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Eishockey Eishockey: «Da sind noch sechs Jahre Zeit»

Von GOTTFRIED SCHALOW 06.03.2012, 21:11

Halle (Saale)/MZ. - Ganze sieben Monate war der Ur-Bayer Lukas Steinhauer in Halle. Sieben Monate, in denen er Spuren hinterlassen hat. So viele, wie andere Torhüter in drei Jahren nicht. Er hat die Herzen der Saale-Bulls-Fans erobert, vor allem mit seinen Kasatschok-Tanzeinlagen mit Christian Köllner, die zum Ritual nach jedem Spiel geworden sind. Er hat fast im Alleingang wichtige Spiele gewonnen, zuletzt am Sonntag in Duisburg. Er hatte aber auch einige entsetzliche Aussetzer. Gleich zum Saisonstart gegen Fass Berlin, als er nach vier Gegentoren fertig mit sich und der Welt vom Eis schlich, und dann noch einmal mit bislang noch unabsehbaren Folgen im ersten Gruppenspiel der Aufstiegsrunde gegen Timmendorf.

"Ich weiß, da waren schon ein paar hässliche Dinger dabei", sagt Lukas Steinhauer. Er redet nicht lange um den heißen Brei herum. Andere wären an diesen Fehlern vielleicht zerbrochen, nicht aber Steinhauer, der in diesen sieben Monaten auch einen erstaunlichen Reifeprozess durchgemacht hat. Daran hat auch Trainer Jiri Otoupalik einen entscheidenden Anteil. "Er hat mich immer wieder aufgebaut, mir Vertrauen geschenkt, mir viel Eiszeit gegeben."

Schon fast legendär ist die Video-Lehrstunde, die Otoupalik extra für seinen Torwart zusammengestellt hatte. Peinliche Fehler von Dominik Hasek hat er ihm gezeigt. Von Hasek, einem der besten Eishockey-Torleute aller Zeiten. Steinhauer: "Das hat mir wieder Mut gemacht. Auch seine ständig wiederholte Aussage, dass ein Torwart im Schnitt erst mit 26 Jahren konstante Leistungen über einen längeren Zeitraum bringt."

Steinhauer wird am 27. August 20 Jahre alt. "Da sind also noch sechs Jahre Zeit", sagt er und weiß, dass er auch Fehler machen darf in seinem noch jugendlichen Alter. So ärgerlich die auch sind. "Niemand hat mir deswegen den Kopf abgerissen."

Genug der Fehler. Es zeichnet Steinhauer ohnehin aus, dass er fast als allererstes darauf selbst zu sprechen kommt. Scheinbare Rückschläge haben ihn in seinem Beruf als Eishockey-Torwart eher weitergebracht. Das große Tattoo auf seinem rechten Oberarm mit einer schon fast furchterregenden Torwartmaske aus Großvaters Zeiten beweist, wie sehr er diesen Sport lebt. Sein Ehrgeiz wird deutlich, wenn er stets als Erster seiner Mannschaft auf dem Eis ist, allein vor seinem Tor steht und einen Konzentrationspunkt sucht.

Und unter dem Strich bleiben sowieso die schönen Stunden in Halle im Gedächtnis. Denn so viel kann er am Ende gar nicht falsch gemacht haben. Er wurde erneut in die deutsche U-20-Nationalmannschaft berufen und er hat viel schneller, als er sich das vorgestellt hat, den Sprung in die DEL, die höchste deutsche Eishockey-Liga geschafft. In der kommenden Saison trägt er das Trikot des EHC München.

"Ich weiß natürlich, dass ich mich da erst mal auch wieder hinten anstellen muss. Ich bin erst einmal der Torwart Nummer zwei und bekomme dazu noch eine Förderlizenz für einen Oberliga-Verein im Süden", sagt Steinhauer. Der soll in der Nähe seines Geburtsortes Rosenheim sein. Halle wäre auch eine Möglichkeit gewesen, "aber das ist mit 450 Kilometern Entfernung einfach zu weit weg. Das bringt am Ende niemandem was", so der Torwart weiter.

Am Donnerstag, also einen Tag vor dem Auswärtsspiel in Timmendorf, wird sich Trainer Otoupalik entscheiden, ob er Steinhauer oder seinen Konkurrenten Robert Wolfermann ins Tor stellt. "Ich bin bereit", sagt Steinhauer. Und am Sonntag nach dem Kassel-Spiel soll noch lange nicht Schluss mit der Saison sein. "Die Mannschaft kann im Viertelfinale bestehen", ist Steinhauer überzeugt. Er will noch ein paar mehr Spuren in Halle hinterlassen einschließlich einiger Kasatschok-Einlagen.

Das nächste Fan-Forum beginnt am Donnerstag um 18.30 Uhr in der Gaststätte Penalty.