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Dachsanierung an der Marktkirche Dachsanierung an der Marktkirche: Teichfolie als Schutzhaut

Von Frank Czerwonn 13.12.2001, 17:56

Halle/MZ. - Oben ohne wird ab Mitte Januar die Marktkirche dastehen. Denn das Dach wird abschnittsweise abgedeckt und saniert. Etwa 1,3 Millionen Mark kostet die komplizierte Erneuerung. "Die Schäden zwingen uns zum sofortigen Handeln", macht Burghard Irmisch vom beauftragten Ingenieurbüro den Ernst der Lage klar.

Erneuert werden jedoch nicht nur die Ziegel, sondern auch große Teile des 20 Meter hohen, von Nickel Hoffmann konstruierten gotischen Dachstuhls, der zu den bedeutendsten im mitteldeutschen Raum gehört. "Gut ein Drittel der Holzbalken muss erneuert werden", so Irmisch. Denn die verschlissene Dachhaut und undichte Stellen ließen Regenwasser eindringen, Teile der Holzkonstruktion sind beschädigt. Holzschwamm wurde ebenso festgestellt wie Auswirkungen von Schädlingen. "Und einige Bauteile fehlen ganz", ergänzt Baudezernent Wolfgang Heinrich, zugleich Ehrenvorsitzender des Baufördervereins Marktkirche. "Sie wurden 1945/46 verfeuert", weiß er.

Die Sanierung werde nicht einfach, denn man müsse den bereits instand gesetzten Kirchenraum besonders schützen. "Eigentlich geht man bei einer Gebäudesanierung umgekehrt vor", erklärt Heinrich. "Man beginnt außen - also bei Dach und Mauerwerk - und saniert zuletzt den Kirchenraum." Doch warum wurde diese Reihenfolge umgekehrt? "Weil 1968 der Innenraum durch eine geplatzte Dampfleitung stark beschädigt worden war", so Pfarrer Harald Bartl. Bis 1984 dauerte seine Wiederherstellung - einschließlich der zwei Orgeln. Nun seien besondere Schutzmaßnahmen nötig. In einem ersten Plan sollte über das Kirchendach ein zweites Dach gegen Witterungseinflüsse gebaut werden. "Doch das wäre zu teuer geworden", so Bartl.

Eine Firma aus Thüringen brachte eine neue Variante ins Spiel. "Eine Teichfolie wird jetzt über die Gewölbebögen unter dem Dachstuhl gespannt", erklärt Irmisch. Schutzbleche und Abflussrohre sollen mögliches Wasser ableiten. Eingebettet wird die Folie in Matten. "So kann sie nicht durch herab fallende Steine oder Holzstücke beschädigt werden", so Irmisch. Die ersten Folienbahnen werden schon angebracht. Erfahrungen haben die Thüringer bei der Sanierung der Stadtkirche von Jena gesammelt.

Die Dacharbeiten, bei denen Thüringer Schiefer verwendet wird, schließen sich an die fast abgeschlossene Sanierung der Blauen Türme an und sollen noch vor Jahresende 2002 beendet sein. Danach soll die Sanierung der Fassade und der Fenster folgen. "Bis 2004 zur 450-Jahrfeier der Fertigstellung der Kirche soll alles fertig sein", so Bartl. Insgesamt werden all diese Arbeiten etwa vier Millionen Mark kosten - aufgebracht von Gemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche, von Stadt, Land und Bund. Um weitere Mittel für die Sanierung zu bekommen, hat der Bauverein eine Mappe mit Fotografien der gesamten Kirche und von Detailaufnahmen herausgebracht. Sie kostet im Gemeindehaus 15 Euro.

Das Spendenkonto für die Sanierung bei der Sparkasse: BLZ: 800 537 62, Kontonummer: 384 308 103.