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Brunnen in Halle: MZ-Serie Teil 1 Brunnen in Halle: MZ-Serie Teil 1: Denkmal für Zither-Reinhold

Von Silvia Zöller 31.03.2014, 07:04
Wolfgang Dreysse hat den Zither-Reinhold-Brunnen geschaffen. Wichtig waren ihm Anregungen und Kritik aus der Bevölkerung.
Wolfgang Dreysse hat den Zither-Reinhold-Brunnen geschaffen. Wichtig waren ihm Anregungen und Kritik aus der Bevölkerung. Archiv/Meinicke Lizenz

Halle (Saale)/MZ - In den nächsten Wochen werden die über 30 städtischen Brunnen bald wieder sprudeln - und dazu kommen noch etliche auf Geländen von Unternehmen und Einrichtungen. Zum Start der Brunnensaison stellt die MZ die Geschichte und Geschichten rund um die Wasserspiele der Stadt vor. Den Auftakt macht einer der markantesten Brunnen Halles: der Zither-Reinhold-Brunnen.

Ein hallesches Original

Zither-Reinhold kannte und liebte damals wohl jeder Hallenser: Das hallesche Original zog sommers wie winters durch die Straßen und unterhielt die Menschen mit seinen Liedern. 1964 starb er bei einem Verkehrsunfall. Doch der Bildhauer Wolfgang Dreysse machte den wahrscheinlich beliebtesten Hallenser quasi unsterblich: Er schuf den Zither-Reinhold-Brunnen, der 2002 auf der Leipziger Straße errichtet worden ist. „Die Geschichte des Mannes hat mich berührt“, sagt der 67-Jährige, der bis 2012 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein gelehrt hat.

Für Dreysse ist Zither-Reinhold, der mit bürgerlichem Namen Reinhold Lohse hieß, ein Phänomen. Mehr noch: „Er ist wie ein Engel.“ Denn auch wenn Zither-Reinhold durch eine Krankheit nur wenige Jahre zur Schule gehen konnte und durch die Krankheit stark beeinträchtigt war, so habe er Tag und Nacht selbstlos Musik gemacht. „Und das zu einer Zeit, in der Straßenmusik nicht üblich war.“

Erster Entwurf wurde abgelehnt

Selbst hat Dreysse das hallesche Original nicht mehr kennengelernt - Studenten und Kollegen an der Burg haben aber viel und oft vom ihm erzählt. Dennoch war für den Künstler der Weg zum fertigen Entwurf nicht einfach - trotz intensiver Recherchen über das Leben des Mannes, zu dessen Beisetzung rund 250 Hallenser kamen. Ein erster Entwurf war in einer Diskussionsrunde bei den entsetzten Saalestädtern durchgefallen. Dreysse erinnert sich: „Ein älterer Herr sagte in dieser Runde: Herr Professor, sie haben überall so schöne Sachen gemacht. Machen Sie uns auch ein schönes Denkmal für Zither-Reinhold.“

Das war für Dreysse die ausschlaggebende Anregung: Zu der bereits existierenden großen Figur des Zither-Reinholds schuf er die kleine. „Während die große Figur die inneren Werte, die Größe und den Mythos darstellt, so gibt die kleine die Wirklichkeit in Form des Zither spielenden Reinhold wieder“, erklärt er. Dieser zweite Entwurf war auch für Dreysse eine „absolute Steigerung“, so der ehemalige Burg-Professor. Diese Erkenntnis habe ihn in seiner Auffassung bestätigt, das der Dialog mit den späteren Nutzern von Kunst im öffentlichen Raum „unendlich wichtig ist“.

Angenommen, das ist keine Frage, wird der Zither-Reinhold-Brunnen auf alle Fälle. Das kann man auch an den blank gescheuerten Figuren sehen: Wer Silvester über die Skulpturen streicht, der wird das ganze Jahr Glück haben - glauben die Hallenser. Vielleicht, weil auch Zither-Reinhold trotz seiner Erkrankung immer ein kauziger, aber gut gelaunter und freundlicher Mensch gewesen ist.

Ein wenig von dieser Freude soll auch auf die Hallenser mit dem Brunnen ausstrahlen: Das Ensemble, auf dem die beiden Reinholds auf ihren Flügelkästen gelandet sind und unter dem das Wasser plätschert, eignet sich auch hervorragend zum Hinsetzen und Ausruhen. „Das sind die Dinge, die die Menschen brauchen.“

Das stadtbekannte Original: Zither-Reinhold.
Das stadtbekannte Original: Zither-Reinhold.
Archiv/Pieloth Lizenz