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Einzigartiger Studiengang an der Burg Giebichenstein Einzigartiger Studiengang an der Burg Giebichenstein: In Halle entsteht das Spielzeug der Zukunft

08.05.2015, 11:25
Auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg bekam Lena Mühl zudem den zweiten Preis im Nachwuchswettbewerb für ihren Farbkreisel „Musil“.
Auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg bekam Lena Mühl zudem den zweiten Preis im Nachwuchswettbewerb für ihren Farbkreisel „Musil“. DPA Lizenz

Halle (Saale) - Aus einem blauen Stoffsäckchen schüttelt Lena Mühl Bauklötze. Eine Hälfte erinnert von der Form her an ein „V“. Die anderen Teile sehen aus wie vereinfachte Vögel. Die 22-Jährige fängt an, die Klötze ineinander zu stapeln. Die Vögel fügen sich perfekt in die „V“-Formen ein. „Auf die Idee für das Steckspiel bin ich gekommen, weil es in der Schule immer hieß: „V wie Vogel““, sagt sie.

Mühl studiert im sechsten Semester Spiel- und Lerndesign an der Burg Giebichenstein. Ihr Fach ist europaweit einmalig. „Lena Mühl gehört zu den engagierten Studentinnen, hat ein gutes Gespür für Gestaltung, ist experimentierfreudig und selbstkritisch in ihren Ausführungen“, sagt ihre Dozentin Karin Schmidt-Ruhland. Die 22-Jährige habe Potenzial.

Stipendium aus New York

Ihre Arbeiten wurden bereits auf der Grassimesse und der Designers' Open in Leipzig ausgestellt. Vor kurzem erhielt die junge Frau von der in New York City ansässigen Vereinigung „Women in Toys“ ein Stipendium in Höhe von 2.500 Dollar für ihre Arbeiten. Damit ist sie nach eigenen Angaben die erste Deutsche mit dieser Auszeichnung. Auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg bekam sie zudem den zweiten Preis im Nachwuchswettbewerb für ihren Farbkreisel „Musil“.

„Der Kreisel ist sehr innovativ, passend zur gesamten Branche“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil, in Nürnberg. Neben erfahrenen Designern sei es wichtig, junge Menschen mit frischen und anderen Ideen für die Spielwarenbranche zu gewinnen.

Das rund 40 Zentimeter große Spielzeug steht vor Mühl auf dem Arbeitstisch in der Kunsthochschule. Es sieht aus wie ein schlichter Brummkreisel. Der Kreisel ist aber multifunktional. Der Körper besteht aus sechs bunten Holzteilen, die beliebig umgesteckt werden können. „Ich habe gesehen, dass Kinder Steckspiele mögen“, erklärt sie in ruhigem Ton. Sie dreht die beidseitig bemalten Holzteile so, dass nur grüne und rote Farben nach oben zeigen. Routiniert bringt sie den Kreisel in Bewegung. Rot und grün mischen sich. Es entsteht plötzlich gelb.

Wunscharbeitgeber Haba und Fischer

„Das Prinzip nennt sich additive Farbmischung“, erklärt Mühl. Wenn eine Taschenlampe mit einem grünen Filter mit einer zweiten Lampe, die einen roten Filter habe, auf eine Stelle leuchte, entstehe gelb. „Statt mit Licht funktioniert dieses Prinzip auch mit Rotation.“

Die gebürtige Bayreutherin wird noch zwei weitere Semester an der studieren. Anschließend wolle sie arbeiten und Erfahrungen sammeln, erklärt Mühl. Die Branche sei aber sehr klein und hartumkämpft, meint sie. Ihre Kommilitonen wollten bei großen Spieleproduzenten wie Haba, Fischer und anderen anfangen. Mühl kann sich eher vorstellen, mit ein paar anderen Designern eine eigene Firma aufzuziehen. Für ihr Studium arbeite sie derzeit an einer Idee für die ganze Familie. Ihr schwebe bereits etwas vor. Doch das bleibe noch ihr Geheimnis. (dpa)