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Ehemalige Jugendherberge Halle Ehemalige Jugendherberge Halle: Flüchtlinge ziehen ins Uni-Viertel um

Von Michael Falgowski 02.11.2015, 20:14
Begleitet von Sozialarbeitern sind 70 Flüchtlinge eingezogen.
Begleitet von Sozialarbeitern sind 70 Flüchtlinge eingezogen. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Nachdem bereits das ehemalige Maritim-Hotel am Riebeckplatz als Unterkunft umfunktioniert worden war, sind seit gestern weitere Flüchtlinge in Halles Innenstadt untergebracht: Die seit Sommer leerstehende Jugendherberge in der August-Bebel-Straße dient jetzt als vorübergehende Unterkunft für 70 Asylsuchende. Meist sind es Familien. Laut Innenministerium stammen sie überwiegend aus Syrien. Ihre Anfahrt per Bus gestern war nicht lang: Bisher wohnten sie nämlich im einstigen Maritim-Hotel, wo seit Oktober Platz für 640 Asylbewerber ist.

Vor dem Umzug wurden dort alle Ankömmlinge medizinisch untersucht, außerdem wurden die Identitäten aufgenommen. Die Ankunft in der August-Bebel-Straße vollzog sich gestern sehr unaufgeregt - und beinahe unbemerkt. Begleitet von Sozialarbeitern und Polizisten, haben die Flüchtlinge ihre neue Unterkunft bezogen. Die liegt inmitten des bunten „Universitätsviertels“: Nebenan befindet sich die historische Universitätsbibliothek, gegenüber in einer Stadtvilla das Sprachenzentrum.

Vorerst bis April

Direkter Nachbar ist das Haus einer Studentenverbindung. Für zunächst knapp sechs Monate wird Halles ehemalige Jugendherberge nun vom Land als Erstunterbringungsstätte für Asylsuchende genutzt. Ab dem 17. April soll laut Innenministerium das Haus wieder als Herberge dienen können. Was nicht wahrscheinlich ist. Denn erst im Sommer hat das Jugendherbergswerk Sachsen-Anhalt ihr neues Domizil in der früheren Steintorschule eröffnet.

Die alte Herberge hatte modernen Anforderungen schon lange nicht mehr genügt. Es gab und gibt auch heute noch immer lediglich 70 Betten in zwölf Zimmern. Seit den 1950er Jahren diente die Villa in der August-Bebel-Straße jungen Menschen als Unterkunft. Das Haus hatte ein jüdischer Fabrikant im Jahr 1908 bauen lassen. Das Ehepaar wurde von den Nazis ermordet - eine Tafel in der prächtigen, dunkelgetäfelten Halle erinnert heute an sie.

Das Land belegt derzeit überall winterfeste Unterkünfte mit Flüchtlingen. Auch das Sportinternat Dölauer Straße ist inzwischen Unterkunft für 80 Flüchtlinge. (mz)