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Bürgerpreis Bürgerpreis "Esel der auf Rosen geht": Syrer engagiert sich in Halle (Saale) für Integration - und ist das beste Beispiel

Von Silvia Zöller 25.03.2018, 10:00
Im Dezember hat Bashar Alhalbouni die Einbürgerungsurkunde erhalten. Er engagiert sich für Migranten.
Im Dezember hat Bashar Alhalbouni die Einbürgerungsurkunde erhalten. Er engagiert sich für Migranten. Privat

Halle (Saale) - Irgendwie muss es Bashar Alhalbouni geschafft haben, ein paar Stunden mehr an jeden Tag zu kleben: Neben seiner berufsbegleitenden Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher ist der 34-Jährige auch in fünf Organisationen ehrenamtlich aktiv. „Ich sehe einfach einen großen Bedarf für Hilfe, und ich sehe auch bei einigen Bekannten Probleme, sich zu integrieren“, sagt Alhalbouni, der selbst 2009 als Student über ein Austauschprogramm von Syrien nach Halle kam.

Bashar Alhalbouni aus Syrien spricht heute perfekt Deutsch 

Bashar Alhalbouni hatte in Syrien ein Betriebswirtschaftsstudium begonnen. Nach dem Ende des Austauschjahres bewarb er sich in Halle um einen regulären Studienplatz - und wurde genommen. Den Bachelor-Abschluss machte er 2013. „Ich hatte schon in Syrien ein wenig Deutsch gelernt“, berichtet er von seinem Start in Halle. Und weil er in einer Wohngemeinschaft mit deutschen Studenten gewohnt hat, wurde die Sprache von Tag zu Tag besser.

„Die Sprache ist ein Stolperstein, wenn man sie beherrscht, kann man sich auch integrieren“, sagt Alhalbouni, der heute nicht nur perfekt Deutsch spricht, sondern auch seit Dezember 2017 deutscher Staatsbürger ist.

Junger Deutsch-Syrer engagiert sich in seiner Freizeit für Migranten

Weil er weiß, wie wichtig Integration ist, engagiert sich der 32-Jährige heute sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für Migranten.

Beim Deutschen Roten Kreuz arbeitet er als Erzieher für unbegleitete Flüchtlinge - nach seinem Studium und anschließenden Praktika in Berlin merkte er, dass im sozialen Bereich ein viel größerer Bedarf ist. „Zudem kann ich hier meine Kompetenz noch mehr einbringen über meine Arabisch-Kenntnisse“, erklärt er.

Auch als Dolmetscher hilft der junge Deutsch-Syrer aus

Ehrenamtlich ist er als Sprachmittler beim Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) im Einsatz: Seit dem Jahr 2013 dolmetscht er per Telefon bei Arztbesuchen von Migranten. Über das Projekt „Sisa“ wird das koordiniert: Der Arzt ruft an, eine Zentrale vermittelt einen Dolmetscher.

Außerdem begleitet er als Einbürgerungslotse Menschen aus anderen Ländern bei der Vorbereitung auf den Einbürgerungstest und hilft ihnen beim Ausfüllen der Formulare. „Ich betreue in einem weiteren Projekt Familien aus dem arabischen Raum im Zusammenhang mit dem Kita-Besuch ihrer Kinder“, erzählt Alhalbouni. So ist er hier als Sprachmittler im Einsatz, wenn es um Fragen der Entwicklung des Kindes geht oder die Erzieher andere Fragen mit den Eltern klären möchten.

Unglaubliches Engagement: „Ich will einfach etwas zurückgeben.“

Weiter ist der angehende Erzieher auch im Vorstand des Verbandes der Migrantenorganisationen Halle (Vemo) und begleitet Patienten des Elisabeth-Krankenhauses sowie Flüchtlinge bei Behördenbesuchen. Ebenso betreut er bei der Freiwilligenagentur Bundesfreiwillige mit Migrationshintergrund.

Warum er so viel Zeit in ehrenamtliches Engagement investiert? Die Frage kann Alhalbouni klar beantworten: „Ich will einfach etwas zurückgeben, hier in Halle, wo ich studiert habe“, sagt er.

Hier in Deutschland sieht er nun auch seine Zukunft. Die deutsche Staatsangehörigkeit hat Bashar Alhalbouni angenommen, weil er ein großes Ziel hat: „Ich möchte später in einer Behörde in Deutschland arbeiten. Das geht aber nur als Deutscher“, sagt er. (mz)