Denkmalschutz in Halles Innenstadt Denkmalschutz in Halles Innenstadt: DDR-Wohnblock als Kulturgut deklariert

Halle (Saale) - Zuerst hat Halle in Neustadt Abbitte geleistet. Im Vorjahr war es, als es zur 50-Jahrfeier gelang, dortige städtebauliche Werte neu zu entdecken und zu würdigen. Und den Plattenbau Marke Ost loszusprechen von dem so lange gehegten Generalverdacht, eine einzige große Bausünde gewesen zu sein. Dass dabei zugleich auch eine Rehabilitierung von Innenstadt-„Platten“ stattgefunden hat, ging im Zuge des Neustadt-Jubiläums nahezu unter. Etwa die Tatsache, dass die Häuserzeile in der Großen Klausstraße mit den Nummern 17 bis 21 seither unter Denkmalschutz steht.
„Endlich“, sagt Wulf Brandstädter - einer, der in den 1980er Jahren maßgeblich an der Entstehung des marktnahen Viertels beteiligt war. Denn Brandstädter war seinerzeit Stadtarchitekt und hat auf die Entwürfe der an diesem Projekt beteiligten Architekten Peter Weeck, Andreas Bollmann und Wolf-Rüdiger Thäder - wie er sagt - „intensiven Einfluss“ genommen.
Plattenbau in Gründerzeitstadt integrieren
Brandstädter selbst hatte zuvor ganz in der Nähe ein ähnliches Projekt - Brunos Warte - selbst entworfen und dabei die Konzeption des innerstädtischen Plattenbaus für Halle maßgeblich mit geprägt. So war es ihm dort gelungen, bauliche Reminiszenzen an Türme und Zinnen der einst an gleicher Stelle gebauten Stadtmauer in den Plattenbau zu integrieren. Es sei die schwierige Aufgabe zu lösen gewesen, Plattenbauten in eine Gründerzeitstadt zu integrieren - noch dazu in eine, die auf mittelalterlichen Grundrissen gebaut war. Und genau an diese innerstädtischen Strukturen mussten die Plattenbauten angepasst werden, sagt Wulf Brandstädter. Was unter DDR-Bedingungen zweifellos äußerst schwierig gewesen sein dürfte.
Kreativ-Meile Große Klausstraße
Doch viel ist in Halle mittlerweile nicht mehr zu sehen von dieser kurzen Kreativ-Phase des Plattenbaus mit ihren kleinen architektonischen Verbeugungen vor der zuvor abgerissen Altbau-Substanz. Denn die meisten dieser Innenstadt-Platten stehen zwar noch, sind aber insbesondere durch Fassaden-Dämmung kaum noch als das zu erkennen, was sie mal waren. Ausnahme: Die Große Klausstraße 17-21. Dieser nun zum Baudenkmal geschlagene Block im Besitz der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) ist mittlerweile Bestandteil einer kleinen Kreativ-Meile mit mehreren Galerien in der Ladenzeile im Untergeschoss. Und mit immerhin 42 Wohnungen oben drüber. Was die Chance bietet, dass hier mittelfristig jede Menge buntes Leben ins Denkmal einziehen könnte. Falls der Denkmalstatus das zulässt. (mz)