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Bauprojekt Solarpark Bauprojekt Solarpark: Gibt es bald Sonnenstrom vom Ascheberg?

Von Robert Briest 18.07.2017, 10:16
Brachland entlang der Straße nach Trotha: Die EVH will hier einen Solarpark errichten.
Brachland entlang der Straße nach Trotha: Die EVH will hier einen Solarpark errichten. SWH

Halle (Saale) - Am Nordrand von Halle erstreckt sich eine Hochebene. Gräser und Sträucher wuchern darauf, Büsche wachsen an den Hängen. Die sind allerdings nicht besonders lang, dann die 14 Hektar große Ebene ragt nur wenige Meter aus der flachen Umgebung hervor. Es handelt sich dabei um die Aschedeponie des ehemaligen Kohlkraftwerks Trotha. Die möchte die Energieversorgung Halle (EVH) wieder einer sinnvollen Verwendung zuführen. Die Stadtwerke- tochter plant, auf dem Areal einen Solarpark anzulegen.

Dessen avisierte Ausmaße sind durchaus stattlich: Die aktuellen Pläne sehen 145 Solar-Wechselrichter und insgesamt 38.280 Solarmodule vor, die am Ende eine Spitzenleistung von knapp zehn Megawatt erreichen sollen. „Das ist genug für 4.000 Haushalte“, rechnet EVH-Geschäftsführer Olaf Schneider vor. Er verspricht dadurch eine Einsparung von 5.500 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr.

Bis zu 5.000 Interessenten

Simpler ist der Umrechnungskurs von Investitionskosten in spätere Leistung. Ein Watt kostet einen Euro. Entsprechend plant die EVH mit einer Investitionssumme von zehn Millionen Euro. Die will der kommunale Energieversorger allerdings nicht nur allein tragen. „Wir wollen das gern als Bürgerbeteiligungsprojekt machen“, sagt Schneider: „Die Idee ist das Projekt auch für Kleinstbeträge zu öffnen.“ So sollen Energiesparbriefe mit fester Verzinsung angeboten werden, bis zu 5.000 Interessenten könnten sich beteiligen.

Schneider sieht in der Verwendung einer Aschehalde als Solarpark auch ein Symbol für die Energiewende. Das Kraftwerk in Trotha wandelte bis 1995 Kohle in Rauch, Asche und elektrische Energie um. Seither wurde es mehrfach umgebaut. Mittlerweile ist dort seit 2013 eine moderne Anlage mit Gas-Wärme-Kopplung installiert. Ab 2018 soll nach EVH-Plänen nebenan die Stromerzeugung aus Sonnenenergie anlaufen.

Bebauungsplanverfahren für den Solarpark Sennewitz

Einen ersten wesentlichen Schritt hat das Vorhaben am Mittwochabend im Rathaus von Wallwitz genommen. Dort stimmte der Gemeinderat Petersberg der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für den Solarpark Sennewitz – wie das Projekt heißt – zu. Der Gemeinderat ist zuständig, da die Aschehalde jeweils zur Hälfte in der Stadt Halle und der Gemeinde Petersberg liegt. Die Zustimmung des Gremiums war allerdings alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Mehrfach hatte die Verwaltung die Vorlage wieder von der Tagesordnung genommen, da sich die Ortschaftsräte in Sennewitz zierten. Drei Mal versagten sie dem Projekt ihre Zustimmung. „Beim ersten Anlauf konnte man das Gefühl bekommen, die EVH sei etwas blauäugig an die Sache herangegangen“, berichtet Sennewitz’ Ortsbürgermeister Hans-Joachim Niehle (parteilos).

Die Einwände der Räte

Zumindest unterschätzten die Verantwortlichen wohl die möglichen Einwände der Räte, denn nach Schneiders Einschätzung könnte die Gemeinde mit dem Gelände ohnehin nicht viel anfangen. Es ließe sich darauf weder bauen noch etwas anbauen. Doch die Räte sorgten sich etwa um das Wild. Wenn wie geplant ein zwei Meter hoher Zaun das Areal umziehe, könnte dieses nicht mehr passieren, lautete ein Einwand. Ein anderer, dass dieser Zaun ohnehin kein schöner Anblick sei. Zudem fragten sich die Mitglieder des Ortschaftsrats, laut Niehle, was die Anlage für Sennewitz denn finanziell bringe. Zwei Nachbesserungsversuche der EVH reichten dem Rat nicht. Erst auf der jüngsten Sitzung konnte ein Durchbruch erzielt werden. Für das Wild soll es Schneisen geben und die Ortsfeuerwehr soll im Brandfall als erste anrücken, wofür es dann eine entsprechende Entschädigung gebe.

Als nächsten Schritt benötigt die EVH nun einen ähnlichen Beschluss des halleschen Stadtrats. Schneider dürfte dabei wohl hoffen, dass dieser etwas weniger verhandlungsfreudig ist. (mz)