Deftiges unter Turmzinnen
HALLE/MZ. - Unter einem großen und dicken Metall-Kessel lodert ein knisterndes Feuer. Die Burgtürme strahlen im Lichterglanz ebenso wie die Zinnen, die sich gen Himmel recken. Freilich: Sie sind nicht aus dickem Gestein, sondern aus Holz. Dafür wurde aber das imposante "Haus" mit Liebe, Geschick und der Hilfe von Freunden selbst gebaut, wie "Burgherr" und Küchenchef Sven Hädicke sagt. Zum ersten Mal lockt die Burg-Küche in der Vorweihnachtszeit mit Gesottenem und Gebratenem zum Besuch auf dem Markt.
Geboren wurde die Idee bereits zu einer Jahreszeit, als an kalte Finger und eine wärmende Suppe noch nicht zu denken war. Gemeinsam mit Mitarbeitern des städtischen Marktwesens wurde zunächst über die kulinarischen Angebote gesprochen, "denn natürlich wollten wir die Spezialitäten anbieten, die wir auch sonst zubereiten", sagt Hädicke. Deftiges sollte es sein, das zu einer mittelalterlichen Burg passt und doch dem Gaumen der modernen Hallenser schmeichelt. So gibt es zum Beispiel Wild-, Pferd- und Lammgulasch, Gänsekeule und Wurschtsuppe - letztere extra so geschrieben, wie der Hallenser spricht.
Während nahezu pausenlos junge Frauen - extra für die Zeit des Weihnachtsmarktes eingestellt und in zur Burg-Küche passender Tracht - über den Tresen hinweg verkaufen, klappt unzählige Male die Hintertür, die den Gästen kaum ins Auge fällt. Hädicke schaut regelmäßig nach dem Rechten, sorgt für Nachschub, hat immer wieder auch das Handy am Ohr. Denn das normale Geschäft muss weiter laufen. Schließlich ist der 38-Jährige Chef eines schon seit dem 11. Jahrhundert im Saalekreis ansässigen Unternehmens, das jetzt im Dezember 25 und den Rest des Jahres 14 Arbeitskräfte beschäftigt.
Freilich: Das Betreiben der Burg-Küche in der Adventszeit ist für ihn schon etwas Besonderes. "Ich bin bekennender Weihnachtsmarkt-Fan", sagt der große kräftige Mann, der in diesen Tag selbstverständlich auch als Burgherr (allerdings ohne Ritterrüstung) gekleidet ist. Es sei anheimelnder und gemütlicher als sonst auf dem Markt, alles geht nach Hädickes Beobachtungen entspannter vor sich. "Die Leute sind besser drauf - und das Geld sitzt ihnen auch etwas lockerer."
Sven Hädicke weiß, wovon er spricht, denn Marktverkauf ist schon seit 1990 Teil seines Geschäfts. "Angefangen habe ich mit einem Campingtisch, auf dem ich Eier angeboten habe." Seit 1992 offeriert er Wild-, Geflügel- und Pferdespezialitäten. Wie auch jetzt auf dem Weihnachtsmarkt. Die Gerichte werden am Stammsitz zubereitet und in der Burg-Küche erwärmt. Anders ginge es nicht, denn im Gegensatz zu einer richtigen Burg ist Platz in der Hütte mit den Türmen und Zinnen Mangelware.
Eines lässt sich Hädicke aber hier wie da nicht nehmen: "Ich schmecke alles selbst ab", sagt der gelernte Koch. Er hofft schon jetzt, dass auch beim nächsten Weihnachtsmarkt die Besucher in Burg-Küchentöpfe gucken können.