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Beschallung wie in der Disco Beschallung wie in der Disco: Rangierbahnhof hält Anwohner wach

Von Tanja Goldbecher 10.04.2019, 07:32
Sieht schön aus, bereitet aber Probleme: Halles neuer Rangierbahnhof.
Sieht schön aus, bereitet aber Probleme: Halles neuer Rangierbahnhof. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Die Anwohner des Thaerviertels werden regelmäßig wie in einer Diskothek beschallt. Nur, dass sie sich dabei nicht auf einer Partymeile befinden, sondern nachts im Bett liegen und schlafen wollen. Die Arbeiten auf dem angrenzenden Rangierbahnhof erreichen teilweise einen Schallpegel von bis zu 90 Dezibel – ähnlich der Lärmkulisse von lauter Musik in einem Club. Diesen extrem hohen Wert hat eine aktuelle Analyse der Stadtverwaltung ergeben.

Rangierbahnhof hält Anwohner wach

72 Anwohner des Viertels hatten sich im Vorfeld über den Betriebslärm durch die neue Zugbildungsanlage beschwert. Sie forderten Nachbesserungen beim Schallschutz - vor allem vor dem Hintergrund, dass die Anlage im Moment noch nicht zu 100 Prozent ausgelastet ist. Sie gehen davon aus, dass die Lärmbelastung bei vollem Betrieb noch zunehmen wird.

Die Stadtverwaltung hat ihre Messungen im Gebäude an der Volhardstraße 5 vorgenommen. Die Daten wurden zwischen 22 Uhr und 5 Uhr erfasst, um die Belastung für die Anwohner während der Schlafenszeit festzustellen. In den Plänen für den neuen Rangierbahnhof sind die Behörden vor zehn Jahren von einem Pegel von 48,6 Dezibel ausgegangen. Gemessen wurden bei geöffneten Fenstern im März dieses Jahres 53 Dezibel.

Das Problem seien laut Verwaltung aber vor allem die extremen Ausschläge, die für ein paar Sekunden um die 90 Dezibel erreichen. Dieser hohe Lautstärkepegel würde zwar nur kurzzeitig auftreten, dafür zum Teil jedoch zwei- bis dreimal pro Stunde. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin können ab 85 Dezibel Hörschäden verursacht werden.

Gespräch mit der Deutschen Bahn für Lösungen

Für Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) sind die Ergebnisse der Analyse Grund genug, um nun tätig zu werden. „Selbst wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen beim Bau des Rangierbahnhof eingehalten wurden, müssen wir jetzt etwas unternehmen“, sagt der OB. Schließlich würden die Anwohner den Lärm von der Anlage wahrnehmen und davon beeinträchtigt werden.

Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, René Rebenstorf, hat unterdessen angekündigt, dass er mit der Deutschen Bahn das Gespräch suchen will. „Wir müssen herausfinden, welche zusätzlichen Maßnahmen die Bahn ergreifen kann, um die Lärmbelastung zu verringern“, sagt Rebenstorf. Die Bahn baue zwar bis Juli die erforderliche Lärmschutzwand.

Laut dem Beigeordneten könne jedoch auch mehr getan werden, als gesetzlich vorgeschrieben ist, um die Situation für die Anwohner zu verbessern. Für die Bürger im Thaerviertel ist jedoch nicht nur der neue Rangierbahnhof ein Ärgernis. Zusätzlich zu den Güterzügen verlaufen auch noch reguläre Bahnschienen mit Zugverbindungen zum Beispiel nach Berlin und Magdeburg entlang dieses Gebiets. (mz)