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Erneut Ehrung für Willi Sitte

Von Katja Pausch 29.08.2008, 19:00

Halle/MZ. - Gewürdigt wird mit dem Preis das Lebenswerk des Malers und Grafikers, der 1921 im tschechischen Kratzau als Sohn eines Zimmermanns geboren wurde und von 1936 bis 1939 die Kunstschule des nordböhmischen Gewerbemuseums Reichenberg, anschließend bis 1940 die Meisterschule für Malerei in Kronenburg in der Eifel besuchte. Im wesentlichen ist es in der Zeit seines Aufenthalts in Halle seit 1947 entstanden.

Nachdem Sitte 1947 nach Halle übersiedelte, trat er ein Jahr später der halleschen Künstlervereinigung "Die Fähre" bei. Zu dieser Zeit begann der junge Sitte seine Studien in Industriegebieten und Bergwerken. 1950 trat er dem neu gegründeten Verband Bildender Künstler Deutschlands bei. Als Dozent (1951 bis 1986), später Professor (1959) an der damaligen Hochschule für industrielle Formgestaltung und letztlich als Direktor der dortigen Sektion Bildende Kunst leitete Sitte neben Bernhard Heisig die Erneuerung des großen politischen Gemäldes ein.

Zahlreiche Funktionen und Ämter hatte Sitte inne, unter anderem war er Mitglied der Akademie der Künste der DDR, Präsident des Verbandes Bildender Künstler, Volkskammerabgeordneter. Und zahlreich - trotz seiner umstrittenen Persönlichkeit - auch die Ehrungen. Unter anderem erhielt Sitte 2007 den Bürgerpreis "Der Esel, der auf Rosen geht". Nun kommt eine weitere für einen der wichtigsten deutschen Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinzu: der "Hallesche Kunstpreis".

Er sei zunächst sehr überrascht gewesen, so der Geehrte, als er vom Vorsitzenden des Halleschen Kunstvereins, Hans-Georg Sehrt, die Nachricht erfuhr. Er betrachte den Preis als eine "Anerkennung nicht nur meiner künstlerischen Leistungen, sondern auch meiner politischen Entscheidungen", so Willi Sitte. "Ich habe den Mut gehabt, den Krieg für mich zu beenden", kommentiert er seinen Übertritt während seiner Soldatenzeit 1944 in Bologna in die Reihen der Partisanen. Bis zum Kriegsende hat Sitte am Widerstandskampf zur Befreiung Italiens teilgenommen, danach als freischaffender Künstler in Mailand gelebt. "Nun ist Halle meine Heimat, hier fühle ich mich wohl", bekennt der Maler und Grafiker, der bereits neue Arbeiten in Angriff genommen hat: "Ich habe wieder begonnen zu zeichnen."

Der undotierte Ehrenpreis in Form einer Bronze-Kleinplastik, entworfen von dem Bildhauer Bernd Göbel, wird Willi Sitte am 27. Oktober in einer Festveranstaltung der Stadt von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) und dem Kunstvereinsvorsitzenden überreicht. Unterstützt wurde der Hallesche Kunstverein bei seinem Vorhaben übrigens von der Firma Tief- und Spezialbau Halle GmbH.