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Eishockey Eishockey: Ein großer Traum

Von GOTTFRIED SCHALOW 12.02.2014, 21:50
Irene Heise will als Eishockey-Spielerin hoch hinaus.
Irene Heise will als Eishockey-Spielerin hoch hinaus. Stefan Mittelstädt Lizenz

HALLE (SAALE)/MZ - Den großen Moment hat Irene Heise verpasst. Da war nun wirklich mal ihr geliebter Sport im Fernsehen und sie hat dann doch so gut wie nichts gesehen. Vom Frauen-Eishockey ist die Rede, eine jener typischen Randsportarten, die nur alle vier Jahre bei Olympia mal ein kleines Stück öffentliche Aufmerksamkeit bekommen.

Irene Heise hätte sich gern das Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft angeschaut. Im Gegensatz zu den Männern haben sich die Frauen wenigstens für Sotschi qualifiziert. Doch es gab Wichtigeres zu tun. Im bayerischen Füssen findet derzeit ein Vorbereitungslehrgang für die U-18-Weltmeisterschaft statt. Ende März steht die B-Weltmeisterschaft an und da gehört Irene Heise zum harten Kern.

"Mein großes Ziel sind die Olympischen Winterspielen in vier Jahren"

„Ganz spät am Abend habe ich dann doch noch ein paar Ausschnitte gesehen. Dass da über 5 000 Zuschauer dabei waren, war schon ein Traum. Und dann hat sich das Team gegen Gastgeber Russland ja auch noch richtig gut geschlagen. Eine Dreiviertelstunde lang haben sie geführt, ehe es dann doch die erwartete Niederlage mit 1:4 gab.“ Am Dienstag musste die deutsche Mannschaft zum zweiten Mal in Sotschi ran. Nach der 0:4 Niederlage gegen Schweden ist das olympische Abenteuer für die Eishockey-Frauen aber schon beendet. Am Donnerstag geht’s gegen Japan wohl das letzten Mal aufs Eis.

Für Irene Heise liegt Olympia noch im Land der Träume. Dafür ist sie einfach noch zu jung, am 8. Januar ist sie gerade 17 Jahre alt geworden. Trotzdem schnürt sie schon seit zwölf Jahren selbst die Schlittschuhe. Aber ein Vorgeschmack, ein erstes Reinfühlen, ist es dann doch. „Mein großes Ziel sind die Olympischen Winterspielen in vier Jahren“, sagt sie selbstbewusst. Und da könnte sie als erste Eishockey-Spielerin aus Halle dabei sein.

Vor zwölf Jahren hat der Opa die kleine Irene einfach mal zum Training in die Eissporthalle am Gimritzer Damm mitgenommen. Daraus wurde schnell ein Vollzeitprogramm. Erst Kindergarten, dann Schule, später Sportschule, und immer wieder Training, Tag für Tag. „Das war natürlich anstrengend. Vor allem mit den weiten Wegen. Ohne die Fahrgemeinschaften, die die Eltern jeden Tag organisierten, wäre das überhaupt nicht denkbar gewesen“, sagt Irene.

"Der große Vorteil sind hier einfach die kurzen Wege"

Und dann waren da ja auch noch die Jungs, mit denen sie immer in einer Mannschaft gespielt hat, und denen sie immer wieder aufs Neue beweisen musste und wollte, dass sie genauso gut ist. Irene Heises Talent wurde schnell erkannt. Gemeinsam mit der ein Jahr älteren Lara Fischer, die in Halle ebenfalls mit den Jungs dem Puck hinterherjagte, ist sie nun am Olympiastützpunkt Berlin zu Hause. „Der große Vorteil sind hier einfach die kurzen Wege. Vom Internat bis zur Eishalle sind es gerade mal fünf Minuten. Trotzdem ist das alles sehr anstrengend, abends falle ich dann immer todmüde ins Bett. Für irgendwelche Hobbys bleibt kaum Zeit.“

Zurzeit spielt sie mit einer Gastlizenz für die Damen-Bundesliga-Mannschaft der Berliner Eisladys im alten Wellblechpalast. Auf 18 Einsätze in der laufenden Saison hat es Irene Heise mit der Rücken-Nummer 26 schon gebracht. In einer Liga, die mit sechs Mannschaften am untersten Rand der Spielfähigkeit ist. Mehr als hundert Zuschauer verirren sich selten zu den Spielen. Eine Randsportart eben.

Irene Heise war auch live dabei, als sich die deutsche Damen-Mannschaft vor einem Jahr in Weiden vor 1 500 Zuschauern für Olympia qualifiziert hat. So durfte sie ein wenig olympische Luft schnuppern. Da wird die Sehnsucht nach Olympia, einem Stück öffentlicher Aufmerksamkeit, nachvollziehbar.