptstadt Europas 2025

Von Robert Briest 18.08.2016, 15:17
Die Stadt Halle - 2025 auch Kulturhauptstadt?
Die Stadt Halle - 2025 auch Kulturhauptstadt? MZ/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Bernd Wiegand hat den seit vergangener Woche offen ausgetragenen Streit zwischen Magdeburg und Halle um die kulturelle Vorherrschaft im Lande am Donnerstag auf einen neue Ebene gehoben. Statt um die kulturelle Krone in Sachsen-Anhalt sollen beide Städte nach den Vorstellungen des halleschen Oberbürgermeisters nun sogar um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt ringen.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand spricht sich überraschend für Halles Bewerbung aus

Der OB werde dem Stadtrat in dessen Septembersitzung eine Beschlussvorlage zur Bewerbung um den Titel Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2025 vorlegen, kündigte das Rathaus am späten Nachmittag an. Der Rat solle entscheiden, ob er Wiegand mit der Erstellung eines Grobkonzeptes beauftragt. Sollte das Votum positiv ausfallen, will der OB den Stadträten dieses bis zur Sitzung im Februar 2017 vorlegen.

Der Titel der europäischen Kulturhauptstadt, das hat die EU bereits festgelegt, soll im Jahr 2025 an eine slowenische und eine deutsche Stadt gehen. Die Rathausspitze sieht Halle hierfür offenbar als geeigneten Bewerber, wie sie mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein verkündet: „Halle ist eine lebendige Kulturmetropole Europas. Klassische wie renommierte Kultureinrichtungen und Akteure genießen überregionale, europäische und weltweite Aufmerksamkeit“, heißt es in der offiziellen Begründung der Stadt.

Anschließend werden zentrale Kultureinrichtungen wie die Stiftung Händel-Haus, die Landesmuseen und die Franckeschen Stiftungen aufgezählt. Auch ein Verweis auf die freie kreative Szene und die Street Art folgt. Der Faktor Kultur sei ein wesentlicher Bestandteil des Dreiklangs Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. Für ein persönliche Begründung seiner Idee war Oberbürgermeister Bernd Wiegand am Donnerstag nicht erreichbar.

Kulturhauptstadt Europas 2025: Halle als Gegenspieler für Magdeburg?

Mit einer Bewerbung würde Halle in direkte Konkurrenz zu Magdeburg treten. An der Elbe hat die Bewerbung allerdings schon einen deutlich längeren Vorlauf. Bereits 2011 entschied der Stadtrat, dass sich Magdeburg auf den Titel der Kulturhauptstadt bewerben soll. Ursprünglich sollte dies schon für 2020 erfolgen, dann verlegte die EU das deutschen Vorschlagsrechtjedoch um fünf Jahre.

Die Landeshauptstadt betreibt die Bewerbungsvorbereitung sehr ernsthaft, eine Imagebroschüre ist bereits erschienen, auch ein Plakatkampagne mit dem Slogan „Unscheinbar sein – Sichtbar werden“ lief bereits zu diesem Thema.

Bildungsminister Marco Tullner hatte vergangene Woche mit einer kritischen Äußerung zur Magdeburger Bewerbung für einen Aufflammen der traditionellen Konkurrenz zwischen den beiden Großstädten des Landes gesorgt. Es sei Teil des sachsen-anhaltischen  Gründungskonsens, dass Halle die Kulturhauptstadt sei, hatte er gegenüber MZ erklärt.

Magdeburgs OB Lutz Trümper polterte daraufhin via Medien: „Es gibt keine Kulturhauptstadt in Sachsen-Anhalt.“ Und auch keinen Gründungskonsens über Halles kulturelle Bedeutung. Wiegand  hatte sich zunächst in der Diskussion nicht zu Wort gemeldet, bis zu seinem Vorstoß am Donnerstag.

Auch Chemnitz meldet Ansprüche auf die Kulturkrone an

Sollte der bei den Stadträten auf offene Ohren treffen und sich Halle tatsächlich um die europäische Kulturkrone bewerben, wäre Magdeburg nicht der einzige Gegenspieler. Vor zwei Tage meldete Chemnitz Ansprüche auf den Titel an. Dresden, Nürnberg, Würzburg  und Stralsund haben dies schon getan. Und auch in Kassel und Mannheim liebäugelt man mit einer Bewerbung, die, das zeigt das Beispiel Chemnitz, auch mit Kosten verbunden wäre. Die sächsische Großstadt kalkuliert mit notwendigen Investitionen von 20 Millionen Euro bis 2025.

Mit großer Konkurrenz um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt hat  Halle bereits Erfahrung. Schon im Jahr 2004 gab es – noch zu Zeiten von Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler eine dahingehende Kampagne mit Blick auf die Vergabe des Titels für 2010. Damals konkurrierte  Halle mit insgesamt  neun anderen Städten und schaffte es unter die letzten Vier. Am Ende musste sich die Saalestadt nur dem letztlich siegreichen Ruhrgebiet mit Essen (Thema „Strukturwandel“) und der deutsch-polnischen Doppelstadt Görlitz geschlagen geben, deren Bewerbung damals auf dem Höhepunkt der Europa-Euphorie großes Aufsehen erregt hatte. (mz)