Brennpunkt Silberhöhe? Brennpunkt Silberhöhe Halle (Saale): Trinkertreff lässt Anwohner verzweifeln

Halle (Saale) - Mit allen Mitteln versucht die Silberhöhe seit Jahren, ihr negatives Image abzustreifen. Waldstadt, Rodelhügel, Grünanlagen - es gibt durchaus gute Nachrichten aus dem südlichen Stadtteil. Doch ein Problem wird nach Ansicht vieler Anwohner immer schlimmer: der Trinker-Treff zwischen Wittenberger und Wilhelm-von-Klewitz-Straße am Edeka-Markt. Unter dem Dachvorsprung treffen sich regelmäßig, auch schon am Vormittag, hauptsächlich Männer in abgerissener Kleidung mit Bier- und Schnapsflaschen in der Hand.
Trinkertreff in der Silberhöhe: Anwohner haben schon resigniert
Auch am Mittwochmorgen sind sie schon früh am Tag dort: Eine Gruppe drückt sich zwischen der Supermarkt-Rückseite und einem Blumenbeet herum, eine andere unmittelbar vor dem Eingang zur Kaufhalle. Manchmal wird es kurz laut, Kronkorken klimpern auf dem Gehweg. Immerhin: Randale, Geschrei oder gar Gewalt gibt es am Mittwoch nicht.
Passanten nehmen Notiz von dem jeweils rund einen Dutzend Männer, huschen aber schnell weiter. Bloß nicht ins Blickfeld der Trinker geraten oder gar mit ihnen diskutieren, scheint die Devise.Wie ein älterer Herr, der die Trinker jeden Tag sieht, im Gespräch mit der MZ sagt, hätten viele Bewohner schon resigniert und würden die Gruppen mehr oder weniger dulden - bislang.
Nach Brandstiftung: Wut in der Silberhöhe wird immer größer
Doch am Mittwoch gerät der Brennpunkt wieder in den Fokus. Nachdem in der Nacht zu Mittwoch nur 50 Meter vom Supermarkt entfernt ein Verkaufspavillon offenbar nach Brandstiftung in Flammen aufging, ist bei vielen Einwohnern der Silberhöhe die Geduld zu Ende.
Die Wut auf die Zustände, auf die Polizei und die Stadt, die vermeintlich nichts unternehmen, wird wieder größer. „Es wird seit Jahren immer schlimmer hier. Was sich hier abspielt ist menschenunwürdig“, sagt eine Anwohnerin, die aus Angst vor Übergriffen der ihrer Meinung nach gewalttätigen Trinker ihren Namen nicht nennen will.
Urinlachen, kaputte Schnapsflaschen, Unrat: Nicht Obdachlose sind das Problem
„Manchmal stehen Kinder bei den Trinkern, im Kinderwagen oder auch größere.“ Unter dem Dach-Vorsprung hätte im vergangenen Jahr sogar eine Familie ihre Einschulungs-Feier begangen - zwischen Urin-Lachen, abgebrochenen Schnapsflaschen und anderem Unrat. Ein Mann, der ebenfalls nicht genannt werden will, weiß zu erzählen, wie sich ein Trinker vor aller Augen auf die Straße hockte, sein Geschäft verrichtete und das nächste Bier im Supermarkt kaufte.
Dabei seien nicht Obdachlose das Problem, sagt der ältere Herr. „Das sind vor allem Hartz-IV-Empfänger, aber auch Leute mit Arbeit.“
Trinkertreff in der Silberhöhe: Freitags ist es besonders schlimm
Besonders schlimm sei es freitags, wenn Bauarbeiter von Montage kämen und sich am Supermarkt verabreden würden, meint der Mann, der schon seit Jahrzehnten auf der Silberhöhe wohnt. Früher hätten sich die Trinker wenigstens nur zufällig getroffen, heute würden sie sich per Handy miteinander verabreden und den Platz als ihr Wohnzimmer begreifen.
Dass die Lage sich bessert, daran glaubt der Mann nicht. Vor einiger Zeit habe es zwar ein Gespräch mit Polizei, Stadt und lokalen Vermietern gegeben, doch passiert sei seitdem nicht viel.
„Die Gleichgültigkeit von Menschen, denen es besser geht gegenüber den Einwohnern der Silberhöhe hat zugenommen“, sagt er. Vom Paulus- oder Mühlweg-Viertel lasse sich leicht sagen, dass auf der Silberhöhe doch alles in Ordnung sei. „Aber ich wünsche mir, dass die Leute, die das sagen mal zwei, drei Tage dabei sind“, meint der Mann. (mz)