Das war das Unwetter im Saalekreis Das war das Unwetter im Saalekreis: Schüler retten sich in Holzhütte

Halle (Saale) - Mit dem Schrecken davon gekommen sind Schulkinder in einem Indianerdorf in der Franzigmark. Die Kinder verbrachten dort eine Klassenfahrt und wollten in indianer-typischen Tipis übernachten. Diese wurden durch den Sturm komplett zerstört. Die Kinder konnten sich mit ihrem Betreuer Wolf Rothe aber rechtzeitig in eine Holzhütte retten. Dort mussten sie mehrere Stunden ausharren, da die Wege auf dem Gelände durch umgestürzte Bäume blockiert waren. Erst gegen Mitternacht konnten Einsatzkräfte der Feuerwehr die Kinder befreien.
Sorge um Freunde reicht bis nach Hawaii
Bis nach Hawaii ist die Welle der Sorge um Familienangehörige und Freunde geschwappt nach dem großen Sturm in der Nacht zum Mittwoch. Kirsten Jones, die von Halle nach Honolulu ausgewandert ist, erfuhr über das soziale Netzwerk Facebook von der Katastrophe. Bilder von der zerstörten Ranch in Lettin erreichten die 27-Jährige kurz vor dem Schlafengehen - die Zeitdifferenz zu Hawaii beträgt zwölf Stunden. Als Jones die schrecklichen Bilder sah, war es bei ihr noch Dienstagabend. Sofort fragte die Auswanderin über ihre eigene Facebook-Seite, ob Freunde und Familie in Halle in Ordnung seien. Bei einer Entfernung von rund 12.000 Kilometern Luftlinie ist das Internet bei jungen Leuten ein gängiges Medium, um schnell an Bilder und Informationen zu kommen.
Das Gefühl der jungen Frau muss beklemmend gewesen sein. Stürme und Tornados sind in Hawaii keine Seltenheit. Die Lage mitten im Pazifik, 5.000 Kilometer vom Land entfernt, sorgt dafür, dass häufig starke Winde über die Inseln tosen. Oft müssen Bewohner ihre Häuser zum eigenen Schutz verlassen - auch rein prophylaktisch. In Halle hat es eine solche Aufforderung nicht gegeben. Viele Sturmopfer werden noch lange mit den Schäden zu kämpfen haben.
Die Neu-Hawaiianerin konnte dennoch beruhigt zu Bett gehen: Die meisten ihrer Freunde und Bekannten blieben nach eigenen Angaben von schlimmeren Schäden verschont. Jones ist der Liebe wegen vor einiger Zeit in die Nähe von Honolulu gezogen. Sie beendet dort ihr in Halle angefangenes Studium und besucht ihre Heimat regelmäßig.
Obstbauern kommen mit blauem Auge davon
Glück im Unglück hatten die Obstbauern am Süßen See: Nach dem Unwetter vom Dienstagabend mit Hagel und Wolkenbruch halten sich die Schäden auf den Plantagen in der Region in Grenzen. „Wir sind noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagte Philipp Moser, Inhaber des Obsthofes Am Süßen See, am Mittwochmorgen nach einer ersten Bestandsaufnahme, Das betrifft insbesondere die Aprikosenernte, die derzeit in vollem Gange ist.
Von Vorteil war dabei, dass die Plantagen des Unternehmen verstreut über die ganze Gegend rund um den See liegen. So ist lediglich eine Anbaufläche bei Erdeborn, dort wo ein Tornado entlangzog, durch Hagelschlag in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Gebiet müsse man leichte Ernteverluste einkalkulieren und möglicherweise auch B-Ware anbieten, die dann billiger sei, so Moser. Er hat auf 2,4 Hektar insgesamt 14 Aprikosensorten angebaut, die im Hofladen an der B80 verkauft werden.
Ansonsten hat das Unternehmen nach eigenen Angaben kaum Schäden auch bei den anderen Obstsorten zu verzeichnen. „Die Kirschen sind nicht geplatzt und auch die Pflaumen haben das heftige Unwetter gut überstanden“, so Moser.
Landwirtschaft wird vom Unwetter verschont
Der Regen am Dienstagabend tat gut. Denn er brachte drei bis vier Liter Wasser pro Quadratmeter. Das Unwetter machte Halt vor den Ackerflächen der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg. Dennoch wird die Rekordernte von 2014 nicht mal ansatzweise zu erreichen sein. Daran ist aber der trockene Juni Schuld, sagt Matthias Ulrich von der Genossenschaft.
Auch die Weinberge der Winzer rund um Steigra wurden nicht vom Unwetter verwüstet, teilt der Winzerverein auf Nachfrage mit. Genauso wie die Obstplantage von Alexander Müller vom gleichnamigen Obsthof in Querfurt. „Es war ganz schön windig“, sagt er. Sechs Millimeter Niederschlag fielen in Querfurt - darauf hatte der Obstbauer lange gewartet, denn einige Bäume hatten wegen der Hitze das Wasser aus den Früchten gezogen.
Baum begräbt Pinguine
Auf der Anlage des halleschen Bergzoos verlief die Sturmnacht glimpflich. Zwar stürzten vereinzelte Bäume in den Gehegen und im Besucherbereich um, Tiere kamen bei dem Unwetter jedoch nicht zu Schaden. Das teilten Mitarbeiter gestern Vormittag mit. Der Bergzoo konnte trotz Räumungsarbeiten regulär geöffnet werden.
Zu einer dramatische Rettungsaktion mussten die Tierpfleger am Sturmabend in die Anlage der Pinguine ausrücken. Ein umgestürzter Baum hatte mehrere der Vögel unter sich begraben, einige brüteten gerade. Mitarbeiter des Zoos befreiten die verschütteten Pinguine nach kurzer Zeit. Nach der Rettungsaktion konnte Zoodirektor Dennis Müller Entwarnung geben: Keines der Tiere wurde bei dem Unfall verletzt. Die Räumungsarbeiten liefen gestern über den gesamten Tag. (mz)

