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Das Weib sucht mehr als Zeitvertreib

Von DETLEF FÄRBER 30.01.2009, 19:17

HALLE/MZ. - Insbesondere mit der weiblichen Hauptfigur hält die Geschichte eine Traumrolle bereit, die in Halle von Kulturinsel-Star Elke Richter gespielt wird. Nur auf den ersten Blick geht es dabei um ein böses Weib, das einen Zeitvertreib sucht - und findet. Dann nämlich kommen gleich zahlreiche Charakter-Facetten inklusive einer tragischen Vorgeschichte zum Vorschein - und natürlich die Bosheiten von der Gegenseite. Denn der Kriegsschauplatz, auf dem das Ganze ausgetragen wird, heißt Ehe.

Gemeinsam mit Jörg Lichtenstein spielt Elke Richter ein schon routiniertes Ehepaar, das genau weiß, an welchen Stellen es sich am effektvollsten wehtun kann. Und in den Sog ihres Nervenkriegs gerät besagter Besuch, ein jüngeres Paar - gespielt von Sophie Lüpfert und Matthias Zeeb: "Ganz reizende Leute", versteht sich.

Der Gastgeber, ein Geschichtsprofessor, fühlt sich durch die späte Einladung an die jungen Leute von seiner Frau Martha vor vollendete Tatsachen gestellt - und flippt aus. Doch Martha lässt es nicht dabei bewenden, reizt ihren Mann bis aufs Blut, führt ihn vor, macht ihn lächerlich, flirtet mit dem Gast - einem Nachwuchs-Professor - und verschwindet schließlich sogar mit ihm in der Küche. Doch ihr Mann wird ihr - wie sich zeigt - im Verlauf dieser Nacht an Grausamkeiten nichts schuldig bleiben.

Einstudiert hat das Stück mit dem Darsteller-Quartett die junge Gastregisseurin Tanja Richter. "Mich hat besonders interessiert, mit welcher Lust das Paar hier gegeneinander kämpft", sagt sie. Nachdem sie schon von der im Haus getroffenen Stückauswahl begeistert gewesen sei, hat es der bereits mit einem Nachwuchspreis dekorierten Spielleiterin im Verlauf der Proben "die Spielfreude und Begeisterung angetan, mit der hier das ganze Team zu Werke geht". Auch das Fingerspitzengefühl, mit dem sich die Akteure den darzustellenden Charakteren nähern, findet sie bemerkenswert.

Für Elke Richter, die in der Stückkonstellation als Dreh- und Angelpunkt fungiert, ist die Rolle der Martha fast schon so etwas wie die Fortsetzung einer Rolle, mit der sie derzeit sehr erfolgreich ist. Glänzt sie doch als Marianne in Ingmar Bergmanns "Szenen einer Ehe" mit der subtilen Darstellung einer auf ganz andere Weise heillosen Beziehungskiste.

Bei "Virginia Woolf" liegt der Schwerpunkt auf einer verhängnisvollen Abhängigkeit - auch von einer am Ende zerstörten Lebenslüge. Angesichts dieses komplexen Beziehungsgeflechts nur zu psychologisieren, davon hält Elke Richter übrigens nichts. Man könne solchen Figuren nur dann ihre volle Intensität geben, wenn man sie intuitiv erfasst. Sie auch an sich selbst zu messen, sei ein strapaziöser, aber aus kreativen Gründen immer notwendiger Prozess. "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" - Elke Richter jedenfalls nicht.

Die Premiere am Samstagabend ist bereits ausverkauft. Karten gibt es noch für die nächsten Vorstellungen am Sonntag sowie am 12. und 13. Februar - Beginn jeweils 20 Uhr.