Keine Rettung für Café Schade Café Schade in Halle (Saale): Halles Torten-König spricht über Firmenpleite

Halle (Saale) - Ralf-Peter Schade arbeitet wieder als Konditor - in einem Betrieb in Süddeutschland. Wo genau, sagt er am Telefon nicht. „Aber ich habe einen Job, der mir genügend Freiraum gibt, meine Ideen umzusetzen. Ein Konditor ist Handwerker und Künstler zugleich“, sagt der 58-Jährige, in zwölfter Familiengeneration Konditor. Dass das Café Schade in Halle Insolvenz anmelden musste und nicht gerettet werden konnte, „ist ein mulmiges Gefühl“.
1586 hatte in Wettin das erste Café der Schade-Dynastie eröffnet. 60 Jahre war der Torten-König zuletzt in der Seebener Straße in Halle ansässig, hatte zudem Filialen am Hansering und in der Geiststraße.
Pleite für Café Schade in Halle (Saale): Torten-König sieht verhängnisvolle Fehler im ersten Insolvenzverfahren
„Letztlich zählt das Ergebnis. Und das ist bitter“, sagt Schade. Den Knackpunkt sieht er im ersten Insolvenzverfahren, das Ende 2015 eröffnet werden musste. „Da sind viele Dinge anders gelaufen, als sie abgesprochen waren.“ Schmutzige Wäsche will er nicht waschen, auch nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Das wirtschaftliche Umfeld sei zunehmend schwieriger geworden. „Von nur einem schönen Stück Torte alleine kann kein Konditor leben“, erzählt er.
Doch es gab Hoffnung. Im Frühjahr 2016 hatte die „Hofkonditorei Schade UG“ den Neuanfang gewagt. Mit Marc Christoph Schuba übernahm ein Geschäftsmann die Regie im Betrieb, der als Insolvenzverwerter (erstellt beispielsweise Wertgutachten zu insolventen Firmen) ein Experte für die schwierigen Fälle ist. „Ich bin nicht blauäugig gewesen. Eine Verkettung vieler Umstände hat die Lage verschärft. Der Knackpunkt war, dass wir für unsere Produktion keinen Nachfolgemietvertrag aushandeln konnten“, sagt Schuba.
Pleite für Café Schade in Halle (Saale): Niemand wollte das Traditionsunternehmen übernehmen
2013 hatte das Saalehochwasser die Manufaktur im Keller des Cafés in der Seebener Straße zerstört. Danach war die Bäckerei zunächst am Hansering, danach in der Geiststraße. Allerdings ließ der Mietvertrag dort jeweils eine Produktion nicht zu. Hinzu kam, dass Schuba und Schade aufgrund von Differenzen ihre Zusammenarbeit beendeten. „Ich hätte eine sechsstellige Eurosumme investieren müssen, um am Markt zu bleiben. Das hat den Rahmen der Wirtschaftlichkeit gesprengt.“ Den zwölf Angestellten das Aus für die Traditionsmarke verkünden zu müssen, „ist für mich der schlimmste Moment gewesen“.
Insolvenzverwalter André Schirrmeister hatte fieberhaft einen Investor für das Café gesucht, wie er sagt. „Zwei Monate habe ich im vorläufigen Insolvenzverfahren den Betrieb weitergeführt und über 20 Bäckereien, Konditoren und andere Firmen aus der Region angefragt. Letztlich wollte aber niemand das Unternehmen übernehmen.“
Café Schade in Halle (Saale): Doch noch Chance für Rückkehr des Torten-Königs?
Auch Schuba und Schade hätten kein Interesse mehr gezeigt, den Betrieb fortzuführen, betont der Insolvenzverwalter. Von Anbeginn habe die Hofkonditorei Verluste erwirtschaftet. „Die Summe der Probleme und natürlich der hohe Investitionsbedarf hat Investoren abgeschreckt.“
Aber ist es wirklich das Ende mit dem Café Schade in Halle? Ralf-Peter Schade lässt eine Hintertür offen. „Vielleicht interessiert sich jemand für meinen berühmten Baumkuchen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit“, sagt er. Der Torten-König gibt so leicht nicht auf. (mz)