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Energiewende in Halle  Energiewende in Halle: Größter Wäremespeicher der Welt geht an den Start

Von Oliver Müller-Lorey 20.09.2018, 12:30
Der neue Energiespeicher ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch schön anzusehen.
Der neue Energiespeicher ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch schön anzusehen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Das, was die Stadtwerke für die Hallenser und die Umwelt an der Dieselstraße gebaut haben, ist nicht weniger als ein neues Denkmal - und ein ziemlich nützliches noch dazu. Am Mittwoch ist nach zwei Jahren Bauzeit der „Energie- und Zukunftsspeicher“ neben dem Gaskraftwerk in Betrieb gegangen. Scherzhaft wird von der größten Thermoskanne der Welt gesprochen, weil der riesige Tank tatsächlich der größte seiner Art ist.

Er funktioniert nicht anders als ein gut isolierter Wasserbehälter mit zwei Ein- und Ausgängen. Mit ihm kann die Energieversorgung Halle (EVH) Energie in Form von Wärme zwischenspeichern.

Halles Energiespeicher soll bald auch nachts leuchten

Bereits die Außenlackierung aus roten und blauen Quadraten in verschiedenen Farbtönen ist ein Hingucker. Bei der feierlichen Inbetriebnahme präsentierte Kraftwerksleiter Hans-Ulrich Thiel einen bisher unbekannten Plan für die Nacht: „Wir wollen den Speicher anstrahlen. Rot, wenn er geladen wird und grün, wenn er entladen wird“, sagte er und zeigte erste Animationen.

Die rote Beleuchtung sorgt dafür, dass der Kessel aussieht, als würde er glühen. Sollten die Strahler, wie es Thiel vorsieht, noch vor Weihnachten installiert werden, hätten die Hallenser ein spektakuläres Fotomotiv - mit Denkmalcharakter.

Wenn zu viel Strom produziert wird: So funktioniert der Energiespeicher

Der Energiespeicher könnte ein Klima-Denkmal sein, denn er garantiert, dass der steigende Anteil von erneuerbaren Energien nicht zu Versorgungsengpässen und steigenden Strompreisen führt: Produziert die EVH mit ihren Gaskraftwerken Strom, fällt dabei auch Wärme an, die über die bekannten Fernwärme-Rohre zu den Haushalten gelangen. Doch weht ein starker Wind und scheint die Sonne, gibt es ein Strom-Überangebot wegen der Windräder und Solarpanels.

Die EVH verdient an ihrem Strom nichts mehr und müsste das Kraftwerk aus finanziellen Gründen eigentlich abschalten, wodurch aber keine Wärme mehr produziert würde. Hier kommt der Wärmespeicher ins Spiel: In ihm kann für bis zu drei Tage Wärme im Wasser - umgerechnet 250.000 Badewannen - zwischengespeichert werden.

Die Stadtwerke müssen an wind- und sonnenreichen Tagen somit nicht extra ihre Kraftwerke anwerfen, sondern können Fernwärme aus dem Tank bereit stellen.

Energieinitiative in Halle wächst

„Das ist ein außergewöhnlicher Tag für Halle und ein Schritt zur Energiewende. Halle rüstet sich für die Zukunft“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Sachsen-Anhalts Umwelt- und Energieministerin sei der Wärmespeicher ein besonderes Anliegen, sagte Claudia Dalbert (Grüne). „Wir in Sachsen-Anhalt können nicht die Welt retten, aber das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Dalbert, die am Festakt teilnahm.

Am Rande der Inbetriebnahme traten der sogenannten Energieinitiative Halle außerdem fünf weitere Mitglieder bei. Die Initiative besteht aus größeren Firmen und Wohnungsgenossenschaften, die der EVH vertraglich garantiert Fernwärme abnehmen.

So können die Kraftwerksbetreiber mit sicheren Absatzmengen rechnen und bessere Preise anbieten. Bereits 32 Megawatt in drei Jahren mehr Wärme habe man aufgrund der Initiative abgesetzt, sagte Olaf Schneider, Geschäftsführer der EVH. (mz)