Bußgeld-Katalog Bußgeld-Katalog bei Uno Pizza: Mitarbeiter aus Leipzig erhebt weitere Vorwürfe

Halle (Saale) - Anderthalb Wochen nach Bekanntwerden eines „Bußgeldkatalogs“ für Mitarbeiter des halleschen Pizza-Lieferdienstes Uno gibt die Geschäftsführung offenbar nach. „Ich möchte klarstellen, dass die Geschäftsleitung eine generelle Anweisung an alle Filialleiter ausgegeben hat, wonach derartigen Listen nicht mehr aushängen und Anwendung finden dürfen, soweit diese überhaupt vorhanden sind“, teilte Uno-Chef Thomas Kochmann der MZ schriftlich mit.
Das gelte nur für eigene und lediglich bedingt für Franchise-Filialen. Noch vor einer Woche hatte er erklärt, er halte die Einführung der Listen für demokratisch und wolle auf interne Absprachen keinen Einfluss nehmen.
Mitarbeiter von Uno Pizza in Halle (Saale) müssen beispielsweise für das Zuspätkommen und eine falsche Mülltrennung zahlen
Mitte vorletzter Woche hatte die MZ aufgedeckt, dass es in der Uno-Filiale in Halle-Neustadt eine Strafliste für Mitarbeiter gibt, die bei Fehlern Geld in eine Kasse einzahlen sollen. Vergehen sind etwa das Zuspätkommen und eine falsche Mülltrennung.
Kochmann hatte der MZ damals gesagt, ihm sei keine andere Filiale bekannt, die eine solche Strafliste anwenden würde. Ohnehin sei die Einführung auf Initiative der Filialleitung geschehen. Die Leiterin habe sich zuvor mit ihren Mitarbeitern abgestimmt. In einer Versammlung hätten alle zusammen für die Liste gestimmt.
Mitarbeiter von Uno Pizza in Leipzig erhebt ebenfalls Vorwürfe
Ein Mitarbeiter aus der Uno-Niederlassung in Leipzig-Gohlis hat erhebliche Zweifel, dass die Geschäftsführung nichts mit der Liste zu tun hat. Er bestätigt, dass es auch in Leipzig einen solchen Strafkatalog gegeben habe. Der MZ erzählt er von den Arbeitsbedingungen, will aber unerkannt bleiben. „Die Liste wird wohl vom Chef von ganz oben kommen“, sagt er.
Zum einen stimmten mehrere Vergehen inklusive der entsprechenden „Bußgelder“ in der halleschen und der Leipziger Filiale überein. Zum anderen habe es in der Leipziger Niederlassung zwei Filialleiter innerhalb kurzer Zeit gegeben - und unter beiden habe es einen solchen Aushang gegeben.
Uno Pizza-Mitarbeiter in Leipzig: „Die Liste hing einfach da, da wurde niemand gefragt.“
„Außerdem hing die Liste einfach da, da wurde niemand gefragt“, so der Mitarbeiter. Der MZ liegt ein Screenshot aus einem Chat vor, in dem ein Nutzer - offenbar der neue Filialleiter - ein Bild von der Liste schickt und schreibt: „Das ihr Bescheid wisst, und wer dagegen hat soll bei mir melden.“ (Original-Text).
Darauf angesprochen sagt Kochmann: „Nach Rücksprache mit dem alten Filialleiter ist eine Liste, in Absprache mit allen Mitarbeitern und unterschrieben von allen Mitarbeitern, vorhanden gewesen.“ Ob es auch unter dem neuen Chef eine Versammlung gegeben hat, blieb offen.
Wie schon im Fall der halleschen Filiale betont Kochmann nun, dass in Leipzig niemand Geld in die Kasse einzahlen musste.
Uno Pizza-Mitarbeiter widerspricht und sagt, dass es von dem Geld nie ein Fest gab
Doch dem Angestellten sind laut eigener Aussage mehrere Situationen in Erinnerung, in denen ein Mitarbeiter zahlen musste. „Einer aus der Küche hat mehrfach verschlafen und musste an die 100 Euro zahlen. Ich habe gesehen, wie er das Geld eingezahlt hat.“
Er habe es in eine Schüssel gesteckt, in der Uno Salate ausliefert. Die Schüssel sei zugeklebt, mit einem Loch für die Scheine versehen gewesen und habe in der Küche gestanden. „Und irgendwann“, so der Mitarbeiter „war die Schüssel dann weg. Wohin weiß keiner. Zu einem Fest kam es auch nie, das war aber klar.“
Laut Kochmanns Aussage von vor anderthalb Wochen werden ausschließlich Mitarbeiterfeste von den „Strafgeldern“ bezahlt. Die Geschäftsführung bereichere sich daran nicht. Daran hält er auch jetzt fest.
„Mitarbeiterfeste wie etwa Weihnachtsfeiern oder Bowlingabende sind durchgeführt worden, aber Geld aus der Strafkasse konnte dafür nicht verwendet werden, weil keines vorhanden war“, sagt der Geschäftsführer. (mz)
