Drei Chefs mit einem großen Fußballherzen
Halle/MZ. - Gleich zwei Flimmerkisten stehen in der Gasthausbrauerei Schad auf Empfang. "Es ist doch völlig klar, dass sich nicht nur unsere Gäste für die Fußball-WM interessieren", sagt Geschäftsführer Hauke Schad. Dementsprechend dürften sich in den Bedienpausen seine 25 Angestellten das laufende Spiel oder die Berichterstattungen mitansehen. Allerdings haben die Köche das Nachsehen, gesteht der 43-Jährige ein. Die Küche besitzt nämlich keinen TV-Anschluss, so Schad. Das ist Schade für die Schad-Köche.
Für Lars Ilgner, Chef vom gleichnamigen Haarstudio, ist die Fußball-WM ein so außergewöhnliches Ereignis, das die Ausnahmesituation am Arbeitsplatz rechtfertigt. Im Friseursalon des früheren HFC-Spielers und Ex-Trainers des Landesligisten FSV 67 verpassen die Mitarbeiter kein WM-Spiel. Täglich bringt ein kleiner Fernseher die WM-Atmosphäre der Stadien - zur Freude von Kundschaft und Angestellten - in den Salon. Und Friseurmeisterin Katrin Klose wagt mit flinker Schere in der Hand schon Prognosen "Ich tippe darauf, dass Brasilien Weltmeister wird."
Klar im WM-Vorteil sind auch die KFZ-Schlosser in der Autohaus-Werkstatt von Manfred Stierwald in der Delitzscher Straße. Nicht nur das heiße Wetter bringt die Männer zum Schwitzen. Dafür sorgt momentan auch das kleine TV-Gerät, das seit am Dienstag an der linken Hebebühne steht und alle WM-Partien überträgt.
"Fernsehen beim Schrauben ist bei uns nichts Neues", erzählt Werkstattmeister Michael Friedrich. "Schon zur letzten WM hatten wir das I.O. vom Chef". Dabei gibt es eine klare Regel. "Jeder darf schauen, aber keiner darf seine Arbeit vergessen", unterstreicht der 45-Jährige und begrüßt die bewegten WM-Bilder, die hier alle Kollegen bewegen. Übrigens: Die Produktivität des Werkstatt-Teams habe sich keinesfalls verschlechtert - ganz im Gegenteil, so Friederich. Die zeitweilige TV-Schauerlaubnis habe sogar motivierende Wirkung.