Die Burg trotzt Corona Die Burg trotzt Corona: Kunsthochschule zeigt Jahresausstellung mal ganz anders

Halle (Saale) - Wen es am kommenden Wochenende abends in die Nähe des Dessauer Platzes verschlägt, der bekommt etwas geboten: Auf der Südfassade eines großen Backsteingebäudes gibt es an drei Tagen jeweils ab 22 Uhr Kunst zu sehen - in leuchtenden Farben. Es handelt sich um den auffälligsten Beitrag der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zu ihrer Jahresausstellung 2020, die ganz anders als alle vorherigen sein wird.
Studierende und Lehrkräfte der Burg haben Studium digital absolviert
Für Tausende von Hallensern fangen die Sommerferien seit Jahren mit dieser Ausstellung an, die mehr ist als nur eine Leistungsschau der Studierenden. An mehreren Orten, mit vielfältigen Präsentationen, einer schrillen Modenschau, mit Konzerten und dem sonntäglichen Picknick im Schatten der Oberburg zeigt sich die Stadt von ihrer besten Seite.
So war es auch für das kommende Wochenende geplant, bis Corona das Spektakel stoppte. Doch Studierende und Lehrkräfte haben sich der Epidemie nicht ergeben. Sie haben das Studium digital so durchgezogen, dass Rektor Dieter Hofmann am Mittwoch meinte: „Ich bin stolz, wie in der Hochschule angesichts der herausfordernden Situation alle mitgezogen haben.“
Jahresausstellung mit Lichtshow und digitale Plattform
Und sie haben eine Jahresausstellung unter den Bedingungen der Pandemie geplant: anders, mit einem viel kleineren Angebot, aber wieder kreativ und überraschend. So zeigt sich die Kunsthochschule ab Freitag, 17. Juli, in der virtuellen und der echten Welt - mit der Lichtshow und einigen Ausstellungen.
Woran haben Studierende gearbeitet? In welche Richtung entwickelt sich die Burg? Das sind Fragen, auf die die digitale Plattform www.burg-halle.de/jahresausstellung ab Freitag Antworten gibt. Mit Abbildungen der Werke, Projektskizzen, Videos und einem Livestream bekommt der Zuschauer einen Einblick in die Arbeit der Burg. Die Plattform wird den ganzen Sommer über betrieben.
Das Burg-Radio
„Wir wollen in Zeiten, in denen so viel Abstand gehalten werden muss, das Gemeinschaftsgefühl stärken“, sagt Studentin Wayra Aguilar. Und zwar mit Hilfe des Radios. Die Burg geht ab Freitag 18 Uhr 48 Stunden ohne Pause auf Sendung. Im Burg-Funk gibt es Gespräche zur digitalen Lehre und zu aktuellen Kunstprojekten. Musiksets, Sound Performances und Musikcollagen runden das Ganze ab.
Leuchtende Fassade des Gebäudes auf dem Hermes-Areal
Das Thema Verhüllung spielt auch beim Hingucker des Wochenendes auf dem Hermes-Areal eine Rolle. Also dort, wo Supermärkte auf Kundschaft warten und die Burg den Fachbereich Kunst in einem wuchtigen Gebäude untergebracht hat.
20 große Industriefenster werden verhüllt und von innen mit Projektoren angestrahlt, erläutern Karl Gustav Steinig und Walther Scholz, die mit anderen Studierenden das Projekt vorangetrieben haben. Die Südfassade des Hauses wird Freitag, Samstag und Sonntag jeweils zwischen 22 und ein Uhr zum Kunstobjekt, auf dem Videos, Bilder und Skizzen zu sehen sind.
23 Diplomarbeiten
In den großen Räumen der Burg-Galerie im Volkspark, der Landeskunststiftung am Neuwerk 11 und im Literaturhaus in der Bernburger Straße 8 laufen derweil die letzten Vorbereitungen für eine Schau mit 23 Diplomarbeiten. Sie rücken ihre Bilder und Installationen ins richtige Licht - unter Beachtung der Corona-Regeln. Die Präsentation ist an diesem Wochenende und den beiden folgenden jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Schau auf dem Franckeplatz
Studierende aus dem Fach Bildhauerei/Metall werden ihre Arbeiten in der Ausstellung „2020: Silver Surfer. So fast and so furious“ auf dem Franckeplatz präsentieren. „Damit startet die Gruppe den Versuch, mit originalen Arbeiten und Replikaten nach dem Corona-Shutdown zurück ins öffentliche Leben zu gleiten und ein alternatives Angebot zu der Menge von digitalen Erlebnissen zu schaffen“, schreibt die Burg. Die Schau endet am 29. Juli, von Samstag bis Montag, 20. Juli, findet jeweils um 19.20 Uhr eine Performance statt.
Schau mit Mundschutz
Malerei-Studierende bringen Leben in die Schaufenster des ehemaligen „Xenos“-Ladens in der Großen Ulrichstraße. In zwei Teilen sind bis 23. August deren Projekte zu sehen.
Ganz nah kommen sich die echte und die virtuelle Welt in einer „vollautomatischen Ausstellung“ im Medienzentrum am Neuwerk. Auf drei großen Displays steuert ein digitaler Avatar durch eine virtuelle Präsentation auch von Arbeiten aus dem Bereich Design. Die künstliche Person verhält sich so wie viele derzeit im richtigen Leben: Sie hält Abstand und trägt Mundschutz.
Kunst auf Bestellung
Kunst hat auch mit Geschäft zu tun. Zu früheren Jahresausstellungen konnten Arbeiten von Studierenden im Burgshop gekauft werden. In diesem Jahr werden Vorbestellungen von Helfern des Burgshops per Fahrrad ausgeliefert. (mz)