Behinderten-WG in Halle Behinderten-WG in Halle: Herr in eigenen vier Wänden

Halle (Saale)/MZ - Der Verein „Lebenshilfe“ hat in der halleschen Südstadt eine Trainingswohnung für geistig Behinderte eingerichtet. Dort lernen erst zwei Männer und später zwei Frauen, eigenständig zu wohnen, um nach dem Projekt in eigene vier Wände ziehen zu können.
Sechs Monate lang werden Tom Rothe und Patrik Neustedt - die ersten Bewohner - in der Grenobler Straße in der Trainingswohnung leben. Einmal am Tag kommt ein Betreuer und schaut nach dem Rechten - aber einkaufen, rechtzeitig aufstehen und was sonst noch zu einem selbstständigen Leben gehört, darum müssen sich die beiden selbst kümmern. In einem Vorbereitungskurs haben sie bereits gelernt, wie man Ordnung hält, putzt und die täglichen Probleme bewältigt. Denn für Behinderte ist das nicht immer einfach.
"Ich freue mich auf die Wohnung"
Und nun wird es für die beiden ernst. „Ich freue mich auf die Wohnung und bin schon ziemlich aufgeregt“, sagt Tom Rothe, der sein Schlafzimmer schon eingerichtet hat. Vom Fenster aus blickt er hinaus ins Grüne. Bis jetzt lebt er noch in einem Kinderheim, obwohl er schon 25 Jahre alt ist. „Dort möchte ich nicht mehr wohnen“, sagt er.
Tom und sein zukünftiger Mitbewohner arbeiten als Beiköche in einer Behindertenwerkstatt und verdienen ihr eigenes Geld, mit dem sie ihren täglichen Lebensunterhalt bestreiten. Um die Miete für die Trainingswohnung müssen sie sich aber keine Sorgen machen. „Die Kaltmiete wird durch die HWG übernommen“, sagt Enrico Beyer, der sich um die Weiterbildung der Werkstätten-Mitarbeiter kümmert. Er ist weniger ein Betreuer für die Behinderten als eine Vertrauensperson.
Nicht nur die HWG sondern auch andere hallesche Unternehmen und Vereine - etwa die Wohnungsgenossenschaft Halle-Süd, die SHS Energiedienste, die die Straßenlaternen betreiben, und die Energiegemeinschaft - unterstützten den Verein „Lebenshilfe“ mit 1 770 Euro für eine neue Küche. Das Küchenstudio Micheel übernahm für die Kochstelle die restlichen Kosten.
Ob sie zukünftig auch häufig genutzt wird? Immerhin sind die beiden Bewohner Köche. „Ich denke schon, dass wir oft kochen werden. Das ist billiger und leckerer als Pizza bestellen“, sagt Tom.