Berufswahl Berufswahl: Was einen jungen Mann am Beruf des Bestatters reizt

Halle (Saale) - Es gibt sie ja immer noch, die krisenfesten Berufe - und der Berufs des Bestatters gehört fraglos dazu. Gestorben wird immer. Andererseits: Bestatter als Berufswunsch? Das steht dann wohl doch eher selten ganz oben auf der Wunschliste junger Leute, auch wenn der Beruf durch die preisgekrönte US-Serie „Six Feet Under“ über eine Bestatterfamilie fraglos ins Blickfeld vieler gerückt wurde.
Florian Götze indes zögert nicht zu sagen: „Ich bin in meinem Traumberuf gelandet.“ 21 Jahre ist er alt, seit Dezember arbeitet er als Bestattungsgehilfe beim Trothaer Bestattungshaus. „Der Mann ist ein Glücksgriff“, sagt seine Chefin Elke Neumann.
Einen kleinen Umweg in den Beruf hat Götze indes schon genommen. Zunächst nämlich absolvierte er eine Lehre zum Garten- und Gartenlandschaftsbauer. Diese Ausbildung schloss er nach drei Jahren erfolgreich ab. Dann allerdings stand der Winter vor der Tür - und Götze wurde von seinem Betrieb freigestellt.
Kontaktaufnahme
Anstatt nur herumzusitzen, fing er an, sich nach Alternativen umzusehen - und nahm auch Kontakt zu Bestattungsinstituten auf. Auf Friedhöfen hatte er bereits während seiner Ausbildung zum Gärtner regelmäßig zu tun. „Der Umgang mit Verstorbenen hat mich eigentlich schon immer interessiert“, sagt er.
Seine „Vorbildung“ kommt ihm nun zugute. Tatsächlich gibt es zahlreiche Überschneidungen in den beiden Berufsbildern: Mit Bereichen wie Trauerfloristik oder auch Grabmachertechnik kam Florian Götze schon während der Gärtnerlehre in Berührung, so dass er sich nun „nur“ noch einige spezielle Qualifikationen für Bestatter zulegen muss.
Das Thema „hygienische Versorgung von Verstorbenen“ ist eine davon. Dass er einen eher ungewöhnlichen Beruf gewählt, weiß der junge Mann. Was genau es ist, das ihn fasziniert, kann er allerdings gar nicht so richtig ausdrücken. „Ich finde es einfach schön, Menschen in ihrer Trauer zu helfen“, sagt er.
„Helfer-Syndrom“
Vielleicht besitzt er einfach auch jenes „Helfer-Syndrom“, das Elke Neumann als durchaus hilfreich für die Berufsausübung bezeichnet. Dazu passt, dass der junge Mann sich bereits seit seinem neunten Lebensjahr bei der freiwilligen Feuerwehr Diemitz engagiert. Florian Götze fühlt sich wohl bei seinem Arbeitgeber, dem Trothaer Bestattungshaus, das dieser Tage übrigens auch sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Götze weiß: Diesem Beruf muss man sich mit Haut und Haaren verschreiben. Jederzeit und mitten in der Nacht kann er zu einem Verstorbenen gerufen werden. Geklagt über die ungewöhnlichen Arbeitszeiten habe er noch nie, lobt seine Chefin.
Und wie lebt man mit der Allgegenwart des Todes? Zumal es neben den friedlich eingeschlafenen Menschen ja auch jene gibt, die erst nach Tagen oder Wochen gefunden werden. Ganz zu schweigen von Unfallopfern. Da bleibe nicht viel Zeit, um sich groß Gedanken zu machen, sagt Florian Götzes Kollege Roland Neumann.
Entscheidung treffen
Man müsse die Situation vor Ort so nehmen wie sie nun mal ist - und dann die Entscheidung treffen, wie mit dem Leichnam zu verfahren ist.
In Roland Neumann hat Florian Götze mehrere Jahrzehnte personifizierter Bestatter-Erfahrung an seiner Seite. Neumann, Ehemann von Institutschefin Elke Neumann, ist inzwischen 73 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er längst noch nicht. Auch er findet nur lobende Worte für den jungen Kollegen.
So mancher, der sich für den Beruf interessiert, springt schnell wieder ab, wenn er merkt, wie aufreibend er sein kann. Auch die körperlichen Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen: Wer einen Sarg aus dem fünften Stock eines Wohnhauses heruntergetragen hat, weiß, was er geleistet hat. (mz)
Das Bestattungshaus lädt am 5. Juni von 11 bis 14 Uhr zu einer Jubiläumsfeier in die Trothaer Straße 18 ein.