DLRG nominiert für Bürgerpreis DLRG nominiert für Bürgerpreis: 8000 Stunden im Einsatz

Halle (saale) - Sie suchen nach vermissten Kindern mit ihren Spürhunden, sind als Taucher nach Unglücken im Einsatz und sichern mit ihren Sanitätern und Rettungsschwimmern fast hundert Veranstaltungen jährlich wie das Laternenfest ab. Rund 8 600 Stunden sind die Ehrenamtlichen des Ortsvereins Halle-Saalekreis der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) jedes Jahr im Einsatz - und das ohne einen Cent Aufwandsentschädigung.
„Ohne Ehrenamtliche geht bei uns gar nichts“, sagt Lutz Sacher, Vorsitzender des Ortsvereins. Nicht nur, dass der Verband nicht, wie es in vielen Vereinen üblich ist, einen kleinen symbolischen Obolus an seine Helfer zu zahlen - selbst die Einsatzbekleidung finanzieren die Ehrenamtlichen selbst.
Lücken müssen mit Spenden aufgefüllt werden
Und das liegt an der prekären finanziellen Situation bei der DLRG: Anders als andere Hilfsorganisationen gibt es keine fest angestellten Mitarbeiter, von einem Etat für die Bewältigung der Aufgaben und zur Pflege der Gerätschaften ganz zu schweigen. „Unsere Rettungsfahrzeuge sind zum Teil 20 Jahre alt“, umreißt Sacher das Problem. Zwar erhält der Verband Pauschalen dafür, dass sie im Katastrophenschutz und im Rettungsdienst aktiv sind, zudem können die Kosten der konkreten Einsätze abgerechnet werden. „Aber diese Mittel reichen nicht aus, wir müssen die Lücken mit Spenden auffüllen“, so der Vereinschef. Für den Katastrophenschutz belaufen sich die Zuschüsse beispielsweise auf 10 000 Euro - bei tatsächlichen Kosten in Höhe von 35 000 Euro, wie Sacher vorrechnet.
Und so tut sich ein Spalt auf: Einerseits sahnen die halleschen Rettungsschwimmer international Medaillen ab und zeigen so, wie gut die DLRG-Ausbildung ist. Andererseits beantragen sie seit fünf Jahren neue Technik ohne Mittel dafür zu bekommen.
Ein weiteres Problem ist auch die Einsatzstation in Trotha, die im Juli 2015 Opfer des Orkans wurde: Eine riesige Pappel stützte auf das Haus und zerstörte es völlig. Totalschaden. Zwar hat die DLRG jetzt vorübergehend einen Sitz in Neustadt gefunden, die Technik steht aber weiter in einem Schuppen in Trotha, der bei dem Sturm unversehrt blieb. „Es ist offen, wie es weiter geht, geeignete Objekte müssten erst mit einem hohen Geldaufwand saniert werden“, erläutert Lutz Sacher. Eine Finanzierung dafür ist momentan jedoch überhaupt nicht in Sicht.
Aber auch die Demografie macht dem Verein zu schaffen. Zwar verzeichnet die DLRG in Halle und dem Saalekreis aktuell rund 550 Mitglieder. Aber auch hier gibt es bei den Aktiven eine hohe Fluktuation: Oft werden sie schon als Jugendliche zum Übungsleiter, Rettungsschwimmer oder Taucher ausgebildet, was oft Jahre dauert. Doch nach dem Studium oder der Ausbildung ziehen immer wieder junge Mitglieder weg. „Wenn Ausbildung und Arbeit in der Region nicht langfristig gesichert werden, bleiben auch die Vereine nicht stabil“, spricht Sacher das aus, was auch viele Vereine derzeit beschäftigt. Wegen dieser Abgänge ist es der DLRG zum Beispiel im Moment nicht möglich, Babyschwimmen und auch Schwimmkurse für Erwachsene anzubieten.
Menschen nur punktuell motivierbar
Deswegen werden dringend neue Übungsleiter gesucht, aber auch Bundesfreiwillige, die für administrative Aufgaben im Büro notwendig sind. Doch es sei nicht mehr so leicht, Menschen für das Ehrenamt zu motivieren. „Die Bindung ist nicht mehr so wie früher. Menschen kann man nur noch punktuell für eine Sache begeistern“, meint Sacher. So sei es zum Beispiel während der Flut kein Problem gewesen, Tausende Hallenser zum Sandsäckefüllen zu animieren. Schlecht sehe es aber aus, wenn Vereine Mitglieder für eine dauerhafte aktive Arbeit binden wollen. „Von 60 Kindern, die zu unseren Schwimmkursen kommen, blieben vielleicht zehn dabei.“ (mz)
Mehr Infos unter: halle-saalekreis.dlrg.de

