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Chemiepokal Chemiepokal: Erik Pfeifer ist Pendler zwischen zwei Welten

Von Petra Szag 09.03.2016, 19:21
Erik Pfeifer beim Training
Erik Pfeifer beim Training Schulz

Halle (Saale) - An der Sache ist was dran mit den zwei unterschiedlichen Paar Schuhen. Erik Pfeifer sitzt in der Lobby seines Hotels in Halle-Neustadt, denkt kurz nach und nickt. „Das ist schon ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Olympischen Boxen und dem der Profis“, sagt der Hüne im Trainingsanzug der deutschen Nationalmannschaft. Der Superschwergewichtler weiß, wovon er spricht. Er hat beides schon praktiziert. Und beides ausgesprochen erfolgreich. Dank seiner zwei WM-Bronzemedaillen hatte der Weltverband Aiba ihn 2014 dazu auserkoren, die neu geschaffene Profiliga für Amateure, kurz APB, mit salonfähig zu machen. Im Januar 2015 boxte sich Pfeifer in dieser bis zum Champion durch. Honoriert wurde der APB-Weltmeister-Titel mit einem Rio-Startplatz.

Keine Turniere als APB-Boxer

Beim Chemiepokal allerdings durfte der Verfechter des neuen Wettkampfformates - wie auch bei allen anderen Turnieren weltweit - zwischenzeitlich nicht boxen. Da gibt die Aiba ganz klare Regeln vor.

In diesem Jahr ist der beste deutsche Faustkämpfer des Limits über 91 Kilo wieder in Halle dabei. Das Chemiepokalturnier soll dem 29-Jährigen helfen, bis zu den Spielen in Sommer zu seinen Wurzeln zurückzufinden. Was gar nicht so einfach ist, gibt der Pendler zwischen den zwei Boxwelten zu. In seinem Auftaktkampf gestern gegen den Russen Andrej Afonin ging er schon in der ersten Runde K.o.. Bis zur olympischen Form scheint es also noch ein weiter Weg.

In Rio, muss man wissen, werden traditionell drei mal drei Minuten geboxt. Wer ins Finale kommt, der muss vier Kämpfe durchstehen, ist nahezu jeden Tag gefordert. „Du boxt viel intensiver“, erklärt Pfeifer, die Schlagdichte ist sehr hoch. Eine Schwächephase darf man sich nicht erlauben. Und man muss die Kontrahenten nehmen, die einem die Auslosung beschert. Pfeifer: „Eine speziell auf deinen Gegner zugeschnittene Vorbereitung kann es also nicht geben. Du musst alle schlagen, wenn du Champion werden willst.“

APB-Profis wiederum boxen keine Turniere. Bis zu ihrem WM-Fight gibt es im Schnitt drei Aufbaukämpfe. „In denen erkennt man, woran noch gearbeitet werden muss“, erklärt Pfeifers Trainer Zoltan Lunka deren Bedeutung. Auch er hat auf beiden Seiten Erfahrungen. Bevor er seinerzeit ins Profilager wechselte, hat er für den SV Halle bei der WM 1995 Gold im Fliegengewicht gewonnen. „Die Taktik“, erklärt Lunka, „spielt beim ABP-Boxen über zwölf Runden eine entscheidende Rolle.“

Vom Chemiepokal nach Italien

Die Umstellung vom Amateur zum Profi ist Lunkas Schützling seinerzeit schnell gelungen. Auch wenn ihn die langen Phasen des Trainings ohne Wettkämpfe nervten. „Ich trainiere nicht gern und boxe lieber“, sagt der verheiratete Familienvater aus dem baden-württembergischen Heiligkreuz. Seit er wieder grünes Licht hat durch die Aiba für die drei mal drei Minuten, versucht er sich dem alten Modus wieder anzupassen. Drei Turniere in Finnland, Bulgarien und Russland hat er bereits bestritten. Nach dem Chemiepokal in Halle sowie anschließend einem Regenerationslager im Italien und einem Höhencamp in Armenien sollen noch zwei, drei weitere Turniere folgen. Dann muss ihm der Amateur-Stil wieder in Fleisch und Blut übergegangen sein. Ein langer beschwerlicher Weg zurück ist das dennoch, bestätigt Pfeifer.

Deshalb denkt er auch, dass nur für wenige Profis der großen Boxställe die überraschende Öffnung für Rio auch tatsächlich verlockend ist. Denn es bleibt nicht mehr viel Zeit, sich erst umzustellen und dann noch zu qualifizieren.

Ihm selbst übrigens könnte kein deutscher Profi mehr gefährlich werden. „Ich bin durch, der Platz ist namentlich an mich vergeben“, sagt Pfeifer. Das Feld besetzt. Ein Ausscheid mit Vertretern aus dem bezahlten Sport wird es nicht geben. Obgleich der Sportsoldat den Vergleich nicht scheuen würde. „Irgendwann einmal“, sagt er, „sollen APB-Weltmeister sich ja auch mit den Champions der anderen großen Profi-Verbände messen“. So sei es jedenfalls angedacht. Und er fände das durchaus reizvoll. (mz)