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Burg-Studenten machen Müll zu Designerstücken Burg-Studenten machen Müll zu Designerstücken: Der "Supermüll" aus Halle

Von Nikta Vahid-Moghtada 26.06.2015, 09:18
Juri Spetter, Tom Hambrock und Heinrich Gade (von links) stellen ihre Designobjekte ab Sonntag in der Galerie Rauminhalt aus.
Juri Spetter, Tom Hambrock und Heinrich Gade (von links) stellen ihre Designobjekte ab Sonntag in der Galerie Rauminhalt aus. silvio kison Lizenz

Halle (Saale) - Juri Spetter steht vor einem alten Stromschrank aus schwerem Metall, den sein Kollege Heinrich Gade in eine Minibar umbauen wird. Alte Stahlrohre hat Gade bereits in ein verkupfertes Beistelltischchen verwandelt. „Wir wollen Gegenständen, die für die Ewigkeit gemacht sind, aber nicht mehr gebraucht werden, zu neuem Leben verhelfen“ , erklärt Spetter. „Supermüll“ heißt das Projekt von vier ehemaligen Design-Studenten.

Die alten Industrieschränke gehören zu den größeren Objekten, sagt Juri Spetter. „Es gibt so viele ausgediente Materialien, die aber zu schade sind, weggeworfen zu werden“, und er holt eine Lampe hervor: „Ich habe aus einem Abrisshaus 40 bis 50 alte DDR-Pressglaslampen gerettet.“ Aus diesen aufwendig hergestellten und besonders bruchsicheren Lampen baut er futuristisch anmutende Tischleuten, Schalen und Behälter. Er nennt sie Goonies: „Sie sind modisch und aktuell und bilden, trotz des recycelten Materials, etwas eigenständiges“.

Aus ausgedienten großen Werbebannern macht Tom Hambrock neue Klappstühle, Lampenschirme verschiedenster Größen, Papierkörbe und Rucksäcke. „Ich nutze natürlich auch die abgedruckten Grafiken“, sagt er und zeigt einen Turnbeutel, dessen Front ein Ausschnitt eines großen QR-Codes zeigt. Die Materialien erhalte er umsonst, etwa von Firmen und Werbeagenturen.

Dinge, die sonst auf dem Müll landen würden, erhalten eine neue Funktion - und damit setzen die Designer ein Zeichen gegen unserer Wegwerf-Gesellschaft, die pro Kopf und Jahr etwa 600 Kilogramm Müll erzeugt. Spetter fährt fort: „In unserer Arbeit geht es um die Umnutzung und Veränderung alter, robuster und hochwertiger Materialien.“ Die vier ehemaligen Produktdesign-Studenten der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle widmen sich dem Thema Upcycling und Nachhaltigkeit. Juri Spetter, Tom Hambrock, Ludwig Schilling und Heinrich Gade haben im selben Jahrgang studiert und 2013 abgeschlossen.

"Jeder kann mitmachen"

Die Idee, Upcycling-Design-Produkte herzustellen, haben sie schon im Studium entwickelt, sagt Spetter. „Wir sind alle Zugezogene, haben Stadt und Umgebung auf dem Rad erkundet.“ Und sie seien fasziniert gewesen von all dem Leerstand und ungenutzten Industriebauten. Nicht nur von der Hülle, sondern auch von den vergessenen Schätzen im Inneren der Gemäuer. Juri Spetter erzählt, wie er damit begonnen habe, Möbel und Produkte für sich selbst zu gestalten. „Aber als die eigenen vier Wände fertig eingerichtet waren, musste es irgendwie weitergehen.“ Und womit es weiterging, zeigen die Designer in den kommenden zwei Wochen. Am Sonntag öffnet in der Galerie Rauminhalt die Auftakt-Ausstellung zu ihrem Projekt Supermüll. „Auf unserer Webseite kann man unsere Sachen bald kaufen“, sagt Tom Hambrock, die Ausstellung läuft bis zum 11. Juli.

Die Produkte der Designer kosten zwischen zehn und einigen Hundert Euro. „Wir wollen ja auch, dass die Leute unsere Sachen kaufen“, sagt Spetter, und betont: „Jeder kann mitmachen.“ Die Supermüll-Plattform sei offen für alle Designer, die mit dem selben Grundgedanken gestalten. Weitere Infos gibt es hier. (mz)