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Das täglich Brot aus Teutschenthal

Von Kornelia Privenau 02.01.2006, 16:51

Teutschenthal/MZ. - "Wo kaufen Sie Ihr Brot?" Der Kraftfahrer auf dem Parkplatz der Raststätte Landhaus an der Bundesstraße 80 schaut ein wenig verdutzt, dreht sich schließlich um und zeigt in Richtung Gewerbegebiet. "Dort, im Laden der Großbäckerei Schäfer hole ich zweimal die Woche Brot und Brötchen für die ganze Familie einschließlich der Oma", sagt der Mann. Wir wollen es ihm gleich tun, steuern den Laden an, hoffen auf einen Blick in die Riesen-Backstube - und begegnen dem Chef.

Jürgen Lamparter - in bester Laune und nicht ohne sein Handy, was bei der Größe des Unternehmens gar nicht anders sein kann - meint erstmal: "Sie kommen zu spät, die Bäcker haben schon Feierabend." Ungläubiges Staunen, es ist eben 10 Uhr morgens. Der Geschäftsleiter sagt: "Wir beginnen gegen zwei Uhr nachts. 35 000 Brote backen wir, manchmal noch mehr. Sie werden in die Schäfer-Filialen, von denen wir im vorigen Jahr vier neue in Betrieb genommen haben, gebracht." Zurzeit kümmern sich in dem Betrieb, der seit elf Jahren in Teutschenthal ansässig ist, 362 Mitarbeiter ums täglich Brot. In der Backstube lernen außerdem 14 Lehrlinge, hinzu kommen noch 24 im Verkauf.

Folgt man der Hauptstraße in den Ort, passiert man große Einkaufsketten (da gibt es natürlich auch Brot, nicht nur in Teutschenthal gebackenes). Plötzlich fällt auf der linken Straßenseite ein gut gefüllter Kundenparkplatz auf. Er gehört zur Bäckerei Boltze. "Seit 1888" heißt es auf einem Schild überm Eingang. Senior-Chefin Sigrid Boltze hütet das Haus, weil die jungen Bäckers-Leute Frank und Andrea Beßler mit den Kindern Urlaub machen. Stammkunden hat das Geschäft viele, wie sich an diesem Morgen zeigt. Die lieben nicht nur das Misch- und Körnerbrot, auch den Service. Es werden Brot und Brötchen gerade im Winter älteren Menschen nach Hause gebracht, sagt Frau Boltze, die ab und an mit dem Lkw der Bäckerei unterwegs ist. "Wir müssen uns bewegen, damit uns die Kunden treu bleiben, denn die Konkurrenz ist groß." Schnell rechnet die Geschäftsfrau - hinter ihr liegen 40 Jahre im Familienbetrieb -, dass es einst im Ort zehn Privatbäckereien gegeben hat: "Heute sind es noch zwei."

Der Zweite an der Hauptstraße im Ortsteil Bahnhof gehört Familie Schäl. Auch hier hütet derzeit Senior-Chef und Altmeister Martin Schäl das Haus. Beschäftigte der umliegenden Unternehmen sind Stammkunden, die gern in der kleinen Café-Stube verweilen. Es sind auch Lebensmittel im Angebot. Meister Schäl: "Es gibt hier keinen Laden." Stolz ist Meister Schäl auf die fünf Meisterbriefe an der Wand. Der schönste ist der älteste und gehört dem Gründer, "meinem Großvater, der 1923 die Bäckerei kaufte". Um Nachwuchs muss den beiden Bäckerfamilien nicht bange sein: Enkel Boltze lernt das Handwerk, Enkel Schäl hat den Gesellenbrief schon in der Tasche.