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Dreiband-Akteur Michael Puse  Dreiband-Akteur Michael Puse : Warum Halles Billard-Ass in Magdeburg spielt

Von Kai Agthe 07.11.2018, 08:41
Michael Puse spielt für Magdeburg in der Billard-Bundesliga.
Michael Puse spielt für Magdeburg in der Billard-Bundesliga. Puse

Halle (Saale) - Michael Puse kennt das mit der Fahrerei schon. Seit Jahren gehört der Hallenser zu Sachsen-Anhalts besten Billardspielern. Erst im Mai erspielte sich Puse wieder die Landesmeisterschaft in der Disziplin Dreiband. Für Auftritte in der Bundesliga muss sich der 42-Jährige aber stets ins Auto schwingen. In Halle existiert keine Mannschaft, die im Ligabetrieb aktiv ist.

Daher spielte Puse viele Jahre für Teams aus Erlangen und München erstklassig, sicherte sich während dieser Zeit mehrfach den bayrischen Dreiband-Landesmeistertitel. Seit dieser Spielzeit gehört er der Bundesliga-Mannschaft des 1. Billardclub Magdeburg (BCM) an.

Auch wenn die Fahrt für Puse nach Magdeburg nun kürzer ist als nach München: Für ihn bleibt jedes Heim- ein Auswärtsspiel. Das gilt aber auch für seine BCM-Mannschaftskollegen wie den Dänen Dion Nelin und Dick Jaspers. Der Niederländer erkämpfte sich Anfang Oktober in Kairo in einem nervenaufreibenden Finale gegen den Franzosen Jérémy Bury zum vierten Mal die Weltmeisterschaft im Dreiband. „Dick Jaspers ist aber nicht nur ein herausragender Akteur am Billard, sondern einfach auch ein toller Mensch“, sagt Puse.

Dreiband-Billard: Dominanz des Westens

Bei dieser Spielart des Karambolage-Billards muss die eigene Spielkugel vor der Karambolage mit der dritten Spielkugel mindestens dreimal eine Bande berührt haben, damit ein Punkt gezählt werden kann. Die Spielbälle haben einen Durchmesser von 61,5 Millimetern, sind weiß und gelb und haben jeweils sechs rote Punkte, um die Wirkung des Effets (Dralls) für die Zuschauer deutlich zu machen. Die rote Kugel, die nicht gespielt werden darf, hat seit dieser Bundesliga-Saison sechs weiße Punkte. Der Spielstock aus Holz, mit dem die Kunstharzbälle gespielt werden, heißt Queue (sprich: Kö). Eine Begegnung in der Dreiband-Bundesliga ist gewonnen, wenn der erste Spieler 40 Punkte erzielt hat.

Der Hallenser startete stark in seine BCM-Saison: Das erste Spiel gegen Bottrop musste er abgeben, setzte sich aber in den folgenden Partien gegen seine Gegner aus Witten, Elversberg und Bergisch Gladbach durch.

Die Wege sind für die BCM-Aktiven in der Dreiband-Bundesliga sehr weit: Sieht man von BC International aus Berlin einmal ab, ist der Magdeburger Club die einzige Mannschaft aus Ostdeutschland, die sich seit Jahren im Billard-Oberhaus behauptet - und jedes Jahr auch immer um den Meistertitel mitspielt.

Warum aber dominieren vor allem Teams aus Nordrhein-Westfalen und Südwestdeutschland die Bundesliga? Das sei vor allem historisch zu erklären, sagt Michael Puse. „In der DDR gab es die Disziplin Dreiband nicht, da wurden beim Karambol-Billard klassische Spielarten wie Freie Partie und Cadre gepflegt.“

In den alten Bundesländern hingegen werde Dreiband seit Jahrzehnten auf höchstem Niveau gespielt, wobei vor allem die Mannschaften zwischen Rhein und Saar traditionell sehr stark aufgestellt seien, erklärt Puse.

Wenn man aber in Halle lebt, jetzt für Magdeburg startet und in ganz Deutschland Wettkämpfe bestreitet, wo trainiert man da eigentlich? Puse hat diese Frage für sich auf die denkbar angenehmste Weise gelöst: Er ist in der glücklichen Lage, einen eigenen Tisch zu besitzen, der in einem angemieteten Raum steht.

1.409-Kilo-Tisch

Das Fabrikat des renommierten holländischen Herstellers Gabriels hat er vom Eigentümer des Billard-Cafés „Kö“ erworben, als der die Räume in Halles Großer Ulrichstraße aufgeben musste. Bei dem Tisch, einem Gabriels Imperator mit einem Gewicht von stolzen 1 409 Kilogramm, handelt es sich um ein Matchbillard, das in der Bundesliga und bei großen Turnieren zum Einsatz kommt: Die mit blauem Tuch bezogene Spielfläche ist 1,42 Meter breit und 2,84 Meter lang.

„Ich trainiere zwei Mal in der Woche und, sofern keine Wettkämpfe anstehen, auch oft an den Wochenenden“, erklärt Puse. Damit in das Training bisweilen etwas Abwechslung und Farbe kommen, fährt der Hallenser auch gern zu den Billard-Sportfreunden nach Bernburg oder Altenweddingen in der Börde.

Jeden Tag zu trainieren, komme für ihn aber nicht in Frage. „Das Dreiband ist mein Hobby, da sollte das Training Freude machen, sonst wird es schnell zur Qual.“ Als Ausgleich zu den Anstrengungen, die die gebückte Haltung am Tisch bedeutet, hat Michael Puse gemäßigten Ausdauerlauf für sich entdeckt.

Den Sport zum Beruf zu machen, stand für den Hallenser nie zur Diskussion: Zu anstrengend, zu unwägbar sei das Dasein als Dreiband-Profi, so Puse. Er sei zufrieden mit seiner Arbeit als Fachinformatiker bei der Bundesagentur für Arbeit. Und neben Beruf und Sport möchte er schließlich auch noch Zeit für seine Familie haben.

Unter die ersten drei Teams

Die Saison 2017/18 endete in der Dreiband-Bundesliga kurios: Am Ende hatten vier Mannschaften dieselbe Punktzahl, so dass der Gesamtdurchschnitt entscheiden musste. Der war beim Team des BC Magdeburg am schlechtesten, weshalb die Elbestädter auf Rang vier landeten. Jetzt soll es einen Schritt voran gehen: „Unser Teamchef Frank Eder hat eine Platzierung unter den ersten drei Teams gefordert“, sagt Puse.

Derzeit sieht es gut aus: Die Magdeburger führen die Bundesliga sogar an. Allerdings warten nun harte Prüfungen: Am 15. Dezember empfangen Michael Puse und seine namhaften Mitstreiter den BC Stuttgart 1891. Tags darauf reist das ebenfalls starke Team des BC München nach Magdeburg. Auch Michal Pruse wird sich dann wieder in sein Auto schwingen. Zum Heimspiel in der Fremde.

(mz)