Detlef Schößler Detlef Schößler: Ex-HFC-Coach trainiert VfB Imo Merseburg

Merseburg - Man hätte diesen Moment eigentlich anders erwartet. Als Detlef Schößler am Montagabend zum ersten Mal zu den Spielern des Verbandsligisten Imo Merseburg sprach, redete er leise. Mit Bedacht. Man musste schon genau hinhören, um den 54-Jährigen zu verstehen. Aber so ist das wohl: Eine Fußball-Legende muss keine großen Töne spucken, um Gehör bei jungen Kickern zu finden.
Schößler, einst Nationalspieler der DDR, Aktiver bei Dynamo Dresden und dem 1. FC Magdeburg und später Trainer des Halleschen FC, ist neuer Coach des VfB Imo. Vorgestellt just an dem Tag, an dem auch der Lokalrivale aus der Oberliga, der SV Merseburg 99, mit Reinhard Kansy die Verpflichtung eines neuen Trainers bekannt gab.
Beim HFC wurde Schößler von Sven Köhler beerbt
Die Domstadt darf also Großes erwarten von seinen Fußball-Vereinen. Dabei trainiert mit Schößler der weitaus bekanntere Name den Verein, der eine Klasse tiefer spielt. Doch dass er beim VfB Imo landete, war kein Zufall. Sein Sohn Fabian spielte bereits in der abgelaufenen Saison am Merseburger Ulmenweg. Vater Schößler stand deshalb desöfteren am Spielfeldrand und schaute zu. Und irgendwann kam Nachwuchsleiter Mario Beyer auf ihn zu und fragte, ob er sich das Traineramt vorstellen könnte.
Schößler konnte. „Vor 14 Tagen habe ich dem Verein zugesagt“, erzählt er. Und mit ihm weht nun der Wind des großen Fußballs am Merseburger Ulmenweg. Der ehemalige Fußballprofi kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. DDR-Oberliga- und -Nationalspieler war der gebürtige Magdeburger. Für Dynamo Dresden absolvierte der Abwehrspieler 113 Bundesliga-Spiele. Ein gutes halbes Jahr coachte er später den HFC in der Oberliga, wurde dort von Sven Köhler abgelöst. Heutet arbeitet er als Lehrer an einer Sportschule in Leipzig.
Das Amt als Trainer bei Imo Merseburg geht Detlef Schößler voller Ehrgeiz an: „Wenn ich etwas mache, dann mit vollem Herzblut - und das erwartet ich von jedem anderen hier auch.“
SV Merseburg 99: Reinhard Kansy wird neuer Trainer
Das werden die Verantwortlichen des Vereins gerne hören. Der Aufstieg in die Oberliga ist die klare Vorgabe - wie in der vergangenen Saison. Doch Schößler ist auch Realist. „Auf dem Niveau ist der Aufstieg nicht einfach. Und wir müssen sehen, welche Spieler ich zur Verfügung haben werde“, erklärt er.
Kaum weniger überraschend kommt die Personalie beim SV Merseburg 99 daher. Nicht, weil Reinhard Kansy in der Region als Trainer nicht längst einen Namen hätte, sehr wohl aber, weil er die vergangenen Jahre durchgehend drei Klassen tiefer in der Landesklasse Mannschaften betreute.
Thomas Diedrich, der sportliche Leiter der 99er, ist dennoch überzeugt vom neuen Coach, der „fachliche und soziale Kompetenz einbringt“. Und gerade Letzteres scheint dem Verein nach der geräuschvollen Trennung von Farih Kadic wichtig.
Dem Aufstiegstrainer wurde am Sonntag wegen „grob vereinsschädigenden Verhaltens“, wie es aus dem Klub heißt, fristlos gekündigt. Er hatte zuletzt im MZ-Gespräch Ex-Präsident Marcus Skowronek scharf attackiert.
Nun soll Kansy also Ruhe in die sportliche Arbeit bringen. Der 50-Jährige hat neun Jahre in der Nachwuchsarbeit des Halleschen FC auf dem Buckel, er kennt aus dieser Zeit bereits die 99-Spieler Martin Fiebiger, Tom Butzmann und Robert Wagner. „Alle sind durch meine Hände gegangen, und ich freue mich darauf, die Jungs wiederzusehen“, sagt er.
Doch Reinhard Kansy weiß auch um die Herausforderung der Spielklasse. Seit elf Jahren trainierte er Landesklasse-Mannschaften in Halle - die ESG, den FSV 67 und die LSG Lieskau. Dass es nun gleich drei Ligen höher geht, nötigt ihm Respekt ab. „Etwas Ehrfurcht ist natürlich dabei, aber ich freue mich natürlich darauf. Das ist eine sportliche Herausforderung, die ich super positiv sehe.“
Auch deshalb legte ihm sein bisherige Verein ESG Halle keine Steine in den Weg - traurige Gesichter aber gab es dennoch. „Die Köpfe einiger Spieler gingen schon runter, als ich meinen Abschied verkündet habe“, berichtet Kansy, der die Mannschaft drei Jahre lang trainierte.
Bei Merseburg 99 erhält der Trainer zunächst einen Einjahresvertrag mit Option auf Verlängerung. „Wir wolle junge, hungrige Spieler weiter entwickeln“, gibt Kansy als Vorgabe aus. Für die neue Saison sollen noch einige Spieler verpflichtet werden. „Es kommen einige interessante und bekannte Gesichter zu uns, die auch schon höherklassig gespielt haben“, verrät er. Denn das Saisonziel ist klar: „Wir wollen die Mannschaft in der Oberliga etablieren und nichts mit der Abstieg zu tun haben.“
(mz)