Einbruch im eigentlich geheimen Lagerraum Einbruch im eigentlich geheimen Lagerraum: Kunstkrimi von Halle beschäftigt LKA

Halle (Saale) - Wer kostbare Kunstwerke eines bekannten Malers besitzt, tut gut daran, deren Aufenthaltsort geheim zu halten. Das weiß auch Andreas Splett und würde niemandem verraten, wo in Halle die Hunderten Gemälde und Grafiken seines 2009 verstorbenen Vaters, Meinolf Splett, lagern. Oder lagerten.
Denn einige von ihnen sind, wie es derzeit aussieht, weg. Gestohlen. Die Spur in diesem Kunstkrimi führt in den hohen Norden Deutschlands, und beschäftigt inzwischen das Berliner Landeskriminalamt, wo es ein spezielles Fachkommissariat für Kunstkriminalität gibt. Es geht um professionell gefälschte Bilder, um ausgetauschte Schlösser und einen hilflosen Mieter, der nicht an den Nachlass seines Vaters kommt.
Kunstkrimi in Halle: Alles beginnt mit einem Anruf aus Schleswig-Holstein
Alles beginnt mit einem Anruf aus Schleswig-Holstein. „Am anderen Ende war ein Mann, der fragte, ob ich ihm helfen könne. Ihm wurde ein Bild meines Vaters angeboten und er wollte wissen, ob es echt ist“, erzählt Andreas Splett. Schon beim ersten Blick auf ein Foto, das der Anrufer ihm schickt, sieht er: Das Bild ist nicht von Meinolf Splett. Es ist gefälscht, die Signatur verwaschen.
Splett, selbst kunstinteressiert und als freier Kameramann tätig, recherchiert und findet in Auktionshäusern weitere Fälschungen, woraufhin er die Polizei in Halle einschaltet. Doch nicht nur die interessiert sich für den Fall, sondern inzwischen auch das Landeskriminalamt Berlin. Wie Thilo Cablitz, Sprecher der Berliner Polizei der MZ bestätigt, sei man im Februar durch die Polizei in Halle um Amtshilfe gebeten worden. Zuvor habe der Sohn des Künstlers Meinolf Splett „auf einem Internetportal vorgebliche Arbeiten seines Vaters gefunden, die er eindeutig anhand stilistischer Merkmale als Fälschung identifizieren konnte“, so Cablitz.
Kunstkrimi von Halle erweitert sich durch einen Nachbarschaftsstreit
Der Kunstkrimi erweitert sich durch einen Nachbarschaftsstreit, wegen dem Splett keinen dauerhaften Zugang zu seinem Lagerraum hat und den Diebstahl der Bilder zudem zu spät bemerkt. Damit die Ermittler wissen, wie die Originale aussehen, will er zwei Beamte zu den Kunstwerken führen. Gut versteckt befinde diese sich in einem Haus mit mehrfach gesicherter Eingangstür inklusive Alarmanlage. „Aber als ich aufschließen wollte, passte der Schlüssel nicht“, erinnert sich Splett. Ein Mieter des Hauses habe die Schlösser ausgetauscht, lasse ihn nicht mehr ins Gebäude. Warum, das könne er sich nicht erklären. Selbst eine einstweilige Verfügung eines Gerichts hilft ihm nur für kurze Zeit.
Als er sich schließlich mit Hilfe der Polizei und eines Schlüsseldienstes Zugang verschafft, erschrickt er. Die Tür seines Lagerraumes steht offen. „Meine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Jemand hat die Bilder durchgesehen. Auf dem Boden lag eine leere Folie, in der ein Bild eingepackt war.“ Hat der Einbruch etwas mit den Fälschungen zu tun? Warum wurden die Schlösser ausgetauscht? Wer wusste von dem geheimen Lager?
Kunstkrimi von Halle: „Ich komme nicht in den Raum und weiß deshalb auch nicht, welche Bilder fehlen“
Fragen, die ungeklärt sind. Und die Probleme gehen weiter. Die Polizei sichert Spuren und bittet Splett, eine Liste gestohlener Kunstwerke anzufertigen. Doch das kann er nicht. „Ich komme nicht in den Raum und weiß deshalb auch nicht, welche Bilder fehlen“, sagt er. So bleibt ihm nur übrig, von seiner Wohnung aus zu überprüfen, welche Bilder im Lagerraum waren. Einige hängen bei ihm an der Wand, eines ist in der Moritzburg ausgestellt und einige Grafiken liegen noch von einer gerade zu Ende gegangenen Ausstellung auf seinem Wohnzimmertisch.
Günstig sind die Bilder von Meinolf Splett allesamt nicht. Bis zu 70.000 Euro sind sie Wert, schätzt sein Sohn. Die teuersten sind Gemälde, die der im Dritten Reich zum Tode verurteilte Maler - er sprang dem Tod noch von der Schippe, weil er an die Ostfront geschickt wurde - in seiner Zelle im Roten Ochsen fertigte und solche, die vor der Verbrennung gerettet werden konnten. Aber unabhängig davon haben die Bilder seines Vaters für Andreas Splett auch einen ideellen Wert. „Dass sie einmal wegkommen könnten, damit habe ich nie gerechnet. Ich bin schockiert“, sagt er. (mz)