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Diskussion beim Fontäne-Fest Diskussion beim Fontäne-Fest in Halle: Potenzial und Schattenseiten der Peißnitz-Insel

Von Julia Rau 11.09.2017, 07:50
Waterballs heißen die Aufblasbälle, mit denen man auf dem Fontänefest übers Wasser gehen konnte.
Waterballs heißen die Aufblasbälle, mit denen man auf dem Fontänefest übers Wasser gehen konnte. Günter Bauer

Halle (Saale) - „Früher kam kein Mensch auf die Idee, sich sonntags mit der Familie hier auf die Wiese zu setzen“, sagt Martina Elias. Die Hallenserin radelt fast täglich über die Saaleinseln und beobachtet „einen richtigen Boom in den letzten paar Jahren“, wie sie sagt. Früher sei höchstens mal ein Hund übers Grün gerannt, heute sieht es hier ganz anders aus: Peißnitz und Ziegelwiese sind die großen Magneten in Sachen Freizeitgestaltung geworden.

Am vergangenen Wochenende mit dem Konzert des DJ-Duos „Gestört aber Geil“ am Samstag auf der Peißnitzbühne und dem nun schon neunten Fontänenfest am Tag darauf mit rund 5.000 Besuchern zeigte sich das besonders deutlich. „Das Fest wächst von Jahr zu Jahr“, sagt Stephan Arnold vom Verein Freunde der Fontäne.

Ziegelwiese als Partywiese mit Für und Wider

Die Ehrenamtler organisieren das Fest, auf dem es in diesem Jahr wieder ein Bühnenprogramm, eine Hüpfburg, jede Menge Leckereien und Wasserbälle gab, mit denen man im Teich umherlaufen konnte. „Für uns ist die Ziegelwiese spürbar eine Insel geworden, auf die man nach der Arbeit noch hingeht“, sagt er. Die vielen Picknicks und Grillfeiern sind für Arnold klare Zeichen dafür, dass Halle so viel Lust wie nie auf seine Insel hat.

Dass sich ausgerechnet die Ziegelwiese zur Partywiese entwickelt, macht Arnold aber auch Sorgen. „Der Müll, der danach hier rumliegt ist einfach ein Problem.“ Das findet auch Familienvater Maik Bonacker. Er ist mit seinen Kindern fast jedes Wochenende auf den Wiesen und Spielplätzen unterwegs: „Es ist sehr schön, aber gerade weil hier so viele Kinder sind, stören liegengelassene Glasflaschen sehr“, meint er. Nichtsdestotrotz: „Wenn früher jemand gefragt hätte, was man in Halle mal gesehen haben muss, hätte ich das Planetarium genannt, heute ist es die Insel“.

Befürchtungen, dass Beliebtheit und Attraktivität nicht lange hält

Sylvia Peucker ist vor zehn Jahren aus Halle weggezogen. Damals seien die Wiesen nicht die erste Wahl gewesen, wenn man sich mit Freunden treffen wollte. „Aber ich finde es sehr schön, dass jetzt hier so viel los ist und das Leben endlich sichtbarer wird“, sagt sie. Also alles schön und gut? Nein - wie immer, wenn etwas zu angesagt ist, gibt es auch Befürchtungen, dass sich die Beliebtheit und Attraktivität nicht lange hält, wenn jetzt alle auf die Wiesen drängen. „An den Sonntagen im Sommer meide ich die Plätze aber eigentlich, da ist es einfach zu überlaufen“, sagt Anne Klehn, Besucherin des Fontänefests.

Dass die Stadt und Veranstalter die Insel immer mehr bespielen, findet auch die Hallenserin Nicole Hermes nicht nur positiv. „Gerade wenn wichtige Freiräume wie die ,Hasi’ oder das ,LaBim’ wegbrechen könnten, müssen Orte erhalten werden, die nicht so sehr kommerzialisiert sind - wie es schon in Berlin und Leipzig passiert“, findet sie. (mz)