Ein Tattoo ist für immer und ewig treu
Halle/MZ. - "Der Trend zum Schmuck auf der Haut ist ungebrochen", sagt Tätowierer Rüdiger Franke, der in dieser Woche mit der Körperskulptur-Künstlerin Elvira Schinschke sein Studio "Tapiemanie & Alcatraz Tattoo" in Halle eröffnet hat. Derzeit angesagt sind tätowierte Sterne in allen Größen, Formen und Farben; sowohl als sichtbarer oder als geheimer Schmuck an allen möglichen Körperstellen, so Franke über die Szenen-Trends.
Doch wer sich mit Farbe impfen lassen will, sollte zuvor gut überlegen. Hautschmuck, das sagt der Experte, sei nicht gleichzusetzen mit Modeschmuck. Das Tattoo begleitet seinen Besitzer das ganze Leben. Und ein Motiv, das bei einem 20-Jährigen noch echt klasse aussieht, kann eine ganz andere Wirkung haben, wenn der Träger eines Tages 70 ist.
Der 38-Jährige erinnert etwa an den Zeitgeschmack der Steißbein-Tattoos, die Ende der 90er Jahre als Folgeerscheinung der Bauchfreimode massenhaft gestochen und im Volksmund "Arschgeweih" genannt wurden. "Die sind mittlerweile total out. Frauen, die damals Mädchen waren, bereuen heute ihre Jugendsünden", so Franke. Deshalb sei es wichtig, die Kundschaft aufzuklären und Regeln aufzustellen. "Unsere Kunden müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Selbst wenn die Mutti mitkommt und ihr Einverständnis gibt, lehne ich bei Jüngeren den Job ab", sagt Rüdiger Franke und spricht vom Berufsethos in einem Beruf, der bis heute leider nicht anerkannt sei.
Oft bestehe der Wunsch, selbst gezeichnete Motive verewigen zu lassen. Auch hier ist Skepsis angebracht. "Häufig muss man den Kunden überzeugen, von seiner Idee abzulassen oder zumindest zu seinen Gunsten das Motiv überarbeiten", erzählt der Künstler, der ebenso das Stechen von Namen des Freundes oder der Freundin ablehnt. Warum das so streng gehandhabt wird, begründet Franke gleich selbst. Zeiten änderten sich und mit ihnen auch der Kontext "für immer und ewig". "Wenn ich zeitlebens jede Freundin auf meinem Körper notiert hätte, wäre ich kunterbunt".
Der Hallenser, der das Handwerk vor rund sechs Jahren bei Ringo Neudeck von Alcatraz-Tattoo gelernt hat, ist recht platzsparend mit seiner eigenen Haut umgangen. Bis auf ein einziges Pentagramm auf dem Rücken zieren lediglich zwei Bilder seine Waden - eines seiner Eltern und eines von seiner Ex-Freundin, das der spanische Tattoo-Meister "Robert Hernandez" gestochen hat.
Doch was kann man tun, wenn das eigene Tattoo plötzlich "out" ist? Wer sein Tattoo nicht mehr mag, kann es laut Franke mit einem anderen Motiv überdecken. "Ich versuche, dabei so gut wie möglich zu helfen." Die Alternative wäre, es beim Hautarzt weglasern zu lassen. Das sei aber schmerzhaft und könne Narben hinterlassen, so Franke. Deshalb sei es besser, vorher zu überlegen, was zeitlebens schmücken soll. Über hämische Sprüche à la "by, by Arschgeweih" können viele Trägerinnen aus heutiger Sicht nicht lachen.