Fabeltier aus Halle Elemück: Wie ein Fabeltier des halleschen Grafikers Robert Voss in Leipzig zum Sinnbild und Theatermaskottchen avanciert

Halle (Saale) - Schade, dass dieses Tier nicht gleich zum Grundsortiment der Schöpfung gehörte. Es hätte den idealen Gast an Bord der Arche Noah abgegeben. Klein und platzsparend bei der Fahrt über die Sintflutwellen - und anschließend gleich wieder groß, ja imposant, wie es sich gehört für so ein Schwergewicht: „Elemück“ heißt das von dem halleschen Künstler Robert Voss kreierte Fabelwesen, in dem die altbekannte Redensart „aus einer Mücke einen Elefanten machen“ nicht nur Gestalt annimmt, sondern auch gleich noch die Umkehrung und Rückverwandlung mit inszeniert ist.
Vielleicht ist diese Vieldeutigkeit und Doppelbödigkeit der Grund dafür, dass das eigentlich hallesche Tier nun in Leipzig Karriere macht. Im Lindenauer Kulturhaus „Westflügel“ ist es zum Sinn- und Motto-Bild des ganzen Sommerspielplans geworden: Nicht in irgendeinem Laden also, denn der Westflügel - ein vor elf Jahren von einem Verein wiederbelebtes einstiges Ballhaus - ist zu einer internationalen Top-Adresse des Figurentheaters geworden.
Haus gerettet
Und einer von denen, die das Haus gerettet und in dieser Weise umprofiliert haben, ist Robert Voss, der sich als einstiger Hausgrafiker und Ausstatter im Dienste der hiesigen „Puppe“ bereits zuvor große Verdienste um eben dieses international renommierte Figurentheater erworben hatte. Nun, in Leipzig, hat er’s insbesondere mit dem inzwischen berühmten Haus-Ensemble „Wilde und Vogel“ zu tun - zudem mit einem Netzwerk anderer, international tätiger Künstler, die sich dem Haus verbunden fühlen.
Und ihrer aller Zeichner ist nun Robert Voß, der zahlreiche Kostproben seines Schaffens als quasi permanente Dauerausstellung in der Westflügel-Hausbar namens Frölich & Herrlich (benannt nach den einstigen Besitzern) präsentiert. Dabei fällt insbesondere die auch zeichnerische Nähe von Voss zur Figurenwelt des Theaters auf.
Auf einem seiner Plakate für eine Solo-Inszenierung liefert Voss zum Beispiel in einer Art Comic die urkomische und zugleich anrührende Beziehungskiste zwischen zwei miteinander verbandelten Stühlen. Und auch die Darstellung der berühmten E.T.A.-Hoffmann-Figur Zaches zeigt seine gedankliche Nähe zu Puppen, die als Theaterprotagonisten funktionieren müssen.
Stipendiat der Landeskunststiftung
Dem Thema Ausstattung wird Voss bei seinem aktuellen Projekt als Stipendiat der Landeskunststiftung wieder näher rücken und großformatige Zeichnungen von Karussellen vorlegen. Gut möglich, dass er sich damit in preisverdächtige Regionen bewegt - jene Regionen, in denen sein Leipziger Westflügel-Projekt schon ist, mit der kürzlich erfolgten Ehrung, eine der besten deutschen Bühnen aus der freien Theaterkultur zu sein.
Wie das in nur zehn Jahren zu schaffen war? Indem man aus einer kleinen Idee eine große Sache - sprich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hat - ohne den Charme und das Agile des Kleinen, sprich der Mücke, preiszugeben. (mz)
„Westflügel“, Hähnelstraße 27, Leipzig-Lindenau, www.westfluegel.de Den Elemück gibt es als Poster zu kaufen: www.robertvoss-poster.blogspot.com