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Die unbemerkte Kontrolle

Von Tobias Schilling 12.04.2005, 17:22

Halle/MZ. - Achszahl, Schadstoffklasse, Fahrtstrecke: Der Monitor im blau-weißen Kleintransporter von Matthias Mörstedt und Thomas Spaude weiß fast alles über den Mercedes-Lkw, der an der Abfahrt Halle-Trotha vorbeirauscht. Der Fahrer bekommt jedoch nicht mit, dass er von den Mautkontrolleuren des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) überwacht wird.

Überholen reicht aus, um den Lkw zu kontrollieren. "Auf unserem Fahrzeug ist eine Infrarot-Leseeinheit installiert, das das Mautgerät im Lkw in der Vorbeifahrt abliest", erklärt Mörstedt, als Maut-Oberkontrolleur verantwortlich für die 23 Maut-Kontrolleure in Sachsen-Anhalt. Erst wenn die Monitor-Daten nicht mit den tatsächlichen Fahrzeugmerkmalen übereinstimmen, wird der Lkw zur nächsten Abfahrt oder Raststätte geleitet. "Zum Beispiel wenn uns der Monitor bei einem alten Lkw die Schadstoffklasse Euro 3 anzeigt oder die gebuchte Achszahl nicht stimmt", so Spaude.

Rund 90 Prozent der Lkw sind inzwischen mit einem automatischen Mauterfassungsgerät, einer On-Board-Unit (OBU), ausgestattet und haben ihre Fahrt korrekt gebucht. Mörstedt: "Nur Fahrzeuge aus Osteuropa sind manchmal noch ohne OBU unterwegs." Sie werden über die Nummernschilder kontrolliert, wie der slowakische Laster, der auf der A14 Richtung Magdeburg fährt. Mörstedt tippt das Kennzeichen ein und fragt in der Kölner Zentrale die Daten ab. Ergebnis: "Alles in Ordnung."

Wenige Kilometer später weckt ein Getränketransporter mit halleschem Kennzeichen das Interesse der Kontrolleure. Der Monitor zeigt keine Daten an, obwohl der Lkw mit einer OBU ausgerüstet ist. Bevor Mörstedt zur Kelle greifen kann, setzt der Lkw den Blinker und will die Autobahn an der Abfahrt Löbejün verlassen. Das sieht zuerst nach Flucht aus. "Ich bin erst in Könnern drauf, habe dann gemerkt, dass die OBU nicht funktioniert und bin sofort wieder runter", verteidigt sich Fahrer Tilo Heine. "Vollkommen korrekt gehandelt", meint auch Mörstedt. Fällt das Gerät aus, müsse der Fahrer an der nächsten Abfahrt die Autobahn verlassen. Dennoch darf Heine sich für knapp 50 Minuten auf die Rückbank des Kleintransporters quetschen. Spaude schreibt dort einen Kontrollbericht, den er per Internet in die Zentrale schickt.

Acht bis zehn Stunden sind die Mautkontrolleure jeden Tag am Stück unterwegs. "Durch den Schichtbetrieb kontrollieren wir aber rund um die Uhr", meint Mörstedt. Ein genaues Täterprofil gebe es nicht, auch keinen Wochentag, an dem besonders viele Mautpreller erwischt werden.