Beitrag der Uni zum Klimawandel Beitrag der Uni zum Klimawandel: Sollen Forscher auf Flüge verzichten?

Halle (Saale) - Wissenschaft lebt vom Austausch, auch über Ländergrenzen hinweg. Forscher fliegen nach China, Spanien oder nach England, um dort an Konferenzen oder einem Forschungsprojekt teilzunehmen. Aber wie vertragen sich diese Flugreisen mit dem ökologischen Fußabdruck, den sie dabei hinterlassen? Reichen nicht auch Videokonferenzen, um so einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?
Welchen Beitrag kann die Universität Halle zum Klimawandel leisten
Das war eine von vielen Fragen, die am Donnerstagabend in einer Diskussion im Löwengebäude erörtert wurden. Die Runde mit den Studierenden Pia Jorks und Tilmann Samson, mit Uni-Rektor Christian Tietje sowie der Dekanin der Philosophischen Fakultät I, Petra Dobner, war Teil eines ungewöhnlichen Marathons: Mitglieder von „Students for Future“ hatten in dieser Wochen über 40 zum Teil hochkarätig besetzte Veranstaltungen organisiert, in denen es um den drohenden Klimakollaps und um die Frage ging, wie dieser noch gestoppt werden kann.
Und welchen Beitrag die Universität Halle dazu leisten muss. Die Studierenden haben dazu klare Vorstellungen. „Die Uni sollte bei der Nachhaltigkeit eine Vorbildfunktion“ übernehmen, sagte am Donnerstag Pia Jork, die im September am Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York teilgenommen hatte. Der Klimawandel sei nicht nur das bestimmende Thema in den Naturwissenschaften, er müsse im gesamten Forschungsbetrieb - also auch in den Geisteswissenschaften - eine viel größere Rolle spielen, forderte Tilmann Samson.
Uni Halle schafft Stabsstelle für Nachhaltigkeit
Bereits am Mittwochabend hatten 400 Studierende in einer Vollversammlung einen langen Forderungskatalog an das Rektorat verabschiedet. So soll unter anderem eine „lösungsorientierte Klimaforschung“ ein zentraler Punkt in der wissenschaftlichen Arbeit werden. Die Co2 -Bilanz der Hochschule müsse bis spätestes 2025 auf null gebracht und ein Nahverkehrsticket für Mitarbeiter subventioniert werden. Wie reagierten Rektor Tietje und Dekanin Dobler auf die Forderungen? Mit großer Sympathie, wenn sie auch nicht mit jedem Punkt übereinstimmen. Das Rektorat habe, so Tietje, als ersten Schritt eine Stabsstelle für Nachhaltigkeit geschaffen, nun gelte es eine Strategie zum Klimaschutz zu entwerfen.
2020 werde auf dem Campus in Heide-Süd wahrscheinlich die erste E-Tankstelle eröffnet, im Fuhrpark sollen E-Transporter angeschafft werden. Dabei handele es sich nicht um Plazebos. Nachhaltigkeit und Klimaschutz stünden dauerhaft ganz oben auf der Prioritätenliste. Gemeinsam würdigten Tietje und Dobler das Engagement der Studenten, davor könne man nur Hochachtung haben. Die Dekanin wies zudem auf den Ernst der Lage hin. Beim Klimawandel handele es sich nicht um eine Krise. Dieses Wort verharmlose die große Gefahr, die von der Erderwärmung ausgehe. (mz)