Bauunternehmer Horst Siewert Bauunternehmer Horst Siewert: Nach Ärger mit Stadtverwaltung keine Investitionen mehr in Halle

Halle (Saale)/MZ - Es gab Sekt, Bier und Würstchen, nette Worte und Glückwünsche: Am neuen Einkaufszentrum in Halle-Büschdorf ist am Donnerstag Richtfest gefeiert worden. Dennoch ist Bauherr Horst Siewert aus Reutlingen bei Stuttgart sauer. Für den 69-Jährigen ist es das letzte Vorhaben in Halle. In der Stadt wolle er keinen Euro mehr investieren - aus Ärger über die seiner Meinung nach investorenunfreundliche Arbeit der Verwaltung.
„Was wir mit dem Fachmarktzentrum erlebt haben, ist extrem“, sagte Siewert. So seien von den planerischen Vorgesprächen bis zur Baugenehmigung im Herbst 2013 rund zweieinhalb Jahre vergangen. Das ist viel zu lange, meint Siewert. Neben mehreren weiteren unnötigen bürokratischen Hürden, die das Rathaus aufgebaut habe, sei allein auch durch einen Streit mit einem Bauamtsmitarbeiter eine Verzögerung von fast einem halben Jahr entstanden. Dabei ging es um unterschiedliche Berechnungen zur künftigen Fahrzeugfrequenz und um die Frage, ob an der Zufahrt zum Einkaufszentrum an der Delitzscher Straße eine Ampel gebaut werden muss. „Der Mann ist von 5 200 bis 5 400 motorisierten Kunden ausgegangen. Unser Gutachter ist auf 2 400 gekommen“, so Siewert. Letztlich sei die Stadt seinem Vorschlag gefolgt, die Verkehrssituation ein Jahr lang zu beobachten und bei Bedarf später eine Ampel zu errichten.
Siewert hat das Bild Halles seit der Wende mit geprägt. Rund 500 Wohnhäuser im Gesamtwert von etwa 100 Millionen Euro habe er gebaut und vermarktet. Planungsdezernent Uwe Stäglin wies Siewerts Kritik zurück. Die Dauer bis zur Baugenehmigung sei eine Folge der komplizierten planungsrechtlichen Voraussetzungen am Baustandort. „Der Investor wurde intensiv beraten, um die schnellstmögliche Lösung zu finden“, so Stäglin. Siewert behauptet, der von ihm beschriebene Arbeitsstil sei seit Amtsantritt von OB Bernd Wiegand (parteilos) typisch für die Verwaltung. Eine Einschätzung, die unter Branchenkollegen nicht geteilt wird. Teilweise Rückendeckung bekommt Siewert aber von Bauentwickler Bernd Weisenburger, der in Halle seit 1990 ebenso über 100 Millionen Euro in Wohnhäuser investiert hat. Ihm zufolge stimme im Gegensatz zu anderen Städten in Halle die Einstellung einiger Rathaus-Mitarbeiter nicht. „Es wird zuerst gezeigt, was alles nicht geht“, so Weisenburger. Bisher habe es kein OB vermocht, diesen „Geist“ auszutreiben.
Rathauschef Wiegand verwies auf seine Verwaltungsstrukturreform, nach der das neue „Dienstleistungszentrum Wirtschaft“ zentraler Anlaufpunkt für Investoren sein soll. „Die Rückmeldungen, die ich erhalte, sind positiv. Natürlich prüfen wir laufend, wie wir Abläufe verbessern können.“
Das Einkaufszentrum soll im August öffnen. Die Mieter: Modeanbieter NKD, die Drogeriekette DM, Haushaltsdiscounter Pfennigpfeiffer, ein Fleischer, ein Friseur und die Volksbank mit einem SB-Terminal.