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Bundespolizeiinspektion in Halle Bundespolizeiinspektion in Halle: Jagd auf Schleuser-Banden

Von Jan Schumann 05.09.2015, 19:22
Ein Bundespolizist hält mit einem Fernglas auf einer Autobahn Ausschau nach Schleuser-Fahrzeugen.
Ein Bundespolizist hält mit einem Fernglas auf einer Autobahn Ausschau nach Schleuser-Fahrzeugen. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Die Polizei in Mitteldeutschland steht vor einer neuen Herausforderung: dem Kampf gegen Schleuser. Gesteuert wird er von Halle aus. In der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung laufen die Drähte zusammen, wenn es um Festnahmen an der Autobahn, Pass-Fälscher und Personenkontrollen geht.

„Wir legen die Grundlage für die Kontrolleinsätze an den Straßen und die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten“, sagt Markus Pfau. Der Polizeirat ist der neue Chef in Halle, wenn es um das Aufbrechen der Schleuserstrukturen in Mitteldeutschland geht. Der 33-jährige bezog im August sein Büro nahe dem Hauptbahnhof, leitet nun 130 Beamte. Eine Außenstelle steht in Dresden - Sachsen gilt in Mitteldeutschland als Einfallstor für die Lastwagen der Schlepperbanden.

Über die A17 zwischen Dresden und Prag kommt ein Großteil der eingeschleusten Männer und Frauen in die neuen Bundesländer. Insgesamt sind es derzeit bis zu 200 Menschen, die täglich illegal nach Mitteldeutschland gebracht werden, teilt die Bundespolizei mit. Als zweiter Schwerpunkt für Schleuserkontrollen an Autobahnen hat sich Zwickau entwickelt.

230 festgenommene Schleuser verzeichnen die Beamten im laufenden Kalenderjahr in Mitteldeutschland, es sind bereits mehr als im Vorjahr. Wenn die Handschellen an der Autobahn klicken, beginnt in Halle die Arbeit. „Anhand von Telefonnummern, Kontaktdaten und Indizien versuchen wir, die internationalen Schleusernetzwerke aufzubrechen“, so Pfau.

Eine mühsame Arbeit: Schlepper fallen in den Bereich der Bandenkriminalität, Verschwiegenheit gehört zum Geschäft. Und das System ist auf Profit ausgelegt, sagt Pfau. Es gibt einiges zu verdienen, wie die aktuellen Berechnungen der halleschen Ermittler zeigen: 10.000 bis 15.000 Euro zahlt ein Syrer derzeit für eine Fluchtreise nach Europa. Der Schlepper verdient, der Flüchtling riskiert seine Gesundheit und sein Leben. Etwa 5.000 Euro bezahlen Flüchtlinge zudem für ein passendes Dokumentenpaket: Für diesen Preis gibt es einen gefälschten Pass samt Krankenkarte und Führerschein, so die Ermittler.

Auch dieses Nebenbei-Geschäft der Schleuser blüht: Erst in dieser Woche hatte der deutsche Zoll bestätigt, dass paketeweise Pass-Kopien aus Syrien beschlagnahmt wurden. Auch diese Informationen landen in Halle und auf Pfaus Schreibtisch, er pflegt die Kooperation mit Europol. Obwohl Bayern als deutschlandweiter Schwerpunkt für Schleuserkriminalität gilt, hält Halles Inspektionsleiter eine Verlagerung nach Mitteldeutschland für ein denkbares Szenario. „Zur Zeit können wir die Situation noch bändigen, doch wenn es deutschlandweit zu einer Verschiebung der Schleuserrouten nach Mitteldeutschland kommt, muss bei der Bundespolizei personell umgeplant werden.“ (mz)

Polizeirat Markus Pfau leitet die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung in Halle.
Polizeirat Markus Pfau leitet die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung in Halle.
Lutz Winkler Lizenz