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Ein Sachse verwertet Halles Müll

Von MICHAEL TEMPEL 21.01.2011, 19:38

HALLE/LOCHAU/MZ. - Der Hausmüll der Hallenser wird seit Anfang des Jahres komplett sortiert und verwertet. Die dazu angeschaffte Anlage auf dem Gebiet der ehemaligen Deponie Lochau im Saalekreis wurde gestern offiziell eingeweiht. Die Stadtwerke-Tochter RAB kann mit ihren Aktivitäten durchaus als Vorreiter auf diesem Gebiet in Sachsen-Anhalt betrachtet werden. Der Chef der Anlage ist jedoch ein Sachse: Ralf Barnewitz sorgt mit sechs Kollegen dafür, dass alles reibungslos funktioniert.

Den zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft hatte der 53-Jährige auf der gestrigen Feierlichkeit jede Menge Fragen zu beantworten. Doch da war der gebürtige Zwickauer Barnewitz in seinem Element: Technische Daten wie Durchsatzmengen, Teilchendurchmesser, Wertstoffzusammensetzungen und -Verwendung kommen bei ihm wie aus der Pistole geschossen. "Ich bin seit 1990 in der Abfallwirtschaft tätig", sagte Betriebsleiter Barnewitz. Seit Jahren arbeitet er zudem in Lochau - zunächst bei der Firma Fehr. Diese hatte die Sortieranlage in den 90er Jahren für die Verwertung von Gewerbeabfällen auf dem Deponiegelände errichtet und später den Stadtwerken Halle verkauft. "Die Anlage ist für die Verwertung von Hausmüll umgebaut worden. Sie ist nun flexibler einsetzbar", so Barnewitz. Im Klartext heißt das: Die Trennverfahren (in Lochau wird ausschließlich mechanisch, also ohne Handarbeit sortiert) können so variiert werden werden, dass die Qualität der gewonnenen Wertstoffe stets der Marktlage und der Kundennachfrage angepasst werden kann.

In Lochau werden aus den 60 000 Tonnen Hausmüll, die pro Jahr in Halle anfallen, beispielsweise Holz, Pappe, Folien und Metalle aussortiert und verkauft. Insgesamt sollen so etwa zehn Prozent der Abfallmenge vermarktet werden. Der Rest wird biologisch verwertet (Heizgasgewinnung) beziehungsweise verbrannt. Auf diese Weise sollen die Gebühren der Hallenser in den kommenden Jahren stabil gehalten werden. In den vergangenen Jahren ist Halles Hausmüll ausschließlich verbrannt worden. "In der Region gibt es genügend Verbrennungsanlagen. Das ist aber kein Grund, alles durch die Esse zu jagen", sagte Halles Bau- und Umweltdezernent Thomas Pohlack bei der Einweihung.

Nach Barnewitz' Angaben läuft der Betrieb der Sortieranlage seit Jahresbeginn ohne Kinderkrankheiten. Man merkt ihm an, dass er in seinem Job aufgeht. Gelernt hat Barnewitz übrigens Schlosser. Beim VEB Sachsenring hat er früher Trabis montiert. Heute wohnt der Vater zweier Töchter in Günthersdorf. Eines fehlt ihm dort jedoch: "Ich bin früher bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Berge gefahren. Aber hier gibt es keine Berge", sagte er lachend. Seiner Leidenschaft für ausgiebige Klettertouren geht er aber im Urlaub nach. Gern in Bayern oder auch den Dolomiten.