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Feldbrände bei Halle Brände bei Halle (Saale): "Die Situation ist angespannt"

Von Dirk Skrzypczak und Oliver Müller-Lorey 05.07.2018, 07:58
Auf dem Spitzberg kämpften Feuerwehrleute stundenlang mit den Flammen. Immer wieder loderten Glutnester auf.
Auf dem Spitzberg kämpften Feuerwehrleute stundenlang mit den Flammen. Immer wieder loderten Glutnester auf. Dirk Skrzypczak

Hohenthurm/Brachwitz - Der beißende Qualm lässt die Augen tränen, die Hitze ist fast unerträglich. Auf dem Spitzberg bei Hohenthurm kämpfen Einsatzkräfte von 14 Feuerwehren am Mittwoch mit einem Großbrand in einem Waldstück. Und am Horizont steigen dicke Wolken auf. Es brennt gleichzeitig bei Brachwitz, nahe Lettin und in Dölau. „Die Situation ist angespannt. Täglich rücken wir wegen der Trockenheit drei- bis viermal aus, weil Felder in Flammen stehen“, sagt Landsbergs Stadtwehrleiter Marcus Sägling.

Kampf aus mehreren Richtungen gegen die Flammen bei Hohenthurm

Kurz nach 13 Uhr war der Alarm in der Leitstelle eingegangen. „Es brennt auf einer Fläche von drei bis vier Hektar“, sagt Sägling, der mit seiner Frau Stephanie, ebenfalls Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, den Einsatz koordiniert. Schnell ist klar, dass Landsberg mit seinen Wehren alleine diesen Kampf nicht gewinnen kann. Und so schickt die Leitstelle über Stunden weitere Verstärkung in die Flur bei Hohenthurm.

Dort wird die Löschwasserversorgung zur Herausforderung. Zwar kann Wasser aus einem Steinbruch direkt am Spitzberg gepumpt werden. Doch die Menge reicht nicht aus, zumal aus mehreren Richtungen gegen die Flammen angekämpft wird.

Und so pendeln Tanklastzüge zwischen Spitzberg und Hohenthurm hin und her. Der Wasservorrat reicht für etwa 30 Minuten, dann muss nachgebunkert werden. „Die Nachbarschaftshilfe ist großartig“, lobt Sägling. Man dürfe nicht vergessen, dass die Kameraden ehrenamtlich aktiv seien. „Da zehrt das Geschehen der vergangenen Tage an den Kräften.“

Warum der Funk der Feuerwehren Probleme macht

Auch aus Wiedemar (Kreis Nordsachen) kommt Hilfe. „Brände machen an Grenzen nicht halt. Wir wissen ja, dass uns die anhaltinischen Wehren im umgekehrten Fall auch helfen würden“, sagt Wiedemars Gemeindewehrleiter Wolfgang Wenzel. Bei der Zusammenarbeit vor Ort stellt sich ein echtes Problem heraus.

Die Wehren aus dem Saalekreis und aus Sachsen benutzen unterschiedliche Frequenzen und Codes im Digitalfunk. „Die Codes kennen wir nicht. Hier lässt uns die Politik im Stich. Wir bräuchten eine einheitliche Lösung“, so Wenzel. Da Brandschutz Ländersache sei, koche jeder sein eigenes Süppchen - ein Unding bei grenzübergreifender Hilfe.

Feldbrand in Brachwitz: Dramatische Szenen auf Pferderanch

Auch im Brachwitzer Ortsteil Schlossberg zwischen Brachwitz und Gimritz spielen sich am Mittwoch dramatische Szenen ab. Gegen 15 Uhr rollt eine Feuerwalze auf eine Pferderanch zu und droht auf das Gelände überzugreifen. Ein abgeerntetes Getreidefeld, insgesamt sollen es laut Polizei mehr als 100 Hektar gewesen sein, hat Feuer gefangen. Schuld soll eine Erntemaschine sein, die verbrannte, berichten Augenzeugen.

Rettungsaktion endete im Krankenhaus

Als die Flammen immer näher auf die Pferdekoppel mit rund einem Dutzend Tieren zukommen, reagiert die Besitzerin des Hofes. „Sie hat versucht, alle Leute zusammenzutrommeln, weil sie alleine nichts ausrichten konnte“, erzählt Jürgen Barth, ein Anwohner. „Kurz bevor das Feuer da war, konnte sie die Pferde auf eine andere Koppel in Sicherheit bringen, aber sie musste immer durch den dichten Rauch hindurch.“

Heike Pretzsch, eine Freundin der Ranch-Betreiberin, erzählt: „Sie ist durch den Stress und die pausenlose Anstrengung zusammengebrochen. Ich habe mich um sie gekümmert - mit stabiler Seitenlage - und sie mit Wasser abgetupft.“

Wie die Polizei mitteilt, wurden sowohl die Besitzerin der Ranch als auch zwei Mitarbeiter durch den Qualm verletzt. Zwei von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Immerhin: Weder der Hof noch Pferde kamen bei dem Feuer zu Schaden. Noch Stunden danach löschte die Feuerwehr Glutnester mit Feuerpatschen und Wasser, das umständlich aus dem Dorf herangefahren werden musste. Der Hydrant soll defekt gewesen sein.

Auch in Halle gab es mehrere Brände

Auch im halleschen Stadtgebiet gab es am Mittwoch mehrere Brände. So brannten am Pfingstanger im Süden vier Hektar Feld, Ursache sollen laut Polizei Mäharbeiten gewesen sein. Am Abend mussten über 20 Feuerwehrleute zum Heide-Ring und später in den nahe gelegenen Blumenau-Weg wegen Ödlandbränden ausrücken. Gegen 20.30 Uhr waren die Löscharbeiten dort abgeschlossen. (mz)

In Brachwitz brannte ein Feld. Ein Übergreifen der Flammen auf einen Reiterhof konnte in letzter Minute verhindert werden.
In Brachwitz brannte ein Feld. Ein Übergreifen der Flammen auf einen Reiterhof konnte in letzter Minute verhindert werden.
Leserfoto
Landsbergs Stadtwehrleiter Marcus Sägling und seine Frau Stephanie koordinierten den Einsatz am Spitzberg bei Hohenthurm.
Landsbergs Stadtwehrleiter Marcus Sägling und seine Frau Stephanie koordinierten den Einsatz am Spitzberg bei Hohenthurm.
Dirk Skrzypczak