Blaulicht auf der Saale Blaulicht auf der Saale: Mit der Wasserschutzpolizei in Halle auf Streifenfahrt

Halle (Saale) - Die junge Frau sucht scheinbar den besonderen Kick. Im schwarzen Bikini klettert sie unterhalb der Klausberge den Felsen hoch, will von weiter oben in die Saale springen. Polizeikommissar Klaus-Dieter Kocian drosselt die Fahrt des Streifenboots „Burgenland“.
Sein Kollege Ralph Rösiger, Stationsleiter der Wasserschutzpolizei in Halle, belehrt die Schwimmerin. „Hier hat es schon schlimme Unfälle gegeben. Bitte klettern Sie vorsichtig wieder herunter“, ruft der Polizeihauptmeister vom Deck aus hinüber zu dem Felsvorsprung. Szenen wie diese gehören im Sommer zum Alltag bei den Patrouillenfahrten der Polizei auf der Saale rund um Halle. Als Badegewässer ist der Fluss beliebt.
Wasserschutzpolizei in Halle: Viel Leichtsinn an Brücken
Besonders im Blick haben Rösiger und Kocian derzeit die Kröllwitzbrücke und die Brücke der Freundschaft zwischen Ziegelwiese und Peißnitz. „Wir werden immer wieder alarmiert, weil Personen von den Brücken in die Saale springen. Das ist sehr gefährlich und verboten“, sagt der Stationsleiter. Erwischt hat die Polizei bislang keinen der Springer. Taucht das Streifenboot auf, sind die Wagemutigen längst abgetaucht. 100 Meter vor und hinter sowie unter den Brücken ist das Baden untersagt.
Mit der Burgenland, die im Hafen Trotha vertaut ist, sind die Ordnungshüter bis vor die Tore Merseburgs unterwegs, flussabwärts geht es bei Bedarf bis in den Raum Bernburg. Das Polizeiboot steuert weiter, hin zum Trothaer Wehr. Ein Pärchen sitzt am Wehr unterhalb des „Katzenbuckels“ und lässt die Füße im Wasser baumeln. „Verboten ist das nicht, das Baden hier wie bei den Brücken aber schon“, erzählt Rösiger. Die Strömungen sind tückisch. Wer erwischt wird, dem droht ein Verwarngeld von 35 Euro.
Sechs Wasserschutzpolizisten gehören zur Station in Halle mit ihrer Außenstelle in Bernburg, allerdings besteht das Team in Halle derzeit nur aus Ralph Rösiger und Klaus-Dieter Kocian. „Ein Kollege ist im Ruhestand. Die Stelle in Halle wird aber nachbesetzt“, sagt Polizeidirektor Frank Riem, Der Chef der Wasserschutzpolizei in Sachsen-Anhalt. In den vergangenen Tagen herrschte Aufregung in der Öffentlichkeit. Nach dem Saalestammtisch in Halle kursierten Meldungen, dass die Station in Halle unterbesetzt sei und deshalb auf der Saale zunehmend eine Wild-West-Mentalität herrsche.
Von Sportbooten war die Rede, die über das Gewässer brettern und andere in Not bringen. Beim Thema Personal antwortet Riem salomonisch. „Natürlich können wir nicht überall gleichzeitig sind. Allerdings geht es auf den Gewässern doch sehr gesittet zu, bis auf wenige Ausreißer“, meint Riem. Zuletzt hatte es auf der Saale bei Naumburg einen schweren Unfall gegeben. Ein 29-Jähriger hatte sich auf einem Ring von einem Sportboot ziehen lassen. Bei einem Wendemanöver wurde der Mann ans Ufer geschleudert und schwer verletzt. Mehr als Tempo 16 sind auf der Saale nicht erlaubt. Ob das Boot schneller war, wird ermittelt.
Kein Blitzer für den Fluss
Rasern auf die Schliche zu kommen, ist nicht einfach, aber möglich. Einen Blitzer für die Saale wird die Polizei jedenfalls nicht anschaffen. Kosten und Nutzen würden nicht im Verhältnis stehen, heißt es. „Wir haben aber andere Möglichkeiten“, sagt Rösiger und zeigt auf Schilder am Ufer. Aller 200 Meter stehen diese Festpunkte. „Mit einer geeichten Stoppuhr messen wir die Zeit, die Boote für die Strecke benötigen und errechnen die Geschwindigkeit“, so Rösiger. Allerdings ist diese Messmethode umstritten.
Viel ist nicht los auf der Saale an diesem Tag. Hin und wieder ein Sportboot, Ausflugsdampfer, Tretboote, Kanus, kleine Kajütboote. Der Verkehr ist überschaubar. Große Binnenschiffe, die Bauteile wie zuletzt für den Chemiepark Leuna transportieren, sind selten. „Vor der Einführung des Euro war das noch anders, da war die Schifffahrt für Unternehmen aus Osteuropa hier noch attraktiv“, sagt Ralph Rösiger. Auf ihren Streifen kontrollieren die Polizisten beispielsweise die Fahrtüchtigkeit der Steuermänner und -frauen oder Rettungswesten auf den Fahrgastschiffen. Alltag und Routine.
Die Burgenland zieht sanft über den Fluss. Bei Bedarf könnte sie mit Tempo 30 durch die Wellen der Saale pflügen, doch für die Streifenfahrt lassen es die Beamten natürlich ruhig angehen. An Bord geht der Blick der Polizisten in diesen Tagen übrigens mindestens so oft hinunter zur Saale wie hinüber zum Ufer. Der Wasserstand fällt. Und mit den niedrigen Pegeln kommen mitunter auch Dinge zum Vorschein, die sonst im braun-grünen Wasser verborgen bleiben: Versenkte Autos wie vor vier Jahren in Schkopau, gestohlene Tresore oder aufgebrochene Zigarettenautomaten. (mz)

