Debatte um Klimaanlagen Debatte um Klimaanlagen: Warum städtische Geschäfte mit offenen Türen ihre Räume kühlen

Halle (Saale) - In den vergangenen Tagen hat der Sommer wieder kräftig angezogen und die Temperaturen sind über die 30-Grad-Marke geschossen. Das mag auf der Straße für einige zwar unangenehm sein, doch in den meisten halleschen Geschäften bekommen Kunden von der Hitze nichts mit - dank Klimaanlagen, die auf Hochtouren laufen.
Ärger um Klimaanlagen in Zeiten von Klimawandel
Das ist auch Lars Bieseke und seinem Mann, Alexander Koehn-Bieseke bei einem Spaziergang über die Leipziger Straße aufgefallen. Und angesichts der Diskussion über Stromverschwendung und Klimaerwärmung übel aufgestoßen. „Uns ist aufgefallen, dass ein Großteil der Geschäfte Klimaanlagen betreibt, um die Verkaufsräume deutlich herunterzukühlen - gleichzeitig jedoch die Eingangstüren weit geöffnet und arretiert sind“, sagt Lars Bieseke, der als Hals-Nasen-Ohrenarzt arbeitet. Er könne nicht verstehen, warum die kalte Luft so im wahrsten Sinne des Wortes zur offenen Tür herausgepustet werde.
Auch sein Mann findet die Praxis der meisten halleschen Geschäfte im Sommer wie im Winter alles andere als umweltfreundlich. „Im Kaufhof etwa ist es immer auf kühle 21 Grad heruntergekühlt und viele Türen stehen offen. Im Winter wird dort sehr stark geheizt - das muss doch nicht sein“, sagt Koehn-Bieseke. „Man kann sich doch im Winter einen Pullover anziehen und im Sommer nicht so stark schminken, so dass auch bei hohen Temperaturen nichts verläuft.“
Geschäfte verteidigen Klimaanlagen: Es sei nicht klimaschädlich
Bei einer Recherche der MZ bestätigte sich das Bild: Die meisten Geschäfte, insbesondere Modeläden, lassen ihre Türen trotz hoher Temperaturen offen stehen. Und das hat offenbar etwas mit der Art der Türen zu tun. Denn während Deichmann, Bonita und Douglas Flügeltüren, die offen stehen, verbaut haben, setzen Rewe sowie die Drogeriemärkte DM und Rossmann auf elektrische Schiebetüren - die geschlossen sind. Nur wenn Kunden ein- oder ausgehen, öffnen sie sich und verhindern damit einen
dauerhaften Luftaustausch. Besonders umweltschädlich scheinen im Gegensatz dazu die Eingangsbereiche von C&A und Peek und Cloppenburg zu sein. Dort stehen die mehrere Meter breiten Türfronten offen.
Doch so klimaschädlich sei diese Praxis überhaupt nicht, verteidigen sich die von der MZ angesprochenen Unternehmen. „Die Eingangstüren unserer Verkaufshäuser sind mit Luftschleieranlagen versehen. Diese trennen durch eine Barriere aus strömender Luft die Luftmassen außerhalb und innerhalb der Gebäude. Ein Austausch der kalten und warmen Luft wird dadurch verhindert“, teilt Peek und Cloppenburg mit.
Offene Türen für Geschäfte kundenfreundlicher und einladender
C&A, das derzeit damit wirbt, mit Hilfe einer neuen Baumwollsorte CO2 und Wasser zu sparen, schreibt: „Grundsätzlich sind unsere Filialen angehalten, die Türen bei extremen Außentemperaturen - sowohl im Winter als auch im Sommer - aus energetischen Gründen möglichst geschlossen zu halten.“ Doch um auch gehbehinderten Kunden den Besuch so einfach wie möglich zu machen und ein ständiges Öffnen und Schließen der Türen zu verhindern, bleibe meist eine Seite der mehrflügligen Türen offen. „Bei Renovierungen und wo bauseitig möglich, installieren wir elektrisch gesteuerte Türen, die sich automatisch öffnen und schließen. Dies ist jedoch nicht in allen Häusern aufgrund der örtlichen Beschaffenheiten realisierbar“, so C&A weiter.
Doch dass nicht nur bauliche Gründe für die Praxis der Geschäfte verantwortlich sind, ist kein Geheimnis. Zwar habe man technische Anlagen, um ein Austausch der Luft zu verhindern, heißt es bei Deichmann. Jedoch wirken geschlossene Türen auf Kunden abschreckend, gibt Deichmann-Sprecher Ulrich Effing zu: „Grundsätzlich ist eine offene Tür deutlich einladender als eine geschlossene. Oft kommen Kunden auch mit Taschen und Tüten in den Händen, mit einem Kinderwagen oder einem Rollator. Da ist eine offene Tür hilfreich.“ Viele Ketten, wie Kaufhof, ließen die MZ-Anfragen unbeantwortet. Die Türen stehen dort weiter offen, trotz Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. (mz)