Verwüstung in Costa Rica Costa Rica: So hilft Michael Niggl aus Halle nach dem Sturm "Nate"

Halle (Saale) - Dörfer, die von der Außenwelt abgeschnitten, überschwemmt und unbewohnbar sind - so sehen Teile von Costa Rica nach dem Tropensturm „Nate“ aus, der dort in der vergangenen Woche gewütet hat. „Vielerorts wird es der Bevölkerung nicht möglich sein, schnell die nötigen Aufräumarbeiten durchzuführen“, schildert Michael Niggl die dramatische Situation vor Ort. Der 19-jährige Hallenser ist als Ehrenamtlicher des Freiwilligendienstes „weltwärts“ derzeit in Nicoya in Costa Rica.
Michael Niggl aus Halle (Saale) hilft nach Tropensturm in Costa Rica: Jahre harter Arbeit vernichtet
„Wir benötigen Hilfe und Spenden“, ist die Botschaft des jungen Mannes, der sich vor allem für ein Familienprojekt engagiert, bei dem ein Farmer - vor dem Sturm - nicht nur genug Lebensmittel für die Selbstversorgung der Familie sichert, sondern auch Überschuss für das nahe Dorf abwirft. „Eine Weiterführung des Projekts steht aufgrund der heftigen Sturm- und Überschwemmungsfolgen noch in Frage. Die Familie von Raul musste am ersten Tag des Unwetters evakuiert werden, fast alle Nutztiere sind ertrunken“, berichtet Michael Niggl.
Damit sind Jahre harter Arbeit vernichtet worden: Das Land gehörte früher zu einer großen amerikanischen Bananenplantage, deswegen ist der Boden stark verseucht, was den Anbau erschwert hatte. Ohne Maschinen, mit reiner Handarbeit ist das Areal in ein Öko-Projekt umgebaut worden.
Michael Niggl aus Halle (Saale) in Costa Rica: Sturm spülte fast alles aus dem Haus
Solche Unwetter soll es noch nie auf Costa Rica gegeben haben: „Bei der Überschwemmung hatten wir zwei Meter Wasserstand. Fast alles wurde aus dem Haus gespült, bis auf acht Hühner sind von den ursprünglichen mehr als 30 alle ertrunken“, berichtet der Hallenser. Der Hühnerstall sowie zwei Unterstände und eine Lagerhütte wurden komplett zerstört. Alles ist jetzt mit einer dicken Schlammschicht bedeckt.
Die Trinkwasserversorgung aus einem Brunnen ist verunreinigt, und die Sanitäranlage (Toilette mit Tank) ist auch vom Sturm weggespült worden. Das Schlimmste ist für Michael Niggl: Seine Gastfamilie hat keine Unterkunft und auch fast keine Kleidung mehr. Aber: Sie leben. Im Dorf nahe der Finca ist auch eines der insgesamt 22 Todesopfer im Land zu beklagen, so der 19-Jährige.
Michael Niggl aus Halle (Saale) hilft in Costa Rica: Themen Entwicklungshilfe und Nachhaltigkeit faszinieren ihn
Wie ist der junge Hallenser überhaupt nach Costa Rica gekommen? Während seiner Schulzeit am Elisabeth-Gymnasium hörte er einen Vortrag von „Weltwärts“-Freiwilligen, die über ihren Einsatz in Kenia berichteten. Fasziniert davon war ihm klar: Nach der Schule muss es ein ökologisches Weltwärtsjahr in den Tropen geben.
Der Verein „Pro Regenwald“ bietet im Rahmen der ehrenamtlichen „weltwärts“-Auslandsprojekte Einsatzstellen in Costa Rica und Nicaragua an. Die Initiative arbeitet seit über 28 Jahren zu Waldschutz und Menschenrechten, konkret in Mittelamerika im Bereich Umweltbildung, nachhaltige Entwicklung und Waldwirtschaft.
In Costa Rica arbeitet Pro Regenwald mit der Partnerorganisation Arbofilia zusammen, die 1987 von größtenteils von Agronomen gegründet wurde, um Ökosysteme zu schützen und Maßnahmen gegen die ländliche Armut zu fördern.
Arbofilia hat in verschiedenen Regionen des Landes mit Wasserkomitees Quellgebiete bepflanzt, mit Indigenen Projekte durchgeführt und baut im Westen des Landes in der Nähe des Carara-Nationalparks einen biologischen Korridor mit auf. Wer die Projekte unterstützen will, findet auf der Homepage ein Spendenkonto.
››Mehr Infos unter www.pro-regenwald.de.
Nach dem Abitur leistete er dann aber erst einen Bundesfreiwilligendienst beim Roten Kreuz in Halle - in der „Clearingstelle Nietleben“ für 14- bis 18-jährige Flüchtlinge. Doch das Thema nachhaltige Landwirtschaft und Entwicklungshilfe ließ den Hallenser nicht los - er besuchte agrarwissenschaftliche Vorlesungen an der Uni und stieß so auf die Organisation „Pro Regenwald“, die sich auch in Costa Rica für ökologische Projekte engagiert.
Seit dem 6. September ist Michael Niggl so in der Karibik im Einsatz. „Noch gilt es für uns und die meisten Freiwilligen, sich in die Projekte einzuarbeiten, doch durch den Sturm Nate sind viele ins kalte Wasser gestoßen worden.“ (mz)

