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Einweihung in Halle Einweihung in Halle: Neuer Name für das Laurentius-Gemeindehaus

28.01.2014, 18:35
Regionalbischof Johann Schneider freut sich auf die Einweihung des Hauses in der Puschkinstraße.
Regionalbischof Johann Schneider freut sich auf die Einweihung des Hauses in der Puschkinstraße. Zöller Lizenz

Halle (saale)/MZ - Gut ein halbes Jahr haben die Umbauarbeiten in der Puschkinstraße gedauert. Aus dem ehemaligen Gemeindehaus der evangelischen Laurentiusgemeinde, das die Evangelische Kirche Mitteldeutschlands gekauft hat, ist nun ein modernes Tagungszentrum und der neue Sitz des Regionalbischofs Johann Schneider geworden. Auch die Evangelische Studentengemeinde, die Erwachsenenbildung und der evangelische Schulbeauftragte haben hier ihre Büros. Zur Einweihung am 31. Januar bekommt das Haus auch einen neuen Namen: Felicitas-Haus. Was es damit auf sich hat, verrät Johann Schneider.

Warum der Name Felicitas-Haus?

Schneider: Damit wird Felicitas von Selmnitz geehrt, die von 1488 bis 1558 gelebt hat und eine mutige Hallenserin der Reformationszeit war. Sie hat bislang in Halle kein Gesicht. Es gibt kein Porträt von ihr, aber hier trägt ein evangelisches Haus ihren Namen. Übrigens auf einem Außenschild in der Schreibweise ihrer Zeit, die Familie nannte sich damals von Selmenitz.

Was waren die Verdienste von Frau von Selmitz?

Schneider: Sie war eine mutige Frau, die dem mächtigen Kardinal Albrecht widersprochen hat. Die Adelige, die in Glaucha lebte, war bereits mit 31 Jahren Witwe geworden. Drei Jahre später, 1522, hatte sie sich öffentlich zum reformatorischen Glauben bekannt - sie empfing den Kelch beim Abendmahl von Thomas Müntzer, der Pfarrer an St. Georgen war. Kardinal Albrecht bedrängte sie, sich von der lutherischen Lehre abzuwenden, doch Felicitas von Selmnitz floh stattdessen nach Wittenberg, wo sie geistigen Umgang mit Martin Luther und seiner Familie hatte.

Finden sich heute gar keine Spuren mehr von ihr in Halle?

Schneider: Doch! Noch vor ihrem Tod schenkte Felicitas von Selmnitz ihre Sammlung von Büchern wichtiger Reformatoren der Marienbibliothek. Das bedeutendste darunter ist die erste Bibel in deutscher Sprache von 1534 mit einer persönlichen Widmung Luthers, die heute zusammen mit der Totenmaske von Luther in der Marktkirche zu sehen ist. Felicitas von Selmnitz wurde auf dem Stadtgottesacker begraben. Denn 1547 kehrte sie aus Wittenberg nach Halle zurück und starb hier 1558.

Wer hat Felicitas von Selmnitz als Namensgeberin bestimmt?

Schneider: Das ist eine Entscheidung des Kollegiums des Landeskirchenrates, zu dem die Präsidentin, die Landesbischöfin und die vier Oberkirchenräte gehören. Der Regionalbischof hat in diesem Gremium kein Stimmrecht - aber ich war bei der Beratung dabei.

Und? War das eine gute Entscheidung?

Schneider: Sie passt zu Halle, einer Stadt mit Bürgern, die sich trauen zu widersprechen. Denn Felicitas von Selmnitz war mutig, weil sie als Frau den Widerspruch wagte und zur Wegbereiterin für das evangelische Halle wurde.