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Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Chemiker aus Mecklenburg liebt die Historie von Halle

Rolf-Dieter Klodt ist für die Auszeichnung nominiert, weil er dafür sorgt, dass das Wissen über bedeutsame Häuser und die Geschichte der Stadt nicht verloren geht. Wie das dem Rentner gelingt.

Von Silvia Zöller 27.04.2022, 13:48
Rolf-Dieter Klodt im Wittekindbad - hier lebt die Geschichte weiter.
Rolf-Dieter Klodt im Wittekindbad - hier lebt die Geschichte weiter. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale) - Eigentlich wollte Rolf-Dieter Klodt ja zur schreibenden Zunft: Als Schüler hat er bei einer Zeitung hereingeschnuppert, war später als sogenannter Volkskorrespondent aktiv und hat auch für seine Betriebszeitung bei den Bunawerken geschrieben. Doch erst mit dem Rentenalter konnte sich der promovierte Chemiker wieder dieser Leidenschaft intensiv widmen: Der heute 80-Jährige hat inzwischen vier Bücher zur Geschichte der Stadt veröffentlicht und referiert dazu auch immer mal wieder. Für sein Engagement dafür, dass das Wissen über historisch bedeutsame Einrichtungen von Halle nicht verloren geht, ist Klodt jetzt für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.

In Wismar geboren

Dabei ist der Mann, der als Forschungschemiker in den Bunawerken 75 Patente entwickelte, gar kein Hallenser. „Ich bin in Wismar geboren und bei Schwerin aufgewachsen“, erzählt er. Für das Studium kam er 1962 in die Region - an der damaligen Technischen Hochschule Merseburg studierte er und lebte zunächst in Neustadt, später in Bad Lauchstädt und seit 2006 wieder in Halle. „Meine Frau und ich hatten überlegt, ob wir als Rentner wieder in den Norden ziehen. Die Entscheidung war: nein. Halle hat so viel Potenzial, in der Historie, in der Kultur und auch in der Umgebung.“

Und so widmete sich der mopsfidele Rentner, der Boule aus Leidenschaft spielt, der Geschichte der Stadt: Sein Buch „Rund um den Giebichenstein“ ist bereits in der zweiten Auflage entstanden, in einem Fotobuch geht es um Bäume in der Stadt, auch mit dem Thema Graffiti beschäftigte er sich in dem Buch „Halles Ruinen und was aus ihnen wurde.“

Als heimatverliebter Hobbyhistoriker sieht sich Rolf-Dieter Klodt keinesfalls: „Ich nehme auch kritisch Stellung, etwa zur Namensfindung für das Planetarium. Nach einer Umfrage der MZ waren 60 Prozent für den Namen Jähn. Das hat man ignoriert“, betont er. Kritisch begleitet habe er auch die Sanierung des Wittekindbades, das gleich in drei seiner Bücher eine Rolle spielt. Wird der Denkmalschutz beachtet? Wie gut geht der Baufortschritt voran? „Ich bin unwahrscheinlich glücklich, dass das Vorhaben zu einem guten Ende geführt worden ist“, lobt er den Bauunternehmer Temba Schuh, der das Wittekindbad entwickelt hat.

Zwei Dinge nennt Klodt, die ihn antreiben, weiter die Entwicklung in der Stadt zu fotografieren und in Büchern zu analysieren: „Ich möchte Dinge darstellen, die so nicht bekannt sind. Und ich möchte nachhaken, wo etwas nicht richtig läuft.“

Aktiv in vielen Vereinen

Doch damit ist es noch lange nicht gut für den Rentner, der in einem weiteren Buch gerne etwas über mehr oder weniger prominente oder interessante Mitbürger schreiben möchte, die in Halle geboren sind. Er ist darüber hinaus aktives Mitglied des Merseburger Vereins „Sachzeugen der chemischen Industrie“ und unterstützt den Leopoldina-Freundeskreis und den Kunstverein Talstraße. Und auch Boule-Turniere stehen noch im Terminplan des 80-Jährigen: „Das ist was für den Kopf und hält auch die Beine fit.“ Ebenso hat er bereits Kunstausstellungen organisiert und so unter anderem die Werke des Schweriner Künstlers Horst Schmedemann in Halle bekannt gemacht. „Mecklenburg bleibt meine Liebe“,so Klodt, der Halle zur Heimat gemacht hat.