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Die Ziegel sind handgeformt

Von HEIDI POHLE 01.05.2009, 17:05

HALLE/MZ. - Im unteren Teil der durch Rundbögen gegliederten Ummauerung, in der sich die Nischen für die Urnen befinden, wird das ebenso sichtbar wie an den Pfeilern. Aber der Zahn der Zeit hat es der Kletterpflanze auch leicht gemacht; teilweise sieht der Mörtel schon aus wie Erde; eine Schubkarre voll davon steht am Eingang des Kolumbariums, obenauf eine Wurzel, dick wie ein Finger. "Das ist nur ein kleines Exemplar, wir haben auch schon oberarmstarke gefunden", erklärt Holger Krüger. Er ist Bauleiter bei den Werkstätten für Denkmalpflege in Quedlinburg.

Die Firma saniert seit Mitte April im Auftrag des Grünflächenamtes das von Stadtbaurat Wilhelm Jost errichtete und unter Denkmalschutz stehende Kolumbarium. Es sind wohl die ersten umfassenden Arbeiten seit der Inbetriebnahme im Jahr 1936, vermutet Krüger. Höchste Zeit also, den eigentlich hellen Freyburger Kalkstein, der stellenweise schon schwarz ist, zu säubern und auszubessern.

Vor allem der Abschluss der rechteckig-offenen Ummauerung, der wie ein kleines Dach aussieht, ist marode, muss komplett erneuert werden. "Dazu nehmen wir rund 4 000 handgeformte so genannte Mönch-Nonnen-Ziegel", so Krüger. Wenn möglich, würden alte Ziegel wiederverwendet, ergänzt Daniel Juntke von der Unteren Denkmalschutzbehörde, die die Arbeiten begleitet. Fehlten Mauersteine, werde der Farbe wegen auf gebrauchte zurückgegriffen.

An stark beschädigten Pfeilern sind Spezial-Handwerker wie Hans-Joachim Blath gerade dabei, Steine abzutragen, zu nummerieren und mit einem Feuchtstrahlgebläse zu säubern. Für den 59-Jährigen ist das die letzte Baustelle, ehe er in den Ruhestand geht. "Aber es ist eine der schönsten", sagt Blath, der schon in ganz Deutschland gearbeitet hat. Das Kolumbarium mit den 265 Urnen-Nischen, das sich nicht weit vom Haupteingang des Friedhofs befindet, sei einzigartig. "Und sehr gut gepflegt", fügt seine Chefin, Christina Fischer-Gerloff, hinzu. Etwa bis Ende August habe ihre Firma in Halle zu tun, erklärt die Geschäftsführerin. Die Werkstätten für Denkmalpflege gibt es seit 31 Jahren. Rund 130 Fachleute arbeiten dort.