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Einbrüche bei Tierärzten Einbrüche in Halle (Saale): Drogen werden aus Tierarztpraxen gestohlen

Von Nele Becker und Alexander Schultz 28.02.2017, 07:00
Einbruchsziel Arznei-Schrank
Einbruchsziel Arznei-Schrank dpa

Halle (Saale) - Halles Tierärzte sorgen sich um ihre Praxen. Hintergrund sind Einbrüche, bei denen Diebe es auf Bargeld, aber auch Medikamente abgesehen haben. Vor gut einer Woche wurde der Einbruch in eine Tierarztpraxis in Weißenfels publik, bei dem auch als gefährlich eingestufte Medikamente gestohlen worden sind. Aber auch in Halle gab es solche Vorfälle bereits.

„Ja, auch bei uns wurde schon eingebrochen und dabei ein Tresor, technische Gegenstände, Medikamente und Katzenfutter gestohlen“, so der Tierarzt Uwe Peschel auf MZ-Anfrage. „Keine Einzelfälle“, meint Julian Azar vom Landesverwaltungsamt (LVWA) in Halle. Er ist der einzige Kontrolleur in Sachsen-Anhalt, der Tierarztpraxen und Apotheken im Land darauf hin überprüft, wie Arzneimittel dort gesichert werden.

Laut Kontrolleur vom Landesverwaltungsamt gibt es regelmäßig Einbrüche in Tierarztpraxen

Laut Azar gibt es regelmäßig solche Einbrüche, wobei er sich vor allem an Fälle im Norden des Landes erinnert. Zwar gehe es dabei meistens um Bargeld, aber auch Medikamente stehen bei den Dieben hoch im Kurs. „Vor allem das verschreibungspflichtige Medikament Ketamin wird bevorzugt mitgenommen“, so Azar. Ketamin gehöre in Tierarztpraxen zur Standardausrüstung, sei aber in der Öffentlichkeit auch als Partydroge und K.O.-Tropfen bekannt.

Dabei falle Ketamin nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und müsse somit nicht verschärft aufbewahrt werden. Wie bei den meisten Arzneimitteln müsse, laut Azar, dieses Medikament zwar so gelagert werden, dass Unbefugte nicht zugreifen können, „dafür reiche aber ein verschließbarer Schrank, der nicht im Griffbereich der Patienten und Praxisbesucher steht.“ Wer das Mittel stehlen möchte, habe es bei einem Einbruch somit zumeist nicht besonders schwer, sagt der Mann vom LVWA.

Tierarzt in Halle: Wer einbrechen will, kommt auch  an die Medikamente ran.

Das wird auch aus einer weiteren bekannten halleschen Tierarztpraxis bestätigt: Wer einbrechen will, komme auch irgendwie an die Medikamente ran, so der Tierarzt. Auch in der Tierarztpraxis Klotz wurde vor einigen Jahren einmal eingebrochen. Es sei nur Geld geklaut worden und leere Packungen wurden durchwühlt. Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, seien aber im Safe sicher eingeschlossen gewesen.

Für Tierarzneimittel, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, „wird konkret gefordert, dass diese in einem verschließbaren und einbruchgesicherten Stahlschrank oder Tresor aufzubewahren sind, ist vom Veterinäramt der Stadt zu erfahren. „Zusätzlich hat der Betreiber der tierärztlichen Hausapotheke schriftlich zu dokumentieren, welche Betäubungsmittel er bezogen, verwendet oder abgegeben hat. Außerdem muss der Bestand regelmäßig kontrolliert werden“, so Stadtsprecher Drago Bock.

Tierarztpraxen und Apotheken: Auch in Halle gibt es vereinzelt Beanstandungen wegen der Lagerung und Dokumentation von Medikamenten

Auch in Halle habe es vereinzelt Beanstandungen wegen der Lagerung und Dokumentation von Medikamenten gegeben, sagt Azar. Laut Rechtslage müssen die Tierarztpraxen und Apotheken aller zwei Jahre kontrolliert werden. Da komme es hin und wieder zu Nachbesserungen - auch freiwilliger Art.

So erhält die potenzielle Partydroge bei Tierärztin Susanne Bönsch eine besondere Behandlung. „Bei uns wird auch Ketamin im Tresor weggeschlossen, da uns diese Art Missbrauch bekannt ist.“ Ebenso wie in der Praxis von Frank-Steffen Proske: „Ketamin besonders aufzubewahren ist keine Pflicht, aber wir tun es trotzdem“, so der hallesche Tierarzt, „weil wir davon ausgehen, dass sich Leute damit volldröhnen.“

Die für Halle und den Saalekreis zuständige Polizeidirektion-Süd hat keine konkreten Zahlen, wie oft in Tierarztpraxen eingebrochen wird. Im Jahr 2015 gab es aber in Halle 16 und im Saalekreis sechs Einbrüche in Apotheken. In sieben Fällen wurden dabei auch Medikamente entwendet, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei einen Rückgang, im Stadtgebiet Halles auf 14, als auch im Saalekreis auf vier Straftaten dieser Art. In drei Fällen wurden dabei auch Medikamente entwendet, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Tierarzt Peschel hat die Sicherheitsmaßnahmen über das gesetzliche Maß hinaus verstärkt. Seine Praxis wird inzwischen zusätzlich „mittels Alarmanlage und Wachschutzzentrale gesichert.“ (mz)