U-18-Meisterschaft Deutsche U18-Leichtathletik-Meisterschaft: Viermal Edelmetall für Leichtathletik-Talente des SV Halle

Mönchengladbach/Halle - „Unglaublich.“ Als Burkhard Gäbel dieses eine Wort am Sonntagnachmittag im Leichtathletikstadion von Mönchengladbach ausspricht, klingt sein Ton weniger erstaunlich. Anerkennung schwingt da vor allem mit in seiner Stimme. Und Freude. Bereitet hat die dem Trainer vom SV Halle sein Schützling Marie Luise Wächter. 16 Jahre. Hochspringerin. Und nun deutsche Vizemeisterin.
Steigerung um acht Zentimeter
Mit dieser Silbermedaille bei der nationalen Bestenermittlung der U 18 hatte Gäbel wohl im Vorfeld am wenigsten rechnen dürfen. Schließlich mussten dafür 1,80 Meter bewältigt werden. Eine Höhe, von der Marie Luise Wächter in dieser Saison acht Zentimeter entfernt war. „Und sie hat schwach begonnen“, rekapitulierte der Trainer.
Bei ihren ersten großen Meisterschaften vor großem Publikum war die Sportschülerin so energiegeladen zu Werke gegangen, dass sie zu nah an die Latte kam um schon bei 1,68 Metern zweimal riss. „Willst du noch mitmachen?, habe ich sie gefragt. Dann jetzt Feuer“, erzählte Gäbel.
Und nachdem der Anlauf um einen Fuß verlängert wurde, passte wieder alles. Nach 1,72 und dann 1,77 Metern hat sich die Hallenserin, die auch im nächsten Jahr noch in dieser Altersklasse startberechtigt ist, sogar über 1,80 Meter katapultieren können und damit aus dem sicheren Bronze sogar noch Silber gemacht. Nur Lavinja Jürgens war mit ihren 1,84 Metern noch besser. Was nicht minder schwer wiegt: Nun hat Marie Luise Wächter ihren Kaderstatus sicher.
Zwei Medaillen in einer Disziplin
Das gilt auch für Sabrina Häßler und Antonia Kohl. Mit ihrem Wahnsinnslauf über die 100 Meter Hürden gleich zum Auftakt hatten die beiden nicht nur dafür gesorgt, dass Trainerfuchs Gäbel in seiner bisher 35-jährigen Arbeitszeit zum ersten Mal in einer Disziplin gleich zwei Meisterschaftsmedaillen bekam. Vor allem aber sorgten sie für eine euphorische Grundstimmung in der SV-Mannschaft.
Häßlers Steigerung von 13,98 auf 13,70 Sekunden sah Gäbel auch als Folge der Persönlichkeitsentwicklung der jungen Athletin. „Sie ist sehr selbstständig und kann die Dinge gut umsetzen, die wir vorher besprechen.“
Über Kohls dritten Platz und ihre neue Bestzeit von 13,92 Sekunden war er nicht weniger begeistert. „Ich entdecke immer neue Seiten an ihr. Auf einer wirklich ungünstigen Bahn hat Toni ihren Killerinstinkt bewiesen und ungeheure Willensstärke gezeigt.“ Denn das Hauptaugenmerk der Mehrkämpferin liegt eigentlich auf dem Weitsprung.
In ihrer Spezialdisziplin klappte es diesmal nicht mit einer Medaille, was ihr Trainer auch der Jugend-EM vor drei Wochen und dem etwas anderen Formaufbau zuschrieb. Trotzdem ärgerte sich die ehrgeizige 16-Jährige natürlich über 5,57 Meter und Platz zehn.
Zimmermann nah dran an Medaille
Nur gut, dass es dafür noch Gold mit der Sprintstaffel gab. Schon im Vorlauf sorgten die Hallenserinnen Kohl, Häßler und Jule Neuber, die von der Magdeburger Lea Jasmin Riecke als Schlussläuferin unterstützt wurden, für klare Verhältnisse: 46,97 Sekunden, Saisonbestzeit. Und obwohl Jule Neuber anderthalb Stunden vor dem Finale noch die kräftezehrenden 400 Meter Hürden gelaufen war, dominierten die Vier im Endlauf.
Lennart Zimmermann fehlten gerade einmal 47 Zentimeter zum großen, nämlich dem bronzenen Glück. Der von seinem Vater Conrad Zimmermann trainierte 16-jährige Diskuswerfer steigerte sich um fast drei Meter auf 53,10 Meter.
Dass die drei vor ihm Platzierten allesamt älter waren, wird den Debütanten angesichts der so knapp verpassten Medaille zwar erst einmal nicht trösten, wertete seinen vierten Platz aber noch einmal auf.
Vier Medaillen, darunter ein Titel, dazu viele Bestleistungen - Burkhard Gäbel und seine Trainerkollegen traten sichtlich zufrieden die Heimreise an.
Eine Woche trainingsfrei gab es zur Belohnung. Danach startet auch schon die Vorbereitung auf die deutschen Mehrkampf-Meisterschaften mit der Mannschaft.
Nach Bronze 2014 und Silber 2015 sowie nun den starken Leistungen bei den Einzelmeisterschaften haben sich die SV-Mädchen Antonia Kohl, Sabrina Häßler, Marie Luise Wächter und Lea-Marie Diedicke in eine Favoritenrolle manövriert.
Dass sie mit Druck umgehen können, haben sie in Mönchengladbach bewiesen. „Was die Talente betrifft, haben wir wirklich eine gute Basis, auf die lässt sich aufbauen“, sagt Gäbel.
Und sie haben offenbar auch die richtige Einstellung. Sie wollen. Unbedingt. Und auch das findet Gäbel unglaublich, in diesem Falle unglaublich gut.
Komplette Ergebnislisten von den Meisterschaften der U-18 gibt es unter: www.leichtathletik.de (mz)