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Eishockey Eishockey: Der Ticker-Verticker

Von GOTTFRIED SCHALOW 15.03.2012, 21:31

Halle (Saale)/MZ. - Man könnte alles auf eine völlig unromantische Plus-Minus-Rechnung reduzieren: Sein Hobby kostet in sieben Monaten den Spritpreis für runde 30.000 Fahrkilometer und obendrein noch sieben Tage Urlaub. Viel Freizeit und eine Stange Geld, für die Martin Bergau ganz sicher auch andere Verwendungsmöglichkeiten finden würde. Aber nein: Das Hobby Eishockey ist heilig. Also setzt sich der Bürokaufmann in Ausbildung Wochenende für Wochenende zusammen mit einer Handvoll Fans aus Dölbau ins Privat-Auto und reist den Saale Bulls zu Auswärtsspielen hinterher. Dann schlägt Martins Bergaus Stunde: Er ist der Mann am Live-Ticker, einer Einrichtung, die ist in dieser Saison ihre Premiere hatte und in kürzester Zeit Kult wurde.

Martin Bergau ist normalerweise einer, der sehr ruhig und wohlüberlegt spricht, lieber einmal länger nach einem passenden Wort sucht, anstatt etwas unüberlegtes, unpassendes zu erzählen. Passt irgendwie in die Vorstellungswelt vom Kaufmann hinter dicken Aktenstapeln auf einem sehr übersichtlichen Schreibtisch. "Ja, stimmt schon irgendwie. Aber wenn ich anfange, auf meinem Computer die Live-Reportagen zu schreiben, dann bin ich wohl tatsächlich wie ausgewechselt. Das bekomme ich immer wieder von Leuten aus meiner Umgebung zu hören, ich selbst kann das ja schlecht beurteilen", sagt Martin Bergau.

Seine Live-Reportagen sind natürlich parteiisch. Parteiisch für die Saale Bulls, da zittert er mit, wenn seine Mannschaft in Unterzahl ist, der Torjubel hat dann dafür mindestens acht OOOOOOOOs. Und er verschweigt auch nicht, wenn er dann mal zum Ende eines Drittels ganz dringend auf Toilette muss, aber eben nicht kann oder nicht darf, weil Hunderten daheimgebliebenen Fans dann eben im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück Drehbuch fehlen würde. Und Martin Bergau kennt sich in der Eishockey-Fachsprache aus. Er versteht die komplizierten Abseitsregeln. Er weiß auch, was ein Empty-Net-Goal ist. Also ein Treffer ins leere Tor, wenn eine Mannschaft das Risiko eingegangen ist, den Torwart durch einen zusätzlichen Feldspieler zu ersetzen.

Das alles ist um so erstaunlicher, da Martin Bergau nie selbst Eishockey gespielt hat. "Das alles habe ich mir selbst beigebracht", sagt er. Und zwar in kürzester Zeit. Vor sechs Jahren erst war er zum ersten Mal beim Eishockey. Bei einem Freundschaftsspiel der Saale Bulls gegen die tschechische Mannschaft aus Kadan. "Mein Cousin hat mich damals in die Eissporthalle mitgenommen. Und dabei hat mich dieser Sport beim ersten Mal gar nicht so richtig begeistert", sagt er ehrlich. Es waren noch ein paar Spiele mehr nötig, um aus Martin Bergau einen Überzeugungstäter und später den Ticker-Verticker zu machen.

Sponsor ganz unkompliziert

Fanclub Dölbau - das ist aber mehr als einfach nur Eishockeybegeisterung. Das ist auch soziales Denken. Nichts beschreibt das besser als die Hilfe für die zweite Mannschaft der Saale Bulls. Die stand Anfang des Jahres reichlich hilflos in der Vereinsgaststätte Penalty. Es fehlte am nötigen Kleingeld für teure Ausrüstungsutensilien. Im konkreten Fall mussten neue Stutzen her. Es folgte eine kurze Nachfrage vom Fanclub-Chef Dirk Friedemann, um welchen Geldbetrag es sich handelt. Die Dölbauer haben für 450 Euro Stutzen gekauft. Sponsoring der unkomplizierten Art.

Martin Bergau hat damals mitgesammelt. Am Freitag erlebt er eine Premiere. Erstmals fährt er im Teambus zu einem Auswärtsspiel. "Da fallen bestimmt exklusive Informationen für meine Leser ab", freut er sich auf die Tour nach Füssen.

Ein Auto für 150 Euro

Ein anderer Fan hatte am Donnerstag seine große Stunde. Matthias Spiegler drehte die erste Runde im neuen Suzuki Swift. Den hatte er beim Puckspiel für die gesamte Saison gewonnen. Schwimm-Weltmeister Paul Biedermann hatte am Sonntag sein Los mit der Nummer 1 225 gezogen. "Ich habe pro Heimspiel drei Pucks für je zwei Euro gekauft. Am Ende also etwa 150 Euro. Nicht schlecht für ein neues Auto", freute sich Matthias Spiegler.