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Dieskauer Schloss-Traum zu Ende?

Von Andreas Lohmann 28.12.2005, 16:57

Kabelsketal/MZ. - Im Justizzentrum Halle kann am 16. Februar ab 9 Uhr im Saal 2047 mitgeboten werden. Wird es Interessenten geben? Der Verkehrswert der Liegenschaft wird in einem Gutachten mit 1,4 Millionen Euro beziffert.

Noch ist Thymo von Rauchhaupt Besitzer des Schlosses. Er wolle es auch bleiben, sagte er am Mittwoch. "Das Schloss ist meine Existenz, andernfalls müsste ich mit meiner Familie zum Sozialamt." Er habe die Hoffnung, so von Rauchhaupt, dass der Versteigerungstermin noch ausgesetzt werde, "den Antrag dazu müsste meine Bank beim Gericht stellen, das kann ich nicht tun."

Aktuell stecke er nicht in finanziellen Schwierigkeiten, so der Schlossherr, die Kreditraten würden bedient und die wirtschaftliche Grundlage für einen Abbau der Verbindlichkeiten sei gegeben.

Konkrete Zahlen nannte von Rauchhaupt nicht. Er räumte ein, dass es in den Anfangsjahren seines Engagements Zahlungsprobleme gegenüber der finanzierenden Bank gegeben habe. "Wir kamen mit dem ersten Bauabschnitt nicht so weit voran wie geplant und erzielten deshalb nicht die erhofften Einnahmen aus der Nutzung Schlosses", sagte er. Deshalb datiere der Versteigerungsvermerk im Grundbuch bereits vom April 2003. Je weiter dann aber die Bauarbeiten vorangeschritten seien, umso mehr Räumlichkeiten seien wieder nutzbar geworden, zuletzt der Westflügel mit dem Gartensalon. "Jetzt erzielen wir die Einnahmen, die wir benötigen, um die Kredite zu bedienen", fügte er an.

1998 hatte von Rauchhaupt, der aus dem bayerischen Aschaffenburg kam, das Schloss von der damals noch eigenständigen Saalkreisgemeinde Dieskau erworben. Zu erträglichen Kosten. Laut Kurt Hambacher, damals Bürgermeister von Dieskau, wurde der Preis für das 4 500 Quadratmeter große Grundstück anhand der Bodenrichtwertkarte ermittelt. Für das Schloss, das vom Verfall bedroht war, habe die Gemeinde nur einen symbolischen Wert angesetzt.

Zur Bürde wurden die Baukredite, die von Rauchhaupt anschließend aufnahm. Über die Summe schweigt er, "man hat schnell Neider." Helfen könnte es von Rauchhaupt, würde er der Bank weitere Sicherheiten bringen. "Ich wäre bereit, einen Partner oder stillen Teilhaber aufzunehmen", sagte er.

Nicht nur im Kabelsketal wird die Entwicklung um Schloss Dieskau, dessen Entstehung auf die Zeit zwischen 1556 und 1625 zurückgeht, mit Besorgnis verfolgt. Schloss und Park wurden in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Ausflugsziel von regionaler Bedeutung. Anziehungskraft übt der Musiksommer aus. Bei 16 Konzerten in diesem Jahr wurden fast 3 000 Besucher gezählt. Pfarrer Günter Baumgarten, der die Veranstaltungen organisiert, hofft, dass es nicht zu ernsten Problemen kommt.

Im Kabelsketal-Gemeinderat wurde über die drohende Versteigerung des Schlosses beraten. Kurt Hambacher, jetzt Bürgermeister der Einheitsgemeinde, sagte: "Wir werden das Gespräch mit der Bank suchen."