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Chefärztin zieht mit WM-Medaille um

Von Heidi Pohle 20.04.2006, 15:00

Halle/MZ. - Doch das, so sagt die 49-Jährige, die seit 1. April die Klinik für Geriatrie im Diakonie-Krankenhaus leitet, sei nur dann machbar, wenn die Patienten von einem Team betreut werden, zu dem neben Ärzten auch Therapeuten, Sozialarbeiter, Seelsorger und Psychologen gehören, die Hand in Hand arbeiten.

"Die Voraussetzungen, ein geriatrisches Zentrum aufzubauen, sind im Diakoniewerk sehr gut", erklärt Sabine Reuter, die die erste und bislang einzige Fachärztin ihrer Disziplin in Halle ist. Seit rund zehn Jahren werden in der Klinik im Mühlweg-Viertel zwar ältere Patienten speziell betreut, doch von verschiedenen Abteilungen und Einrichtungen.

Die will sie nun zu einem Geriatrie-Zentrum zusammenfassen, bislang gibt es das in Halle noch nicht. Ihr Chefarzt-Kollege Dr. Ralf Heine spricht denn auch von einer neuen

Qualität der ganzheitlichen Betreuung älterer Patienten. Erfahrungen auf diesem Gebiet sammelte die gebürtige Bremerin im Kölner St. Marien-Hospital, wo sie die geriatrische Abteilung modernisierte. Sabine Reuter reizt die neue Aufgabe. Etwas aufzubauen, ist so ganz nach ihrem Geschmack. Deshalb hat sie sich nach Halle abwerben lassen, zumal die Geriatrie im Osten einen viel höheren Stellenwert besitze als im Westen.

Jetzt gehe es erst einmal darum, ein gutes Team zu formen, das die älteren Menschen einfühlsam betreut. Denn davon hänge wesentlich der Erfolg der Therapie ab. Wichtig ist ihr zudem, die Patienten nicht zu bevormunden, sondern mit ihnen die Behandlung zu besprechen. "Auch nach dem Klinikaufenthalt wollen wir sie begleiten und nicht ihrem Schicksal überlassen." Blickt Sabine Reuter in die Zukunft, sieht sie ein geriatrisches Netz, das über die ganze Stadt gespannt ist.

Trotz aller Arbeit hat die Chefärztin ihre nähere Umgebung schon etwas erkundet: "So viel wie in Halle bin ich noch nie zu Fuß gegangen." Die Stadt gefällt ihr gut, sie sei nicht so hektisch wie Köln. Hocherfreut war sie, als sie vom Ruderverein in Böllberg hörte. Dort will sich die einstige Ruderin öfter als Hobbysportlerin betätigen. Schließlich holte sie 1978 sie mit dem deutschen Doppelvierer in Neuseeland den Vize-Weltmeistertitel.

Die Ärztin, die auch ausgebildete Sportlehrerin ist, liebt neben Opernfestivals in Verona Bücher, die sich mit dem menschlichen Gehirn beschäftigen. Ihr eigener Krimi, den sie zu schreiben begonnen hat, muss allerdings angesichts der beruflichen Herausforderung eine Weile in der Schublade bleiben.